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Schiffbruch und Glücksfall

Schiffbruch und Glücksfall

Titel: Schiffbruch und Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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bleue
einfinden.« Mit einem Schlürfen leerte Kelda die Reste ihres Eiskaffees und schaute zur Uhr. »Ich glaube aber, jetzt sollte ich meine Beute abliefern. Ich will noch farblich passende Platzsets und Servietten kaufen, um Marie-Claude von Limoges und Sèvres zu überzeugen.«
    »Tja, und ich werde ein bisschen lästigen Papierkram erledigen müssen.«
    »Ach Gott, habe ich dich davon abgehalten?«
    Wieder grinste Simon. »Hat nicht wehgetan.«
    Er zahlte, und als sie zu ihren Autos gingen, rutschte Kelda eine Frage heraus.
    »Sag mal, Simon, du wusstest doch, dass ich damals in Nantes war. Warum bist du nicht mal vorbeigekommen?«
    Wurde er rot? Wurde er doch tatsächlich rot?
    »Weißt du – ich – mhm, ich wollte dir nicht lästig fallen.«
    »Oh, na dann.«
    Er winkte ihr noch mal zu, stieg in seinen Wagen und verschwand in der obligatorischen Staubwolke.
    Ein bisschen verdattert schaute Kelda ihm nach. Irgendwas stimmte da nicht.
    Sie nahm sich vor, Marie-Claude mal vorsichtig nach ihm auszufragen.

Katzenneugier
    Soquette schnüffelte neugierig an dem Tellerstapel. Vielfältige, höchst interessante Düfte barg er, ganz an der Oberfläche natürlich die von Kelda und Simon. Beide hatten das Geschirr angefasst. Und auch Yves und ein anderer Mann hatten ihre Spuren hinterlassen. Von dort also stammte das Zeug. Soquette wusste zwar nicht so ganz recht, was ein Flohmarkt war – was Flöhe waren allerdings sehr wohl, man kratzte sie sich tunlichst flugs aus dem Fell! –, aber einen Markt dafür, nein, so blöd waren Menschen nicht. Es musste etwas mit den
trucs
zu tun haben. Mit Sachen. Verflohten Sachen? Eigentlich auch nicht. Porzellan bekam keine Flöhe.
    Sie schnupperte weiter.
    Staub, ein Hauch von Salz, Pinien. Die Teller hatten lange Zeit draußen gestanden. Ob man überhaupt noch riechen konnte, was für ein Futter mal auf ihnen serviert worden war?
    Soquette flehmte. Mit offenem Mäulchen versuchte sie, auch noch das letzte Duftmolekül zu erhaschen.
    »Roastbeef, Gemüse in Butter geschwenkt, Crème brûlé, Hundefutter«, sagte es hinter ihr. Erschrocken fuhr Soquette herum und hätte fast mit dem Schwanz den ersten Teller vom Stapel geschubst.
    »Du schon wieder!«
    Gwenaëlle war neugierig aus dem Kamin geflattert, um das Geschirr ebenfalls zu begutachten.
    »Ich schon wieder. Du wolltest doch wissen, was die davon gegessen haben.«
    Manchmal, fand Soquette, war ihr Gwenaëlle unheimlich. Manchmal, so fürchtete sie, konnte dieses Miststück Gedanken lesen. Jetzt saß sie oben auf dem Stapel der Teller mit dem Veilchenmuster und grinste von einem spitzen Ohr zum anderen.
    »Nein, ich kann keine Gedanken lesen«, sagte sie, und Soquette wurde noch misstrauischer. »Ich bin nur eine gute Beobachterin. Du hast geflehmt, und du denkst ständig an Essen. Hab ich’s getroffen?«
    Leider ja …
    »Sind hübsch, die Teller. Du solltest aufpassen, dass du sie nicht kaputt machst.«
    Soquette brummte warnend. »Ich mach hier gar nichts kaputt.«
    Das Miststück kicherte.
    Soquette dachte wieder einmal daran, ihr die Flügel zu zerfetzen. Sie waren durchsichtig und zart wie Seide. Solche wie Marie-Claudes Strümpfe. Die gingen ganz schnell kaputt, wenn man die Kralle reinschlug. Aber dann sagte sie sich, dass sie eine kluge, besonnene Katze war, die solche hässlichen Triebe sehr wohl zu unterdrücken wusste. Betont gleichmütig wandte sie sich von den Tellern und der ätzenden Korrigane ab und verzog sich unter dem Tisch.
    Warum musste die sie eigentlich immer ärgern? Mit anderen Tieren kam sie prima aus. Soquette hatte die lästige kleine Fee schon beobachtet, wie sie auf den Rücken eines weißen Reihers geklettert war und mit ihm eine Runde über die Dünen gedreht hatte. Und mit den Hopplern, die ihre Bauten im Sand hatten, spielte sie manchmal Verstecken. Nur hier musste sie immer rumkrawallen.
    Frustriert putzte Soquette sich die weißen Pfoten.

Rettung eines Schiffbrüchigen
    Das Geschirr nebst Dekomaterial fand großen Beifall im
Marée bleue
. Und Soquette hatte sie eine Weile gründlich abgeschnuppert, sich dann allerdings irgendwie missmutig verzogen, wie es Kelda erschien. Hoffentlich war das kein schlechtes Zeichen.
    Paulette betrachtete das Kornblumenmuster hingegen mit großem Vergnügen.
    »Auf die Idee hättest du schon viel früher kommen können«, sagte sie zu ihrer Tochter. »Bei deinem Verschleiß an Porzellan.«
    »Ich wollte es eben in rustikalem Stil halten. Aber eigentlich

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