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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Chisnell
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das Lager nach Einbruch der Dunkelheit erreichen, um volle vierundzwanzig Stunden zur Verfügung zu haben. Ein Pfad zog sich am Flussufer entlang, was das Vorwärtskommen erleichterte, aber auch das Risiko erhöhte, jemandem zu begegnen. Also schlich Hamnet lieber fünfzig Meter die Uferböschung hinauf und kämpfte sich durchs Buschwerk, bis ihn die Dunkelheit über Wurzeln und Steine stolpern ließ. Im letzten Licht wählte er seinen Lagerplatz aus und gönnte sich ein schnelles Essen mit Fisch aus der Dose auf Brot, ehe er einschlief.
    Ein leises Geräusch, das eindeutig von Menschen erzeugt wurde, weckte ihn. Was war das? Angespannt starrte er in die Morgendämmerung. Das Knacksen und Grunzen wiederholte sich, in einiger Entfernung zwar, aber deutlich wahrnehmbar. In einer einzigen Bewegung rollte Hamnet zur Seite und schlüpfte aus dem Schlafsack. Er blieb liegen und lauschte. Der Lärm kam näher, verschiedene Geräusche überlagerten sich, es handelte sich um Menschen, vielleicht auch um Tiere. Und alle kamen am Fluss entlang auf ihn zu. Er griff nach seiner Waffe im Schlafsack, packte alles andere in Windeseile zusammen und verzog sich den Hügel hinauf, bis er eine Felskuppe erreichte, von wo er einen guten Überblick hatte.
    Der Lärm hatte sich mittlerweile gewaltig gesteigert, auch das Scheppern von Metall und leise Gespräche drangen zu ihm herauf. Von seinem Aussichtspunkt aus entdeckte Hamnet einen ersten Umriss in der Dunkelheit, einen Soldaten, der sein Gewehr auf dem Rücken trug und den Pfad entlangkam, gefolgt von einem zweiten und einem dritten. Dann kam das erste von mehreren Maultieren, die Kiepen trugen. Eine Opiumkarawane! Hamnet zählte vierzig Tiere, jedes mindestens von vier Soldaten bewacht, die alle sehr professionell und ausgeschlafen wirkten. Munition, Wasserflaschen und Granaten baumelten an Gürteln, die dazugehörenden Mörser und Gewehre hatten sich die Männer auf den Rücken geschnallt. Naisborough hatte nicht übertrieben.
    Bewegungslos hockte Hamnet mehr als eine Viertelstunde am Boden, bis die Karawane vorbeigezogen und wieder Ruhe im Dschungel eingekehrt war. Dann setzte er seinen Weg auf halber Höhe der Böschung am Fluss entlang fort. Das Blätterdach schloss sich wieder, was die Orientierung so erschwerte, dass er immer wieder auf den Weg zurück musste, um die Richtung festzulegen und sich Wasser zu holen. Trotzdem hätte er beinahe den zweiten Nebenfluss verpasst.
    Am Nachmittag hatte er sein Ziel fast erreicht. Der Fluss versandete immer mehr, die Böschung wurde weniger steil und der Weg flacher. Auch das Blätterwerk dünnte aus, als hätte es jemand zurückgeschnitten. Der Karte nach musste direkt vor ihm ein Hochplateau liegen, zu drei Vierteln von einem Felskamm eingerahmt. Hamnet vermutete dort das Lager und würde es ohne Karte und mit verbundenen Augen finden, wenn er nur dem Lärm folgte, den er schon aus einer Entfernung von mehreren Kilometern hören konnte: Scheppern von Metall, Motorengeknatter und Geschrei wurden durch die dünne Bergluft direkt zu ihm getragen. Er blieb stehen. Es war fünf Uhr. Näher konnte er sich im Tageslicht nicht heranwagen, und für seine weiteren Erkundungen musste er den Einbruch der Nacht abwarten.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Sterne endlich über ihm zu leuchten begannen und er zwei Stunden nach Sonnenuntergang aufbrechen konnte. Die Umrisse zu seiner Linken und die Hügelkette fanden ihr Ende. Die dichte Vegetation lichtete sich, als er sich plötzlich auf einem Felsvorsprung wiederfand. Vorsichtig zog er sich wieder in die Deckung zurück und kletterte so leise wie möglich weiter bergauf. Das war nicht einfach, denn der Mond schien hell auf ihn herunter, und so vorsichtig er seinen Fuß auch setzte, er musste immer damit rechnen, einen Stein loszutreten oder polternd durch die stille Nacht den Hang hinabzustürzen. Bei jedem Geräusch hielt er, atmete ruhig durch, doch sein Puls jagte. Und die ganze Zeit hörte er das entfernte Brummen der Generatoren, leise Gesprächsfetzen und gelegentlich Motorengeknatter.
    Voraus leuchtete der Himmel, was auf Hamnets Seite der Anhöhe für tiefe Schatten sorgte. Trotzdem war er nicht auf den Anblick vorbereitet, der sich ihm bot, nachdem er bis an die Kante der Felskuppe gerobbt war und nach unten schaute. Dreißig Meter unter ihm beherrschte ein riesiger Exerzierplatz fast das gesamte Plateau, das dafür gerodet worden war. Außen herum zogen sich auf drei Seiten parallel

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