Schiffe versenken
anderer eine schwere H & K 53 und ein dritter ein Schrotgewehr. Ein weiterer Mann stand im Bug mit einer MP5 im Arm, und Janac – neben ihm der Ersatzsteuermann – hielt das Boot neben einer Felsnase südöstlich von Balintang Island. Die beiden Außenborder gurgelten und blubberten ruhig unter ihren geräuschisolierenden Abdeckungen, das Wasser war spiegelglatt, wenn man von der sanften Dünung absah, die ein Sturm weit draußen im Pazifik verursachte. Eine Wolkenschicht verhinderte, dass sich die Sterne in der tiefschwarzen Oberfläche in dieser mondlosen Nacht spiegelten.
Janac zog sein codiertes UKW-Gerät vom Gürtel. »Was ist los, Jordi?«
Ein leises Knistern ertönte. »Sie sind zehn Seemeilen vor uns, Geschwindigkeit zehn Knoten, Rendezvous in zwanzig Minuten, vermutlich eine Meile südlich und zwei Meilen östlich von deiner aktuellen Position, wenn sie den Kurs nicht mehr ändern.«
»Haben sie irgendetwas von sich gegeben?«
»Nein, vermutlich schlafen sie.«
»Okay.« Janac befestigte das Gerät wieder am Gürtel und legte den Gang ein, woraufhin das Schlauchboot langsam an der Rückseite der Insel entlangtuckerte, bis sich der Bug um das kleine Kap schob und die Männer ihr Ziel zum ersten Mal sahen – ein rotes Positionslicht leuchtete durch die Nacht. Während das Licht immer deutlicher wurde, vergingen die Minuten, und man hörte nichts als die Brandung, die auf der anderen Seite der Insel gegen die Felsen schlug.
Wieder knisterte es in Janacs Funkgerät. »Immer noch alles ruhig, der Bastard schläft fest.«
»Okay, dann weck ihn auf!«, befahl Janac.
An Bord seines erbeuteten, alten Frachters schnappte sich Jordi das Mikrofon des UKW-Geräts und machte sich auf Kanal 16 bemerkbar: »Schiff mit Kurs Ost im Balintang Channel, hören Sie mich?« Er wartete fünfzehn Sekunden und setzte dann seinen Spruch ein weiteres Mal ab.
Diesmal kam eine Antwort: »Hier spricht die Kyushu Sun. Bitte wiederholen Sie.«
»Kyushu Sun, drehen Sie sofort nach Nord ab, wir laufen auf Kollisionskurs. Over.«
Es war lange still, ehe eine angespannte Stimme sagte: »Gedulden Sie sich einen Augenblick.«
Jordi registrierte deutlich die Unsicherheit des Mannes. Wenn ihm bis jetzt noch nicht klar war, dass das Fahrwasser im Norden von Balintang Island begrenzt wurde, dann würde er es bald erfahren. Auf diesen Moment lauerte Janac. Jordi griff sich das zweite Funkgerät: »Er gehört dir.«
In dem Schlauchboot liefen die Außenborder im Leerlauf, während die neun Männer auf das rote Licht starrten, das immer näher kam. Bald passierte das Schiff in weniger als einer Viertelmeile Entfernung die Insel, und das war erheblich dichter unter Land, als der Kapitän beabsichtigt hatte, denn die Karten zeigten den Vermerk »Nicht vollständig vermessen«. Aber Jordi ließ ihm keine andere Wahl, und nach ein paar Sekunden gab Janac Gas. Das Boot stieg leicht, als die Propeller ins Wasser bissen, und begann, zu taumeln und zu schwanken, während es über seine Bugwelle wegschoss. Unter diesen Umständen kamen sie auf erfreuliche fünfundvierzig Knoten, würden aber kaum die Hälfte davon nutzen müssen, um auf dem Radarschirm unsichtbar zu bleiben, während sie aus der Landabdeckung direkt in den toten Winkel hinter dem Heck eintauchten.
Janac nahm Gas weg und ließ sich unter dem hoch über ihnen aufragenden Heck treiben. Oben spannten sich bereits zwei Leinen von Draggankern an der Reling. Kaum hatten sie festgemacht, befestigten zwei der Männer ihre Leitern an einer Talje und kämpften sich nach oben – in drei Zweiergruppen, Tosh vorneweg. Als alle sechs unterwegs waren, übergab Janac seinem Ersatzmann das Ruder und folgte zusammen mit dem Mann im Bug den anderen nach oben. Das Schlauchboot zog sich unter den überhängenden Teil des Hecks zurück, sodass man es weder sehen noch hören konnte, und in etwas weniger als einer Minute schwang sich oben der erste Mann über die Reling, ohne dass er auf Widerstand traf, und alle acht nachfolgenden Angreifer standen innerhalb von zwei Minuten auf dem Deck. Keiner sagte ein Wort, jeder wusste genau, was er zu tun hatte, denn Janac hatte sie nach dem Fiasko, das Bureya das Leben gekostet hatte, hart trainiert.
Der Bugmann blieb an den Leitern zurück, Janac folgte Toshs Team nach Steuerbord, während Edi mit seinen Männern nach Backbord verschwand. Lautlos nahmen sie in ihren geschmeidigen Turnschuhen jeweils zwei Stufen der Niedergangtreppe, und vor dem Block mit den
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