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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Chisnell
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das Schiff übers Heck verlassen wollten, dort aber keinen ihrer Kumpel vorgefunden hatten, ließen sie ihre Beute liegen und kamen nach vorn, um nachzuschauen, was los war.
    »Ah, Tosh, ihr kommt gerade richtig, um an unserem Spielchen teilzunehmen.«
    »Was ist passiert, Boss?« Tosh starrte auf die Gangway.
    »Diese Gentlemen sind gerade dabei zu knobeln, wer über die Planke gehen darf.« Es war totenstill – weder die Gefangenen noch die Piraten sprachen ein einziges Wort, und Tosh versuchte, Janacs Blick auf sich zu lenken, starrte wieder auf die Mannschaft und fragte mit deutlichem Unterton: »Kann ich kurz mit dir sprechen?«
    »Worüber?«
    Der graue Pferdeschwanz des Schotten wippte leicht, als er, jetzt leicht verängstigt, erneut Janacs Blick suchte und zögerte. Niemals zuvor hatte er Janac irgendwie in Frage gestellt, all seine Spiele, die Morde und körperlichen Angriffe über sich ergehen lassen, stoisch den Job erledigt und sich sonst um nichts gekümmert. Aber dieses Mal war es anders. Sie brauchten nur noch ein weiteres Schiff und konnten dann auf Hamnets Informationen verzichten! Er hatte etwas zu sagen. Er trat näher. Und Janacs Hand spannte sich unmerklich fester um den Revolver in seiner Hand.
    »Warum?«, flüsterte Tosh Janac ins Ohr.
    »Weil ich ausprobieren möchte, ob Hamnet immer noch mitmacht, wenn zwei weitere Männer sterben.«
    Tosh starrte auf das Deck und fühlte einen lange unterdrückten Ärger in sich aufsteigen. Genau diese Emotionalität hatte ihm die unehrenhafte Entlassung aus dem Special Boat Service, der Eliteeinheit in der Royal Navy von Großbritannien, eingebracht. Erst während der brutalen Ausbildung in Janacs Bande hatte er sich zu disziplinieren gelernt, und zwar auf die ganz harte Tour, weshalb er auch jetzt einen Schritt zurückwich. Die Wut loderte hell in ihm, aber sein Verstand hielt sie unter Kontrolle.
    Als Janac sah, wie Tosh klein beigab, kniete er sich nieder, stellte die Kompottschüssel, die er aus der Messe mitgebracht hatte, aufs Deck, spuckte auf einen seiner Finger und befeuchtete sie am Rand. Dann breitete er die Serviette über die Schüssel und drückte sie fest, öffnete die Trommel des großen Revolvers, pulte eine Patrone heraus und legte sie genau in die Mitte der Serviette, stand wieder auf, trat einen Schritt zurück und steckte die Smith & Wesson zurück ins Holster. Dann befahl er mit herrischer Geste seinen Gefangenen, rund um die Schüssel Aufstellung zu nehmen.
    »Hinsetzen!«, schrie er sie an. »Das Spiel geht so.« Er nestelte wieder eine Packung Lucky Strike aus seiner Uniformjacke, zog zwei Zigaretten heraus und zündete sie an, zog tief an beiden, ließ eine im Mundwinkel hängen und lehnte sich dann vor, um mit der zweiten ein Loch in die Serviette zu brennen. Dann gab er den Glimmstängel an den Mann zu seiner Linken weiter, der mit zitternder Hand danach griff. »Einer nach dem anderen brennt jetzt ein Loch ins Papier, bis die Patrone in die Schüssel fällt. Wer das letzte Loch hat, geht über die Gangway.« Er zeigte mit der Hand darauf und schaute dann jeden im Kreis an. »Ich schlage vor, dass die von euch, die es verstanden haben, den anderen jetzt alles übersetzen.«
    Diesmal fielen die Erklärungen deutlich wortreicher aus, und ängstliche Blicke streiften die Schüssel, die Gangway und Janac, und ein Schauder lief durch die Gruppe, während sich Janacs Männer neugierig so aufstellten, dass sie besser sehen konnten.
    Dann bedeutete Janac dem völlig verängstigten Mann, mit der Zigarette anzufangen. »Das Spiel beginnt«, befahl er, trat zurück und lehnte sich neben Tosh gegen die Reling, zog tief an seiner Zigarette und sah zu, wie die zitternde Hand weit entfernt von der Patrone ein zweites Loch in die Serviette brannte. »Es dauert seine Zeit, bis das Spiel interessant wird«, bemerkte er zu Tosh und beobachtete mit finsterer Miene dessen Reaktion. Der grunzte nichts sagend und hielt den Kopf gesenkt, woraufhin Janac abschätzend ergänzte: »Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich das für einen Mangel an Begeisterung an meinem Führungsstil für unsere fröhliche, kleine Truppe halten.«
    Tosh verstand sofort, schaute ihn an und zwang sich zu einem Grinsen. »Nein, niemals.«
    »Dann ist ja alles bestens.«
    Die Zigarette hatte sechzig Prozent des Papiers mit Löchern verziert, ehe sie erlosch und Janac eine weitere anzündete, damit das Spiel weiterlaufen konnte. Und nach dem relativ ruhigen Anfang

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