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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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Wohnung gab es nun neue Sachen mit feiner Spitze und teure Souvenirs aus Glas. Schlimm genug, dass er nicht hatte mitfahren können, und nun machte ihm auch noch sein Herz Beschwerden. Der Winter nahte, und seine Knochen schmerzten. Wollten sie ihn umbringen, indem sie ihn zum Wasser hinunterscheuchten? Was er brauchte, waren Ruhe und Frieden, kein Haus voll lärmender Kinder und Fremder, die seine Sprache nicht verstanden.
    Am Hafen gab es nichts als schlechte Erinnerungen. Ein Schiff war wie das andere. Warum konnten sie ihn auf dem Weg nach Springfield nicht einfach abholen, oder besser noch, ihn einfach hier zu Hause lassen?
    Nun wurde Angelo in den Kombi verfrachtet, der vollgepackt war mit Essen und Geschenken – schon seit Wochen hatte Kathleen gebacken, gekocht und alles Mögliche vorbereitet. Er sah, dass sie ihm zuzwinkerte. »Dieses Jahr wird es ein Weihnachtsfest, das wir nie vergessen werden.«
    Was sollte so anders daran sein als in anderen Jahren? Sie würden zu viel essen und trinken und Verdauungsbeschwerden bekommen, wegen derer sie dann viel schlafen müssten, und dann würde es monatelang wieder meterhohen Schnee geben. So sehr er seine Frau und seine Tochter auch liebte – heute übertrieben sie es wirklich!
    »Hast du dich ordentlich rasiert? Wir wollen, dass du dich von deiner besten Seite zeigst.«
    »Hm!«, brummte er. »Was ist denn heute so Besonderes? Ja, wenn ich mir gleich am Dock den Tod hole, dann werdet ihr diesen Tag bestimmt nie vergessen!«
    »Dir auch frohe Weihnachten, Papa«, entgegnete Patti lachend.
    Ella und Clare standen an der Reling, während das Schiff in den New Yorker Hafen einfuhr, an der Freiheitsstatue und Ellis Island vorbei in Richtung Manhattan, dessen Anblick ihnen die Sprache verschlug.
    Seit ihrer Rückkehr aus Italien hatte sich so viel verändert.
    Ella wäre am liebsten sofort in ein Flugzeug gestiegen und nach New York aufgebrochen, aber sie hatte noch Aufträge erledigen müssen und brauchte außerdem Zeit, sich in ihre neue Identität zu finden und mehr über ihre Familie zu erfahren.
    Sie hatte angefangen, Italienisch zu lernen, was sich als sehr nützlich erwies. Die Überreste der Spitze aus dem Koffer hatte sie nach Italien geschickt, um bestätigt zu bekommen, was sie ohnehin schon wusste. Und Patti hatte Marias Brautschleier hingeschickt, der ein weiterer Beweis dafür war, dass die Sachen von ein und derselben Person gefertigt worden waren.
    Ella hatte die Passagierliste der
Titanic
überprüft und gesehen, dass keine weitere Frau aus dem Ort der Toskana an Bord gewesen war als Maria Bartolini mit ihrer kleinen Tochter Alessia Elisabetta, niemand sonst mit denselben Daten. Erfreut stellte sie fest, dass sie um einige Monate jünger war, als sie immer gedacht hatte.
    Piero Marcellini war ihr über die Zeit hinweg ein guter Freund geworden, der ihre Briefe an Katerina und die alte Alessia übersetzt, ihre Geschenke weitergegeben und alle zusammen fotografiert hatte. Tatsächlich war er schon mehr als ein guter Freund, aber darum würde sie sich in naher Zukunft kümmern, nicht jetzt.
    Dies war der Augenblick, auf den sie in ihren Träumen immer gewartet hatte. Während sie an der Reling stand und all die neuen Eindrücke in sich aufnahm, dachte sie an ihre erste, traurige Ankunft in New York im Jahr 1912 , in den Armen einer Fremden, eingehüllt in fremde Kleidung. Wie lang das alles her war! Sie betete im Stillen für all die verlorenen Seelen, für ihre Mutter und ihre Stiefmutter, und dankte für all die Liebe, die ihr in ihrem Leben geschenkt worden war. Was May getan hatte, hatte sie aus Liebe getan, und Ella hatte ihr längst vergeben, so wie sie Anthony vergeben hatte, dass er nicht mehr zurückgekehrt war.
    Das lag nun alles in der Vergangenheit. Es war eine aufregende und bewegende Reise gewesen, und nun erreichte sie ihren Höhepunkt. Bei dem Gedanken, dass sie gleich ihren Vater treffen würde, begann sie vor Aufregung zu zittern. Sie hatte es oft geübt und sich immer wieder im Stillen die Worte vorgesprochen, die sie sagen wollte.
    Würde sie Angelo enttäuschen? Würde er es überhaupt begreifen oder glauben? Sie hoffte, der Schock wäre nicht zu viel für ihn.
    Die Geschichte, ihre Vergangenheit, war schon immer in der Spitze verborgen gewesen. Ein ganzes Leben voll seltsamer Geschehnisse hatte es gebraucht, um sie alle wieder zu einem großen Muster zusammenzuknüpfen. Captain Smith hatte ein Baby gerettet, May hatte sie als ihr

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