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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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Terrasse servierten.
    Kathleen hatte gesagt, in Sansepolcro gebe es einen wunderbaren Laden, in dem man Spitze aus dieser Gegend kaufen könne. »Die Spitze für Pattis Kleid wurde hier hergestellt, aber den handgefertigten Spitzenschleier hat die Familie Bartolini geschickt, als Geschenk. Ich glaube, es war der von Maria. Er hat so wunderschöne Muster und ist etwas ganz Besonderes.«
    Celeste wagte nicht zu sagen, dass sie weder auf das Muster noch auf sonst ein Detail des Hochzeitskleids geachtet hatte, da sie damals vor Ehrfurcht und Nervosität fast erstarrt wäre. Patti hatte wie ein Filmstar ausgesehen.
    Sie sah auf die Uhr. Ella und Clare waren spät dran. Sie hoffte, dass ihnen die Reise nicht zu viel geworden war. Vielleicht hatten sie sich verfahren? Roddy hatte den ganzen Besuch mit militärischer Präzision geplant, bis hin zu Tipps für Kirchen, Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Herbergen samt Straßenkarten und allem. Der Gute hatte sich für diese Familienzusammenkunft mächtig ins Zeug gelegt. Sie hoffte sehr, dass Ella sich entsprechend bemühen und sie alle nicht enttäuschen würde.

124
    Es gab so viel zu sehen und so wenig Zeit, wenn sie die Villa Collina rechtzeitig zum Abendessen erreichen wollten. Ella gefiel diese Hetze ganz und gar nicht, für sie hätte diese Zeit allein mit Clare ewig dauern können. Sie waren langsam durch Frankreich gefahren und hatten eine ganze Weile in Florenz verbracht, alles besichtigt einschließlich der Uffizien mit der berühmten Statue des David. Es war herrlich, die altvertrauten Orte mit ihrem Kind zu teilen, den Zauber durch ihre Augen neu zu sehen, durch die Straßen zu laufen und staunend die Architektur zu bewundern. Sie hatten sich beide in Siena und Arezzo verliebt, auch in das Essen und vor allem den Wein, und es genossen, von Salaten, Fisch und leckeren Nudelgerichten zu leben.
    Während sie nun Richtung Anghiari bergan fuhren, merkte Ella, dass sie immer langsamer wurde, da sie die kostbare Zeit der Zweisamkeit nicht aufgeben wollte. Sie war nicht sicher, wie sie sich dabei fühlte, wieder enger in Celestes wachsende Familie eingebunden zu werden. Sie hatte bisher auch nicht den Mut aufgebracht, Clare von Mays Geständnis auf dem Sterbebett zu erzählen. Jedes Mal, wenn sie daran dachte, schien ihr Herz einen Schlag auszusetzen.
    Roddy war so großzügig, und sie kam sich undankbar vor, dass sie sich so sträubte. Wenn sie doch nur selbst eine größere Familie hätte! Es war eigenartig, wie sie sich mit den Jahren immer weniger wohl fühlte. Sie und May waren zeitlebens von der Freundlichkeit Fremder abhängig gewesen, was sowohl ihre Unterkunft als auch Ausbildung betraf. Celeste war für sie wie eine Mutter gewesen, aber ihr ganzes Leben war immer von einem Geheimnis umgeben gewesen, und nun war es fast zu spät, die Wahrheit zu suchen. Nach ihr, Ella, hatte bislang niemand gesucht, so viel stand fest.
    Das Interesse an der
Titanic
wuchs weiter. Mehrere Bücher und Artikel waren erschienen und diverse Gesellschaften gegründet worden. Es war also immer noch möglich, ihre geheimnisvolle Geschichte zu erzählen und mehr herauszufinden, aber auf seltsame Weise schämte sie sich dafür, ein Niemand zu sein. Als Anthonys Witwe hatte sie eine sichere Identität, und wenn Clare eines Tages Kinder hätte, würde sie eine richtige Großmutter sein. War das nicht genug?
    »Du fährst falsch, Mummy!«, rief Clare. »Es geht nach links, nicht nach rechts.«
    »Mist, bist du sicher?« Die Straßen waren schmal und steil. »Lass mich sehen.« Sie hielt den Wagen an, um auf die Karte zu schauen. Wie, um alles in der Welt, sollte sie hier umdrehen?
    Da hielt auf einmal ein Sportwagen hinter ihnen, und ein Mann kam ans Fenster. »Bitte … Engländer? Sind Sie verfahren? Kann ich helfen?«
    »Dove è Villa Collina, per favore?«
, fragte Ella den Fremden in ihrem besten Italienisch.
    »Ah, Signor Forester, ja? Bitte drehen Sie um.« Lächelnd deutete er in die richtige Richtung. »Nein, besser folgen Sie mir. Ich werde Sie bringen.«
    »Das ist nicht nötig«, protestierte Ella.
    »Ich bringe Sie, fahren Sie mir nach«, kommandierte er, jegliche Widerrede ausgeschlossen.
    »Wow«, meinte Clare. »Der sieht ja aus wie Vittorio de Sica.«
    »Wie wer?«, meinte Ella, während sie rückwärts die Straße hinunterfuhr und merkte, dass sie schlingerte.
    »Na, der Filmstar … Ach, egal, fahr ihm einfach nach. Du bist ein hoffnungsloser Fall, Mummy«, seufzte Clare

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