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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Chisnell
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verantwortlich machte, beherrschte ihn Tag und Nacht der Gedanke an den sinnlosen Einsatz dieser dreizehn Leben gegen das eine. Dass er seine schöne, intelligente, mutige und liebende Ehefrau verloren hatte, lag schwer über allem, denn er vermisste sie mehr, als er ertragen konnte, und der Schmerz sorgte dafür, dass er nichts bereute.
    Der dreizehnte Tote wog in seinem Herzen ohnehin nicht so schwer wie Annas Verlust. Hätte er allerdings die Zeit zurückdrehen können, um Dubre einen leeren Umschlag zu überreichen – er hätte es getan, auch wenn dann ein anderer als dreizehnter hätte dran glauben müssen. Gleichzeitig schämte er sich für seine Gefühle. Dieser Zwiespalt und die näher rückende Entscheidung, die über das Schicksal seines zweiten Sohnes entschied, rissen ihn innerlich in Stücke.
    Im Haus der Bullens hatte er sich zunächst davor verkriechen können, und solange er gar keine Möglichkeit hatte, ein Schiff in die Falle zu locken, musste er sich dem Problem auch noch nicht wirklich stellen. Aber wenn er erst in sein Apartment zurückgekehrt war und den Job angetreten hatte, ergab sich mit Sicherheit bei Konsan Shipping bald die Gelegenheit, Janacs Forderung zu erfüllen. Dann musste er sich entscheiden, ob er sich ihr beugen sollte oder nicht.
    Während er den letzten Rest des Pimm’s durch die Kehle rinnen ließ und auf den Eiswürfeln herumkaute, sagte er: »Ich werde am Montag anfangen, aber vorher habe ich versprochen, beim Abendessen zu helfen.«
     
     
    Kapitel 20
     
    Drei Tage später lieferte Anthony Bullen seinen Gast morgens an der nächsten U-Bahn-Station ab, von wo Hamnet einen Zug zum Raffles Place in der City nahm. Dort stieg er zusammen mit all den anderen Pendlern aus, ging durch die Halle aus hellem Marmor und fuhr mit dem makellos sauberen Aufzug wieder hinauf in den Sonnenschein. Er zögerte, als er all die geschäftigen, elegant gekleideten Menschen in der mit Grünpflanzen und verspiegelten Wänden ausgestatteten Welt sah – wo er nicht hingehörte, denn sie war ihm zu eng, und man konnte nicht einmal den Horizont sehen.
    Zu den Büros von Konsan Shipping in einem Betongebäude, das auf der anderen Seite des Platzes stand, waren es nur ein paar hundert Meter, und im Erdgeschoss breitete sich ein Irrgarten aus Geschäften und Imbissrestaurants aus, sodass Hamnet zehn Minuten brauchte, bis er endlich einen Aufzug fand, der nicht nur zum Parkdeck fuhr, sondern ihn schnell in den zehnten Stock brachte, wo er nach Toby fragen sollte. Als sich die Türen öffneten, fand sich Hamnet in einer leeren Halle wieder, in der es keine Rezeption, sondern nur vier beschriftete Türen, einen abgetretenen grauen Teppich und das verblasste Foto eines Containerschiffs gab. Er entschied sich für Konan Shipping Technische Inspektion und klopfte.
    Er klopfte noch einmal, und diesmal war er sicher, dass er eine Antwort gehört hatte, trat ein und stand in einem der üblichen hektischen Büros, in dem nur wenige Angestellte von ihm Notiz nahmen. Zehn Schreibtische standen in einem Großraumbüro, auf jedem stapelte sich vor einem Computermonitor ein Haufen Papiere, und fünf Türen zwischen Aktenregalen, die sich an der Wand entlangzogen, führten in weitere Büros.
    »Guten Morgen, kann ich Ihnen helfen?« Die Stimme mit dem zwitschernden chinesischen Akzent gehörte einer zierlichen, aber müde aussehenden Frau am Schreibtisch direkt neben dem Eingang, deren glattes Gesicht von einem streng nach hinten gekämmten, grauen Haarknoten umrahmt war. Sie blinzelte ihn durch eine Nickelbrille an, die ihre Augenringe noch betonte.
    »Ich heiße Phillip Hamnet und bin mit Toby verabredet.«
    Ihre Miene drückte kurz eine gewisse Besorgnis aus, und Hamnet fragte sich, ob sie sich um ihn oder wegen ihm Sorgen machte, aber da stand sie bereits auf, wobei sie ihm kaum bis zur Brust reichte, und nickte. »Einen Augenblick bitte.«
    Sie verschwand durch eine offene Tür und tauchte kurz darauf mit einem Mann wieder auf, der hektisch hinter ihr herrannte, Hamnet anstrahlte, sich mit einem kräftigen Händedruck als Toby vorstellte und wieder in sein Büro enteilte, noch ehe er den ersten Satz beendet hatte.
    »Das ist Ihr Schreibtisch für die nächsten drei Wochen.« Im Vorbeigehen deutete er auf einen Resopaltisch voller Akten und Bücher. »Joan«, nun sprach er in Richtung der Frau mit der Brille, die bereits wieder Platz genommen hatte, »wird für Sie etwas aufräumen, Phil. Ich darf Sie doch Phil

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