Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
sagte er schlicht. „Nichts, was geschieht, bleibt ohne Folgen auf den Ebenen der Realität. Ihr seht nur diese eine Realität, aber es gibt Hunderte mehr. Mit eurer Hilfe beeinflusse ich mehrere andere Realitäten, in denen sonst Schreckliches geschehen wird.“
„Dafür wurde dieses ganze Drama inszeniert?“
„Ja. Der Kreis schließt sich bei dir, du wirst es selbst erkennen, wenn die Zeit reif ist. Mit der Zerstörung des Kristalls wird es vollendet sein. Einst gingen weise Priester mit ihm um, doch es gibt auf Erden niemanden mehr mit ihrem Wissen und ihrer Umsicht, deshalb muss er vernichtet werden. Der Weg des Rings ist nun zu Ende, er brauchte fast zweihundert Jahre, um benutzt zu werden. Von dir und deinen Freunden, die alle einen Stein im Mosaik darstellen. In meinem damaligen Leben hatte ich die Hoffnung, dass der Ring eines Tages von den richtigen Menschen eingesetzt werden würde, und so ist es.“
Obwohl ich nicht wusste, ob ich mich über diese Ehre freuen sollte, erfüllten mich seine Worte mit Stolz, und ich hoffte, wir würden in der Lage sein, alles zu einem guten Ende zu bringen.
„Gibt es einen zweiten Kristall, und wo finden wir ihn?“
Statt einer Antwort verschwamm das Gesicht wieder vor mir, und ein neues Bild formte sich. Ich sah Jack mit einem Gegenstand in der Hand. Die Umgebung sah aus wie der Lagerraum. Er stellte den Gegenstand weg, und die Vision verschwand. Jack und das Lager? In mir stellte sich das Empfinden ein, dass dies ein Rückblick war. Es gab demnach einen zweiten Kristall, und Jack hatte ihn bereits in Händen gehabt. Genauso musste es gewesen sein.
„Wo ist Jack?“, fragte ich und sah mich um. Ich konnte den Indio kaum noch sehen.
„Er hört mich im Moment nicht“, vernahm ich ihn leise.
„Wie ist dein Name?“
„Matu.“
„Hast du noch einen Hinweis oder eine Botschaft für mich, Matu? Oder für die anderen?“
Ich war dabei, ihn zu verlieren, es wurde immer anstrengender, sein Gesicht heraufzubeschwören.
„Ja. Eure Zeitreise ist sehr wichtig. Sie wurde vor langer Zeit vorbereitet, und ihr wart damit einverstanden. Denkt immer daran, dass der Kreis sich schließen muss. Ich bin der Hüter, und du bist auserwählt, mit mir zu kommunizieren. Nur mit deiner Hilfe kann ich das Werk vollenden, die Kristalle vor Missbrauch schützen und sie für immer unerreichbar machen. Wir sind alle verbunden, im Geiste. Alles Sein ist eins.“
Dann war er verschwunden. Wir sollten damit einverstanden gewesen sein? Ich konnte mich nicht erinnern, gefragt worden zu sein. Und wenn doch, hätte ich mit Sicherheit dankend abgelehnt. Ich drehte mich im Geist um und war nicht überrascht, Jack zu sehen. Ich spürte seine Anwesenheit hinter mir, es war einfach die Jack-Schwingung.
„Wir finden ihn nicht. Es ist ein Fehlschlag“, hörte ich ihn denken.
„Nein, nein, ich habe mit ihm gesprochen.“
Jacks Gesicht erhellte sich, und dann verschwand es in einem weißen Nebel, der Stille in meine Gedanken brachte.
Eine Weile genoss ich das Gefühl der totalen Entspannung. Dann begann ich langsam, meinen Körper wieder zu spüren, meine Hände zur Faust zu ballen und wieder zu lockern. Der Reihe nach spannte ich verschiedene Muskelpartien an und ließ sie wieder locker. Jack hatte mir diese Anweisung gegeben, damit ich auf korrekte Weise aus der Tiefenentspannung wieder auftauchte. Als ich meinen ganzen Körper bewusst wahrnahm, öffnete ich die Augen.
Anette hörte auf zu Trommeln, und Jack sang nicht mehr. Ich blickte zu ihm hoch. Die Augen noch immer geschlossen, wirkte er entrückt. Ich setzte mich auf und betrachtete ihn. Sein Atem war kaum wahrnehmbar. Das Feuer warf zuckende Schatten über sein Gesicht. Er sah schmerzhaft gut aus in diesem Licht. Ich hätte ihn am liebsten geküsst, aber ich wollte die Magie des Augenblicks nicht zerstören. Ein Muskel an seiner rechten Schläfe zuckte, dann blinzelte er.
„Los, sagt schon, habt ihr ihn gesehen?“, fragte Anette ungeduldig.
Wir nickten.
„Du zuerst“, forderte ich Jack auf, denn ich wollte überprüfen, ob sich seine Aussagen mit den meinen deckten oder ob ich meiner überschäumenden Fantasie auf den Leim gegangen war.
Jack räusperte sich.
„Wir standen beide in der Prärie und suchten den Indio. Und Isabel sagte, sie sagte ... der findet uns hier nie.“ Er lachte schallend, und ich starrte ihn mit offenem Mund an.
„Das gibt es doch nicht, genau so war es“, rief ich. Also hatte ich nicht
Weitere Kostenlose Bücher