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Schiffbruch und Glücksfall

Schiffbruch und Glücksfall

Titel: Schiffbruch und Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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wollen wir sehen, wie das Hafenwasser hier mundet«, sagte sie, als sie zu Simon ging, der auf sie wartete.
    »Setzen wir uns da vorne in den Schatten?«
    Sie fanden einen Platz mit Ausblick auf die halbrunde, leider sehr algenverseuchte Bucht, in der kleine, bunte Fischerboote dümpelten. Von dem mondänen Seebad des frühen zwanzigsten Jahrhunderts war hier nicht mehr viel zu erkennen.
    »Was hat dich hierhin verschlagen?«, fragte Kelda, nachdem sie ihren Eiskaffee bestellt hatte. »Lebst du dauerhaft hier oder nur für einen Auftrag?«
    Simon räusperte sich, streckte seine langen Beine aus und antwortete, wie ihr schien, etwas zögernd.
    »Ich habe vor zwei Jahren eine Firma in Saint Pol gegründet – Altbausanierungen.«
    »Und davor? Ich meine, du bist doch schon vor Jahren nach Frankreich gegangen, hat mir damals deine Mutter erzählt.«
    Er hob die Schultern. »Vorher habe ich bei einer Denkmalschutz-Gesellschaft gearbeitet. Schlösschen an der Loire waren ihre Spezialität.«
    Offensichtlich war mehr dazu nicht aus ihm herauszubekommen. Kelda erinnerte sich, dass er ebenfalls ziemlich wortkarg sein konnte, aber jetzt wollte sie das Gespräch nicht versickern lassen.
    »Inzwischen ziehst du die rustikaleren Bauten in der Bretagne vor?«
    Er zuckte noch einmal mit den Schultern. »Sie haben ihren Reiz.«
    Er wollte wohl nicht mehr ins Detail gehen, also wechselte sie das Thema und erzählte ihm, was sie von dem goldzahnigen Filou Jerôme in Erfahrung gebracht hatte, und schloss ihren Bericht mit der Feststellung: »Diese Alterchen, die sich mittags bei Marie-Claude einfinden, sind richtige Schwatzbasen. Sie schwelgen in dem Klatsch und Tratsch über frühere Skandale. Aber das ist vermutlich verzeihlich, denn die Zeit von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war für diese beschauliche Region ziemlich aufregend.«
    Simon lächelte endlich. »Ich weiß nicht, Kelda. Beschaulich ist es in der Bretagne eigentlich nie gewesen. Es ist ein rechter Rebellenhaufen, der hier lebt.«
    »O ja!« Sie grinste. »Streitsüchtig, dickköpfig, kampflustig. Du hättest die vier Veteranen erleben müssen, als sie heute Mittag Matt und seine Surferkumpels angemacht haben.«
    »Und sie haben nur Angst davor, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt.«
    Jetzt grinste er auch. »Wusstest du, dass meine Familie von hier stammt?«
    »Nein, das wusste ich nicht. Willst du damit sagen, dass Rebellenblut in deinen Adern fließt?«
    »Ein Tröpfchen oder zwei.«
    Er hatte ein ansprechendes Grinsen, fand Kelda. Ein bisschen gefährlich. Das war ihr früher nie aufgefallen.
    »Dann leg doch endlich die Karten auf den Tisch, Simon«, forderte sie ihn daher auf. »Ich habe dir schließlich auch von meinem Filou erzählt. Was für einer gehört zu deiner Familie?«
    »Luc le Gamache.«
    Sofort stand das Bild eines schwarzhaarig pomadisierten Herrn mit schmalem Moustache, weißem Anzug und Kreissäge, die Zigarette lässig im Mundwinkel, vor Keldas innerem Auge.
    »Du nimmst mich auf den Arm.«
    »Aber nein, Luc le Gamache war mein Großvater. Allerdings hat er seine, sagen wir nicht ganz legale Karriere aufgegeben, bürgerlich geheiratet und sich fürderhin Lukaz Tobant genannt.«
    »Hast du deine Familie hier aufgesucht?«
    »Ich habe sie gesucht, ja. Aber nicht gefunden. Das war übrigens der Grund, warum ich damals nach dem Studium nach Frankreich gegangen bin.«
    »Und geblieben bist?«
    »Auch.« Er winkte der Bedienung und bestellte ihnen noch einen Eiskaffee. Kelda hob eine Braue und schielte auf ihre Taille. Aber Simon hatte ihre Neugierde geweckt, und sie hatte schließlich Urlaub. Neugierig fragte sie: »Hast du herausgefunden, wie dein Großvater zu dem schönen Namen Luc le Gamache kam?«
    »Oh, das wusste ich sogar schon vorher. Als kleiner Junge habe ich mit Begeisterung seinen Geschichten zugehört. Ich wollte dir davon schon damals erzählen, aber es ergab sich nie die Gelegenheit.«
    »Wirkte ich so sittenstreng auf dich?«
    »Unnahbar.«
    Diese Bemerkung verblüffte Kelda. Sie hatte sich eigentlich für recht umgänglich gehalten.
    »Unnahbar? Tatsächlich. Also, Simon, mag ja sein, dass ich dir gefühllos vorkomme, nur weil ich, ohne in hysterische Schreie auszubrechen, neben Jerômes Knochen die Nacht verbracht habe …«
    Er schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, das hat mich beeindruckt. Wenn du ein bisschen Zeit hast, erzähle ich dir gerne von meinem Großvater.«
    »Ich habe Urlaub. Und du

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