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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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herausgeputzt hast …«
    »Ach, Unsinn.« Ella schmunzelte – Clare entging nichts. »Aber das hier ist wichtig, und wir brauchen einen Zeugen, nur für den Fall …«
    »Jetzt hast du mich aber wirklich neugierig gemacht.«
    »Wir werden die Familie von Maria Bartolini besuchen. Vielleicht gibt es dort noch Spitze, die von ihr gearbeitet wurde. Es ist einen Versuch wert.«
    Piero fuhr sie in die Berge außerhalb von Anghiari, nicht weit von dem Ort entfernt, an dem sie Pattis Großeltern besucht hatten. Sie fuhren höher und höher hinauf, bis sie an eine kleine Ortschaft aus wenigen Steinhäusern kamen, die sich an den Berghang schmiegten. Hühner und Enten stoben auseinander, als sie näher kamen, Hunde bellten, und die Bewohner streckten ihre Köpfe aus den Türen. Piero fragte nach dem Weg zum Haus der Caprese und wurde auf eine kleine Hütte verwiesen, die kaum größer aussah als ein Zimmer mit schmaler Treppe zu einem Obergeschoss. Eine schwarz gekleidete Frau öffnete ihnen die Tür, hörte zu, was Piero erzählte, und bat sie mit zahnlosem Grinsen hinein.
    In der Hütte war es so dunkel, dass man kaum mehr sehen konnte als einen Tisch, einen Herd und eine verhaltene Bewegung in der Ecke. Dort saß zusammengekrümmt eine alte Frau.
    »Das ist Marias Mutter, Alessia. Sie ist so gut wie taub, und ihre Augen sind auch nicht mehr die besten. Katerina hier ist die Frau ihres verstorbenen Sohnes. Sie sagt, sie habe ihre Schwägerin nie kennengelernt. Ich versuche herauszufinden, ob sie etwas von Maria haben, das sie Ihnen zeigen können, aber ich glaube nicht, dass die alte Frau mich verstehen kann.« Piero tat sein Bestes, aber es sah nicht besonders gut aus.
    »Haben sie vielleicht Fotografien?«, bat Ella ihn zu übersetzen.
    Katerina deutete zu einer unverputzten Wand voller sepiafarbener Porträts von längst verstorbenen Vorfahren, Männer in Uniform, Frauen in steifen Kleidern. Die Familie hatte schon bessere Zeiten erlebt, und die beiden Witwen hielten sich mit Müh und Not über Wasser, wie so viele seit dem Krieg.
    In der hinteren Ecke hing das Foto eines jungen Mädchens, um dessen Rahmen getrocknete Blumen drapiert waren wie ein Heiligenschein. Ellas Herz begann schneller zu schlagen, während sie näher heranging. Sie spürte, dass sie etwas sah, von dem sie nie zu träumen gewagt hätte.
    Es waren Marias Augen, die ihr sofort auffielen, Augen, die sie überall erkannt hätte, die sie schon so viele Male im Spiegel gesehen hatte, ebenso wie die geschwungenen Lippen mit der schmalen Rinne darüber. Es war das Gesicht, das früher einmal ihr eigenes gewesen war und nun ihrer Tochter gehörte.
    Piero studierte das Foto ebenfalls, trat dann einen Schritt zurück und betrachtete Ella und Clare. »Sie brauchen keine Spitze mehr, oder? Schauen Sie sich nur an, alle drei. Katerina, was sehen Sie?«
    Katerina verglich die beiden Frauen mit dem Foto und lächelte. Sie nahm das Foto von der Wand, brachte es der alten Dame und schrie ihr etwas ins Ohr. Sie bekreuzigten sich, schüttelten die Köpfe, weinten und lachten. Ella spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, und kniete sich vor der alten Dame auf den Boden. »Nonna? Ich bin Marias Tochter …« Ihre Großmutter streckte eine knochige Hand vor, um sie zu grüßen.
    Dankbar blickte sie zu Piero, unfähig, noch mehr zu sagen, überwältigt von dieser überraschenden Entdeckung. Katerina machte sich auf die Suche nach Bechern und einer Flasche Wein.
    Verwundert betrachtete Clare noch immer das Foto. »Hier hat also alles angefangen«, sagte sie. »Erstaunlich. Wunderbar.«
    Ella nickte. Aber es endet hier nicht, dachte sie; es ist noch lange nicht zu Ende.

129
    New York, Dezember 1959
    »Komm schon, Papa, zieh dich an. Unsere Gäste sind bald da – wir wollen uns doch nicht verspäten!« Patti scheuchte ihren Vater vom Kamin fort. »Los, rein in deinen neuen Anzug und das neue Hemd. Und es ist kalt draußen, also zieh auch was Warmes darunter.«
    »Ist noch genug Zeit«, brummte Angelo unwillig. Er hatte keine Lust, zu den Docks hinunterzugehen, um die
Queen Mary
aus Southampton ankommen zu sehen, selbst wenn Roddys Verwandte an Bord waren. Warum konnte er nicht einfach hier im Warmen bleiben und auf sie warten?
    Seit ihrer Rückkehr aus Italien im Herbst hatten sie von nichts anderem gesprochen als von ihrem Urlaub, wen sie getroffen, was sie unternommen hatten und wie schade es war, dass er nicht hatte mitkommen können. Überall in der

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