Schicksalstage - Liebesnächte (German Edition)
hatte sich nie sonderlich vor dem Tod gefürchtet, aber es machte ihm Angst, Ashley Gefahren auszusetzen, die sie unmöglich einschätzen konnte. Tanner und ihr Bruder würden versuchen, sie zu beschützen, und beide waren nicht zu unterschätzen. Aber spielten sie in derselben Liga wie Lombard und seine Schergen?
Lombard wäre keinem der beiden gewachsen, sollte es zu einem Kampf kommen, in dem er sich einem der beiden allein stellen müsste. Aber für eine faire Auseinandersetzung zwischen zwei Männern war er zu feige.
Die Mitteilung, dass sein Knochenmark von einem Gebräu aus Dschungelpflanzenextrakten und Chemikalien zersetzt wurde, machte Jack zu schaffen, vor allem gepaart mit der Neuigkeit vom Tod seiner Mutter.
Kurz nach Mitternacht fuhr ein Taxi vor dem Haus vor.
Nervös beobachtete er vom Fenster im Arbeitszimmer aus, wie Vince vom Beifahrersitz stieg und die hintere Tür auf der Bordsteinseite öffnete.
Rachel kletterte heraus und baute sich kess mit den Händen in den Hüften auf dem Bürgersteig auf. Ardith folgte ihr zögerlich und in gebeugter Haltung. Sie war in einen schwarzen Trenchcoat gehüllt und hatte den Kopf mit einem Schal vermummt.
Das Taxi fuhr davon; Vince führte seine Schützlinge zum Haus.
Schnell öffnete Jack die Tür. Rachel stürmte energiegeladen an ihm vorbei, Ardith folgte ihr mit schleppendem Schritt.
Sobald Vince die Veranda erreichte, fragte Jack verärgert: „Wieso ein Taxi?“
„Ganz einfach: je auffälliger, desto weniger verdächtig. In aller Öffentlichkeit versteckt man sich am besten.“
Jack beschloss, es vorläufig dabei bewenden zu lassen, weil Rachel ihn unablässig am Hemd zupfte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.
„Ich heiße jetzt Charlotte“, verkündete sie, „aber du darfst mich immer noch Rachel nennen, wenn du willst.“
Er grinste. Am liebsten hätte er das Kind auf die Arme gehoben, aber er hielt sich zurück. Nach dem Gespräch mit Lombard konnte er die Schreckensvision nicht abschütteln, dass seine Knochen hohl wurden und bei der geringsten Anstrengung nachzugeben drohten. Er musste seine Kräfte schonen, um das Unvermeidbare hinauszuzögern.
Mach dich nicht verrückt, sagte er sich. Mit etwas Glück lebte er lange genug, um in einem Krankenhaus testen zu lassen, ob eine Knochenmarktransplantation infrage käme. Bis dahin galt es, andere Prioritäten zu setzen. Wie Ashley, Rachel und Ardith zu beschützen.
„Habt ihr Hunger?“, fragte er und dachte an den Gefrierschrank voller Crêpes und anderer Köstlichkeiten. Wie schön muss es sein, wie ein normaler Mensch zu leben – Ashley zu heiraten, in diesem Haus zu wohnen, für immer in dieser idyllischen Kleinstadt zu bleiben …
„Ja!“, rief Rachel. „Ich habe ganz viel Hunger.“
„Ich hätte auch nichts dagegen, etwas zwischen die Zähne zu kriegen“, sagte Vince.
Ardith murmelte matt: „Ich bin nur müde.“
Jack sah ihr die Erschöpfung an, ebenso wie ihre tiefe Verzweiflung. Sie wirkte spindeldürr, mindestens zehn Pfund leichter als bei ihrer letzten Begegnung, obwohl sie damals schon kein Gramm Fett zu viel gehabt hatte. Trotz des voluminösen Regenmantels zitterte sie.
Er blieb am Fuß der Treppe stehen. „Geht ihr beide schon mal in die Küche“, trug er Vince und Rachel auf. „Nehmt euch, was ihr wollt. Aber haltet euch von den Fenstern fern.“ Obwohl er in versöhnlichem Ton sprach, gab er Vince mit einem finsteren Blick zu verstehen, dass die Sache mit dem Taxi noch nicht ausgestanden war.
Er hielt sich nicht für einen strengen Arbeitgeber. Sicher, seine Anforderungen waren hoch, aber er zahlte auch Spitzenlöhne, Krankenversicherungsbeiträge und großzügige Renten für seine wenigen, sorgfältig ausgesuchten Mitarbeiter. Dafür tolerierte er keine Fahrlässigkeit.
Vince verstand den Wink und verzog das Gesicht. Ohne Widerworte verschwand er mit Rachel in der Küche.
Jack drehte sich zu Ardith um, legte ihr eine Hand auf den Rücken und schob sie die Treppe hinauf. „Wie geht es Ihnen?“
„Ich habe furchtbare Angst“, sagte sie mit gesenktem Kopf.
Selbst durch den Trenchcoat und die Kleidung darunter spürte er jeden einzelnen ihrer Wirbel unter den Fingern.
Auf dem Treppenabsatz platzte sie heraus: „Wann ist es endlich vorbei, Jack?“ Sie starrte ihn an. Ihre Augen waren groß und dunkel vor Kummer und Angst. „Wann kann ich endlich zu meinem Mann und meinen Kindern zurück?“
„Sobald es nicht mehr gefährlich
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