Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
zwar großen Spaß, aber ich habe doch ein bisschen Heimweh“, sagte sie schüchtern, als ob es verwunderlich wäre.
Ich nickte und wandte mich an Karin. „Und was ist mit dir?“
„Ich weiß es nicht genau.“ Sie machte eine kurze Pause, in der man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Dann fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar und atmete tief durch. „Ich glaube, ich habe mich verliebt. Aber ich habe keine Ahnung, ob er meine Gefühle erwidert.“ Sie hob entschuldigend und ratlos zugleich die Hände. „Wir sind praktisch nie allein“, sagte sie resigniert und zuckte mit den Schultern.
Dann blieb ihr Blick an Jack hängen. Eine Augenbraue schnellte in die Höhe, als er begriff.
„Und du meinst, ich weiß, ob er deine Gefühle erwidert?“, fragte er verblüfft, wobei er zur Sicherheit mit dem Daumen auf seine Brust deutete.
„Na ja, ihr seid doch viel zusammen und sprecht bestimmt auch über Frauen, oder?“, fragte Karin.
Jack schwieg und blickte auf seine Schuhe. Anscheinend war es ihm unangenehm, reine Männerangelegenheiten vor all den Frauen auszubreiten.
„Komm schon, Jack. Wie soll ich es je herausfinden? Ich kann ihn doch nicht einfach fragen, in diesem verklemmten Jahrhundert!“
Es klang flehend und verzweifelt, und ich konnte Jack ansehen, dass er sich genötigt sah, ihr etwas Hilfreiches zu erwidern.
„Ich weiß nur so viel, dass er von dir total fasziniert ist und mich praktisch ins Verhör genommen hat. Ich weiß ja nicht viel von dir, aber das bisschen, was ich ihm erzählt habe, hat ihn total umgehauen.“ Karin strahlte, und Jack hob die Hände um ihren Eifer zu bremsen. „Aber ob er es ernst meint, weiß ich nicht. Schließlich kenne ich den Mann noch nicht sehr lange.“
Er blickte wieder zu Boden, Karins durchdringendem Blick ausweichend.
„Würdest du denn bei ihm bleiben, wenn er dich heiraten wollte?“, fragte ich, einer Ahnung folgend.
„Ja, Isabel, das würde ich. Ich würde nicht mit euch zurückgehen, falls du darauf hinauswillst.“
Ich starrte sie an, hatte ich doch diese Antwort befürchtet. Die Möglichkeit, dass wir tatsächlich nicht vollständig zurückkehren könnten, hatte ich allerdings bis jetzt nicht ernsthaft in Betracht gezogen. Jack atmete tief ein und verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein. Seine Augenbrauen standen dicht beieinander, und ich kannte diesen skeptischen Blick.
„Ich weiß nicht, ob das so gut ist“, sagte er, als er bemerkte, dass wir alle ihn ansahen. „Vielleicht ist die Rückreise an die exakte Personenzahl gebunden.“
Wir schwiegen betreten, und nur das Zwitschern der Vögel im Garten war zu hören, bis Karin sprach.
„Dann werde ich natürlich mit euch gehen. Aber so lange das noch nicht klar ist, werde ich Johannes nichts sagen. Er glaubt mir unsere Überfallgeschichte, und ich hatte nicht vor, ihm die ganze Wahrheit zu erzählen.“
Ich nickte und sah Erleichterung in Jacks Gesicht. Ich konnte mir nicht vorstellen, was er tun würde, wenn eine von uns ihn an der Rückreise hinderte, aus welchen Gründen auch immer.
„Und was ist mit euch?“, wollte Barbara wissen. „Ihr beide seht eigentlich ganz glücklich zusammen aus. Sagt bloß, ihr wollt auch hier bleiben?“
Ich sah Jack kurz an, doch ich kannte die Antwort, und das wusste er. Er verzog keine Miene. Ich antwortete für uns beide.
„Wir sind glücklich miteinander, aber wir wären noch glücklicher zu Hause.“
Barbara nickte.
„Also gut, dann kennen wir alle unsere Standpunkte. Jetzt müssen wir nur noch einmal das ganze Haus nach dem Artefakt auf den Kopf stellen und hoffen wir mal, dass das Ding uns überhaupt weiterhilft.“
„Wir haben das Lager noch nicht gründlich durchsucht“, warf Jack ein.
Zwar hatten wir dort oberflächlich nachgesehen, aber uns nicht die Mühe gemacht, alle Kisten zu öffnen und hinterher wieder zu vernageln. Anette stöhnte auf.
„Weißt du, was für eine Schinderei das ist?“, fragte sie und sprang vom Bett auf.
Jack nickte. „Natürlich, aber es kann eigentlich nur dort sein. Denn wenn Friedrich es außer Haus versteckt hätte, dann hätte er sicher den Brief dazugelegt. Wir haben den Brief bei seinem Testament gefunden. Das heißt für mich, er wollte, dass ihn jemand findet, falls ihm etwas zustößt. Dann kann das Artefakt auch nicht weit sein.“
„Was könnte es nur sein, und nach welcher Größe müssen wir bloß Ausschau halten?“, dachte Barbara laut nach.
Ich versuchte, der Sache
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