Schiffe versenken
hat daran natürlich großes Interesse. Aber wenn er sein Ziel erreicht hat, hat er keinen Grund mehr, mit den Pressefritzen gemeinsame Sache zu machen.«
Anthony lachte. »Dann kann ich sie dafür zur Rechenschaft ziehen, dass sie zwischen Margarets preisgekrönten Rosen herumgetrampelt sind?«
»Sie dürfen sie für alle Sünden auf Erden belangen, die in irgendeinem Zusammenhang mit mir stehen«, entgegnete Hamnet, und er war sich nur allzu bewusst, was Margaret und Anthony wegen ihm hatten aushalten müssen – ständig lungerten Reporter vor der Haustür und Kameramänner in den Büschen herum, und die Blitzlichter flackerten vor den Fenstern auf. Schließlich hatte Anthony seine Kontakte zur Regierung bemüht.
»Aber es hätte schlimmer kommen können«, fuhr er fort. »In England wären sie über alle Rosen hergefallen, und man hätte ziemlich wenig dagegen unternehmen können. In Singapur ist manches doch einfacher.«
»Da sind wir wieder beim Thema«, dachte Hamnet, »bei der alles entscheidenden Frage. Ich muss vorwärts kommen, es ist höchste Zeit.«
Denn tatsächlich war sein Zeitplan etwas aus dem Ruder gelaufen, und er wusste, dass er sich schon viel zu lange vor dem Gedanken gedrückt hatte. »Der Untermietervertrag wird auch bald auslaufen«, sagte er laut.
Anthony rutschte in seinem Sessel herum. »Ja, darüber wollte ich sowieso mit Ihnen sprechen. Ich habe mich umgehört, ob es einen Interessenten gibt, der etwas länger bleiben möchte, aber ich habe keinen gefunden. Jede Menge Leute suchen etwas für sechs Monate oder länger, aber …«
»Das ist schon okay, ich wollte ohnehin wieder in das Apartment einziehen.«
»Wir können es natürlich auch leer stehen lassen. Vergessen Sie die Miete …«
»Aber ich habe Geld in Aussicht«, erklärte Hamnet. »Anna hatte eine Lebensversicherung, von der ich nichts wusste. Bis die das Geld auszahlen, wird es allerdings noch etwas dauern, weil es keinen richtigen Beweis dafür gibt, dass sie tot ist.« Er zögerte, denn die nächsten Worte fielen ihm nicht leicht. »Es gibt schließlich keine Leiche. Aber die Bank hat mir zugesagt, die Summe zu beleihen.«
»Dieses Geld sollten Sie nicht für den Lebensunterhalt ausgeben, das brauchen Sie später für Ben – Schulgeld und so was.«
»Das wird kein Problem sein, Dubre hat mir einen Job in der technischen Inspektion von Konsan Shipping besorgt.«
»Aber das ist ja wunderbar«, freute sich Anthony.
»Der technische Direktor sitzt im Hauptbüro in Seoul, aber sein Stellvertreter hier in Singapur geht. Zu seinem Aufgabenbereich gehört der ganze Kram mit den Schiffen hier – alle nur möglichen Inspektionen, sobald sie hier eingelaufen sind. Schließlich gehörte das jahrelang auch zu meinen Aufgaben an Bord, auf der anderen Seite sozusagen. Nun wurde der Mann auf einen Posten im Hauptbüro befördert und wird in drei Monaten dort anfangen. Und ich bekomme den Job, allerdings nur auf Probe, denn man macht sich Sorgen, dass ich mein Patent verlieren könnte, und mit den Kapitänen ist nicht gut Kirschen essen, wenn man nicht mehr zu ihrer Zunft zählt.«
»Da machen Sie sich mal keine Sorgen.«
»Hoffentlich haben Sie Recht.« Hamnet spülte den Rest des Cocktails hinunter und schwenkte das Eis im Glas. Eigentlich wollte er nicht auf Anthonys Angebot eingehen, ihm die Miete zu stunden. Deshalb hatte er auch den Vorschlag gemacht, das Apartment für eine gewisse Zeit unterzuvermieten, und ein Arzt, der eine Urlaubsvertretung im Krankenhaus übernommen hatte, war für einen Monat dort eingezogen. Dadurch hatte Hamnet eine Menge Geld gespart und außerdem ein reines Gewissen. Ein paar Dinge, die er dringend brauchte oder die ihm sehr am Herzen lagen, zum Beispiel Kleider, Unterlagen, Bücher und Annas Computer, hatte er zu den Bullens mitgenommen und teils in der Garage, teils in Susies Zimmer untergebracht. Die Pause war auch in anderer Hinsicht wertvoll für ihn geworden, denn Margaret sorgte wunderbar für Ben, und Hamnet lernte schnell von ihr. Es war kaum vorstellbar, wie hilflos er sich noch vor vier Wochen an der Grenze aufgeführt hatte. Gleichzeitig aber erinnerte ihn Bens Entwicklung mit jedem Schritt an die erbärmlichen Umstände, unter denen der zweite Zwilling dahinvegetierte. Eine schreckliche Entscheidung stand ins Haus. Als Folge seines missglückten Rettungsversuchs für Anna hatten dreizehn Menschen ihr Leben verloren, und während er Dubre wegen seiner Voreiligkeit für Annas Tod
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