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Schicksalstage - Liebesnächte (German Edition)

Schicksalstage - Liebesnächte (German Edition)

Titel: Schicksalstage - Liebesnächte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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hast doch nichts falsch gemacht“, sagte Olivia liebevoll mit Tränen in den Augen. „Als Brad weit weg und mit seiner Karriere beschäftigt war, habe ich Big John an seinem Totenbett versprochen, mich um dich und Melissa zu kümmern, und ich beabsichtige, mein Wort zu halten.“
    „Aber ich bin kein kleines Kind mehr.“
    Olivia antwortete nicht. Sie konzentrierte sich darauf, sich John – oder Sam – an die Schulter zu betten und den winzigen Rücken zu tätscheln. Sobald das Bäuerchen kam, übernahm Tanner das Baby und trug es hinaus. Sie packte die Decke beiseite, richtete ihre Kleidung, streichelte Ginger zärtlich den Kopf und schickte sie dann zurück in das Körbchen.
    „Du wirst bestimmt eine wundervolle Mutter“, meinte Ashley.
    „Lenk nicht vom Thema ab. Sag mir lieber, ob du Jack wirklich liebst.“
    „Ich fürchte, ja. Und ich glaube, dass es für immer ist.“
    „Hat er denn vor, diesmal zu bleiben?“
    „Er hat das Zimmer für zwei Wochen bezahlt.“
    „Zwei Wochen? Das ist alles?“
    „Das ist immerhin etwas.“ Ashley versuchte zu scherzen. „Falls wir uns entschließen, uns dauerhaft zusammenzutun, werde ich ihm Unterkunft und Verpflegung nicht in Rechnung stellen.“
    Olivia lächelte nicht einmal. „Was ist, wenn er wieder fortgeht?“
    „Ich denke, die Chancen stehen gut, dass er es bald tut“, gestand Ashley ein. Dann, ohne nachzudenken, legte sie sich eine Hand auf den Bauch.
    „Bist du etwa schwanger ?“
    „Es ist noch zu früh, um das festzustellen. Es sei denn, es gibt einen Test für den zweiten Tag, von dem ich noch nichts gehört habe.“
    „ Ungeschützter Sex? Was denkst du dir bloß?“
    „Ausnahmsweise nichts. Und das ist eine Wohltat.“
    „Was ist, wenn du ein Baby kriegst? Möglicherweise wird Jack nicht da sein, um dich zu unterstützen.“
    „Ich werde es schaffen. Genau wie viele andere Frauen schon seit der Steinzeit, wenn nicht länger.“
    „Ein Kind braucht seinen Vater.“
    „Das sind die Worte einer sehr glücklichen Ehefrau mit einem Mann, der sie anbetet“, entgegnete Ashley ohne jede Spur von Boshaftigkeit.
    Tanner kam zurück, reichte Olivia die Hände und zog sie aus dem Schaukelstuhl. „Zeit für dein Schläfchen.“
    Sie widersprach nicht, doch sie fixierte Ashley mit einem durchdringenden Blick und sagte warnend: „Das Thema ist noch nicht erledigt.“
    Schatten um Schatten senkte sich die Nacht herab.
    Ashley hatte wie versprochen angerufen, aber nur wenige steife Worte mit Jack gewechselt.
    Dass sie sich distanziert gab, wunderte ihn nicht. Schließlich war sie aus ihrem eigenen Haus verbannt worden – von einem Mann, der dort eigentlich gar nichts zu suchen hatte.
    Allmählich wurde er nervös. Denn seit Vinces kurzem Anruf gleich nachdem er mit den beiden aufgebrochen war, hatte er seit geraumer Zeit nichts mehr über den Verbleib von Ardith und Rachel gehört.
    Zum Glück schien das Gift allmählich abzuklingen, obwohl er immer noch in unregelmäßigen Abständen Schweißausbrüche bekam, gepaart mit Schwächeanfällen.
    Um sich die Wartezeit zu verkürzen, loggte Jack sich wieder in die Website seines Vaters ein und klickte die Rubrik Partner an.
    Da waren sie, seine Brüder. Dean und Jim. Bei ihrer letzten Begegnung hatten sie die Mittelstufe besucht. Er erinnerte sich an sie als Möchtegerncasanovas mit Zahnspangen und Akne. Nun sahen sie wie Moderatoren von Dauerwerbesendungen aus.
    Er schmunzelte.
    Ein Anhang zeigte einen Schnappschuss von Bryce, dem Jüngsten, der mutig mit der Familientradition brach und Augenoptik studierte.
    Jack wurde natürlich mit keinem Wort erwähnt. Auch von seiner Mutter fehlte jede Spur. Das beunruhigte ihn, denn sein Vater hatte stets großen Wert auf Familienzusammenhalt gelegt.
    Welche Enttäuschung muss ich für ihn sein!
    Er gab die Internetadresse der Bibliothek ein, die seine Mutter geleitet hatte, als er zur Militärakademie geschickt geworden war. Er hoffte, dort ein Foto von ihr zu finden.
    Auf der Startseite befand sich ein Porträt der Geschäftsführerin. Doch es war nicht seine Mutter.
    Mit gerunzelter Stirn gab er ihren Namen – Marlene Estes McKenzie – in die Suchmaschine ein. Er stieß auf einen Nachruf, der drei Jahre zuvor datiert war, eine Woche nach ihrem dreiundfünfzigsten Geburtstag. Das Foto war alt, eine Nahaufnahme aus einem lang zurückliegenden Familienurlaub. Es brachte ihr strahlendes Lächeln und ihre leuchtenden Augen hinter den Brillengläsern gut zur Geltung.

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