Schicksalstage - Liebesnächte (German Edition)
zu.
Sie hörte auf zu weinen, setzte sich auf und wischte sich mit beiden Händen die Tränen vom Gesicht. „Weil ich deinen Daddy und deine Geschwister vermisse.“
„Ich vermisse sie auch.“
„Ich weiß, Liebling.“ Ardith brachte ein kleines zittriges Lächeln zustande. „Habe ich da etwas von Eintopf gehört? Das ist jetzt genau das Richtige.“
Rachels Aufmerksamkeit galt inzwischen dem Kamin, und sie rief begeistert: „Wir haben unser eigenes Feuer?“
Jack dachte zurück an die fünf Tage mit ihr im südamerikanischen Dschungel, nach ihrer Befreiung von Lombards abgelegenem Anwesen. Sie hatten drückend heiße Tage mit Moskitos, Schlangen und schnatternden Affen, die gern mit allerlei Gegenständen um sich warfen, ebenso verkraften müssen wie lange dunkle Nächte im Freien, ohne jeglichen Schutz, über ihnen nur der Sternenhimmel. Doch Rachel hatte sich nicht ein einziges Mal beklagt, sondern unaufhörlich über all die Dinge geplappert, die sie ihrer Mommy, ihrem Stiefvater und ihren kleinen Geschwistern erzählen wollte, wenn sie wieder nach Hause kam.
Mit rauer Stimme bestätigte er: „Ja, dieses Feuer habt ihr ganz für euch allein.“
Er tauschte einen bedeutungsvollen Blick mit Ardith, und dann gingen sie alle hinunter in die Küche, um sich zu stärken.
Dunkelheit herrschte im Mountain View Bed and Breakfast .
Hinter Ashley lag eine anstrengende Nachtfahrt durch tiefen Neuschnee. Wegen der schlechten Wetterbedingungen hatte sie ihren Kleinwagen gegen Olivias zugigen Geländewagen getauscht – heimlich, weil ihr Verschwinden von der Starcross Ranch gegen den Beschluss des Familienrats verstieß. Zitternd vor Kälte und Erschöpfung betrat sie das Haus durch den Hintereingang und griff nach dem Lichtschalter.
„Keine Bewegung!“, befahl eine männliche Stimme.
Eine fremde männliche Stimme. Ashley zuckte zusammen und betätigte unwillkürlich den Schalter. Die Deckenlampe tauchte einen Mann, den sie nie zuvor gesehen hatte, in grelles Licht. Er saß an ihrem Küchentisch und richtete eine Pistole auf sie.
„Wer sind Sie?“, fragte sie und wunderte sich im nächsten Moment, dass sie trotz ihrer Heidenangst sprechen konnte.
Er stand auf, die Waffe noch immer auf ihre Körpermitte gerichtet. „Die entscheidende Frage hier ist: Wer Sie sind, Lady?“
Sie spürte eine erstaunliche Kühnheit in sich erwachen; Entrüstung paarte sich mit ihrer Furcht. „Ich bin Ashley O’Ballivan“, erklärte sie ruhig, „und das hier ist mein Haus.“
Bevor der Fremde sich dazu äußern konnte, wurde die Tür aufgestoßen. Jack tauchte auf – ebenfalls mit einer Pistole in der Hand. „Leg die Waffe weg, Vince“, befahl er in scharfem Ton.
Der Fremde gehorchte, allerdings widerwillig. Die Waffe landete mit einem lauten Knall auf dem Tisch. „Entspann dich! Du hast mir gesagt, dass ich Wache halten soll, und mehr habe ich nicht getan.“
Ashley wandte sich an Jack. Sie war wütend und erleichtert zugleich – und darüber hinaus noch einiges mehr. „Ich erlaube keine Schusswaffen in meinem Haus!“
Vince grinste.
„Verzieh dich“, befahl Jack ihm und steckte seine Pistole in den Hosenbund.
Lässig schlenderte Vince aus dem Raum.
„Was willst du hier?“, fragte Jack, als wäre sie ein Eindringling.
„Muss ich dir das erst erklären?“ Sie warf ihre Handtasche auf einen Stuhl und legte Big Johns Mantel ab, den sie sich ebenso heimlich von Olivia ausgeliehen hatte wie den Geländewagen. „Ich wohne hier.“
„Ich dachte, wir wären uns einig, dass du nicht zurückkommst, bevor ich Entwarnung gebe.“
„Ich habe es mir eben anders überlegt.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Und wer ist dieser … dieser Mensch überhaupt?“
„Er arbeitet für mich.“
Reifen knirschten auf der Auffahrt; eine Tür wurde zugeschlagen.
Jack fluchte und zog sich das Hemd aus der Jeans, um die Pistole im Hosenbund zu verbergen.
Tanner stürmte zur Hintertür herein.
„Na, dann ist das Team ja vollzählig“, meinte Jack trocken.
„Nicht ganz. Brad ist unterwegs.“ Tanner wandte sich an Ashley. „Was zum Teufel fällt dir ein, dich unseren Anordnungen zu widersetzen und mitten in der Nacht aus dem Haus schleichen? Wir haben dir deutlich genug klargemacht, dass du nicht hierher zurückzukommen hast, solange Jack nicht verschwunden ist.“
Mit fester Stimme entgegnete sie: „Und ich habe deutlich genug klargestellt, dass ihr mich nicht einsperren könnt. Ich bin erwachsen
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