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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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grinste. Eine männliche Jungfrau, wie niedlich.
    „Kein Wunder, bei deinen strengen Ansichten“, sagte Jack, und sie lachten entspannt.
    Johannes wurde langsam lockerer, was sicherlich nicht zuletzt dem erhöhten Alkoholspiegel in seinem Blut zu verdanken war, und Jack fand zu seiner gewohnten Sicherheit zurück. Johannes beugte sich erneut nach vorn, um den persönlichen Charakter seiner nächsten Worte zu unterstreichen.
    „Die Antwort auf deine Frage lautet: Ich wollte Fräulein Karin bereits, als ich sie das erste Mal sah! Aber es ist mehr, glaube mir. Diese Frau fasziniert mich. Ich denke an nichts anders als an die zarte Haut ihres Halses, den Schwung ihrer vollen Lippen und ihren verführerischen Gang. Es raubt mir schier den Schlaf! Gib mir einen Rat, Jack, wie soll ich mich ihr nähern? Glaubst du, sie würde mit mir ... ich meine, sie würde sich mit mir verloben?“
    Johannes rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her, und Jack sah eine Schweißperle an seiner Schläfe herunterkullern. Hatte er doch recht, der Mann war bereits völlig fertig. Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, doch empfand er zugleich Mitleid, denn es gab für ihn nichts Schlimmeres als diese Art von Qual. Wenn die Frauen wüssten, was ein liebeskranker Mann durchstand, wäre die Männerwelt verloren, denn sie würden deren Schwäche schamlos ausnutzen, dessen war er sich sicher. Im selben Moment kam ihm der Gedanke, dass sie dies bereits taten.
    „Das musst du sie schon selbst fragen“, sagte er und nahm einen großen Schluck Bier.
    Johannes erstarrte.
    „Ich soll sie einfach fragen?“
    „Natürlich, sonst wirst du es nie erfahren. Du willst meinen Rat? Ich kenne meine Kusine, sei immer offen zu ihr. Verheimliche nichts. Schon gar nicht deine Gefühle. Frauen lieben gefühlvolle Männer, verstanden?“
    Johannes nickte, beeindruckt von so viel Weisheit.
    „Der Rest kommt von allein.“ Dafür wird Karin schon sorgen, hätte er am liebsten hinzugefügt.
    Auf nähere Details wollte er lieber nicht eingehen, die Liebe hatte schon immer ihren Weg gefunden, das würde bei dieser, zugegebenermaßen ungewöhnlichen Verbindung nicht anders sein. Er stellte seinen Krug geräuschvoll ab, als wolle er damit seine Worte besiegeln.
    Für Johannes war Jack schon fast ein alter Mann, mit seinen einunddreißig Jahren, wohingegen er noch jung, gerade mal dreiundzwanzig, war. Sie tranken und schwiegen eine Zeit lang. Dann begann Johannes langsam und wohl überlegt zu sprechen.
    „Ich danke dir und werde deinen Rat beherzigen. Es liegt mir aber noch etwas auf der Seele. Ich weiß, du verheimlichst mir etwas, mein Freund. Was meintest du damit, die Frauen verdienen deinen vollen Respekt und ich werde eines Tages verstehen, wovon du sprichst? Was erlebtet ihr zusammen, Jack?“
    Jack ließ den Krug sinken und gestattete sich eine Kunstpause. Er wollte diesen Mann nicht belügen, dennoch durfte er jetzt keinen Fehler machen.
    „Das soll Karin dir selbst erzählen. Wenn du sie wahrhaft liebst, wird sie dir alles sagen. Aber du musst es ihr endlich zeigen“, zog er sich diplomatisch aus der Affäre.
    „Du meinst, sie zieht in Erwägung ... sprach sie von mir?“
    Seine Nervosität konnte sich kaum noch steigern. Mit geweiteten Augen starrte er Jack an.
    „Sie spricht pausenlos von dir.“ Was glaubst du, warum ich heute hier bin, dachte er und freute sich mit Johannes, der sich benahm wie ein Junge beim ersten Rendezvous mit einem Schulmädchen.
    „Ich liebe sie von ganzem Herzen, und du kannst dir sicher sein, dass ich sie respektvoll behandeln werde.“
    Es klang, als wolle er um die Hand seiner Tochter anhalten, doch Jack fand nichts Seltsames daran. Er hatte wie selbstverständlich seine schützenden Arme um die Frauen gelegt, und es schien ihm nur recht und billig, dass eventuelle Interessenten zuerst zu ihm kommen mussten, als sei er das Oberhaupt einer großen Familie.
    „Ich weiß“, sagte Jack, und Johannes stellte seinen Arm mit dem Ellenbogen auf den Tisch und hielt ihm auffordernd die Hand entgegen.
    Schwungvoll schlug Jack ein, und sie pressten ihre Hände fest zusammen. Sie sahen sich in die Augen, und Jack spürte tiefe Zuneigung und Verbundenheit für Johannes. Wieder meldete sich eine alte nie verheilte Wunde in seinem Innern, die seit dreißig Jahren darauf wartete, einen Freund zu finden, der vorbehaltlos bereit war, seine Hand zu ergreifen.
    Johannes lächelte. Wichtiger als Jacks Geheimnis war im Moment Karins

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