Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
Ring.
„Womöglich müssen wir dazu alle zusammen sein. Fragt mich nicht nach logischen Zusammenhängen, dies ist eine Spur zu hoch für mich“, sagte er.
„Aber Matu sagte, wir müssen nicht alle zusammen zurückgehen“, fiel mir ein.
„Das mag ja sein“, erklärte er, „aber vielleicht müssen wir alle anwesend sein.“
Wir schwiegen und grübelten darüber nach. Ich hörte ein Geräusch, stieg vom Bett und ging an die Tür.
„Da kommt jemand!“
Jack schob den Kasten unter ein Kissen und setzte ein harmloses Lächeln auf. Ich öffnete die Tür. Barbara und Karin kamen den Flur entlang, und Barbara erkundigte sich nach unseren Ergebnissen.
Sie traten ein, und ich schloss die Tür. Warum kam ich mir nur immer so beobachtet vor? Ich beschloss, zukünftig noch wachsamer zu sein. Jack und Anette erklärten den beiden, was in den letzten zwei Stunden vorgefallen war. Sie reagierten ebenso aufgeregt wie wir, und beim Anblick des Kristalls und des Ringes weiteten sich ihre Augen.
„Aber wenn der vererbte Ring hier ist, dann bedeutet das, dass Anna mit Isabel verwandt ist“, schloss Karin messerscharf.
Ich schüttelte den Kopf. Das durfte einfach nicht wahr sein. Jeder hier war schlauer als ich. Jack zwinkerte mir zu. Mach dich nur über mich lustig, dachte ich.
„Ihr habt den Ring, aber wo ist der Anhänger?“, fragte Karin nach.
Jack untersuchte den Kasten, konnte ihn aber nicht finden.
„Den hast du doch um den Hals“, sagte ich.
Jack tastete danach, aber er hatte ihn nach seinem Bad heute noch nicht wieder angelegt. Er stutzte.
„Den suche ich ja gar nicht. Ich suche den Anhänger, der dir vererbt werden wird, zusammen mit dem Ring in der Kiste. Warum ist der Anhänger nicht dabei?“, fragte er und untersuchte erneut den schwarzen Kasten.
„Dann müsste der Anhänger zweimal am selben Ort existieren, wie soll das gehen?“, fragte Karin ungläubig.
Wir grübelten einen Moment darüber nach. Ein Raum-Zeitproblem, welches mir eindeutig zu hoch war.
„Er ist nicht da“, sagte Jack resigniert.
Dann ging er zum Waschtisch und holte den Anhänger, den er in meinem Rucksack mit in die Vergangenheit befördert hatte.
„Es kann ihn nur einmal geben. Deshalb müssen wir ihn zusammen mit dem Ring an Anna übergeben. Wir dürfen ihn nicht wieder mit in die Zukunft nehmen. Das klingt doch logisch, oder?“ Er blickte verunsichert in die Runde. „Aber mein Ring ist doch auch in der Zukunft und gleichzeitig hier“, sagte ich, der Verzweiflung nah.
„Schon, aber den Anhänger hast du schließlich nicht im Stein gelassen, also existiert er eben nicht im Jahr 1980, sondern nur hier“, meinte Jack.
„Das ist mir zu hoch. Ist ja auch egal, oder? Jetzt sind wir alle zusammen“, sagte ich. „Lasst uns bitte probieren, ob der Kristall noch funktioniert. Ich finde, das ist wichtiger.“
Alle erklärten sich einverstanden, und Jack legte ihn auf das rote Tuch in die Mitte des Zimmers. Wir versammelten uns um darum und warteten.
Nichts geschah.
„Ein Bezug“, sagte ich. „Wie brauchen einen Bezug zu der Zeit, in die wir wollen.“
Jack ging an die Wäschetruhe und holte sein Messer heraus, das er dort verwahrte. Er nahm es in die Hand, und noch bevor er zu uns zurückgekommen war, leuchtete der Kristall rosa.
„Es funktioniert!“, rief Barbara aufgeregt.
„Schnell, leg das Messer weg“, rief ich alarmiert.
Erschreckt von meiner Panik, warf er es auf das Bett.
Das Leuchten erstarb.
Wir standen wie eingefroren. Dann lachte jemand, und wir fielen uns gegenseitig lachend und weinend um den Hals. Wir hatten es geschafft! Wir konnten den Kristall aktivieren und wieder nach Hause zurückkehren. Ich umarmte Jack wild und küsste ihn tränenüberströmt. Er drückte mich an sich und flüsterte in mein Ohr:
„Ich liebe dich, mein kleines Genie.“
Ich knuffte ihn in den Bauch.
7
Wir einigten uns darauf, Anna von all dem noch nichts zu sagen, und wollten auf jeden Fall noch so lange bleiben, bis sie das Kind geboren hatte. Das waren wir ihr schuldig, und schließlich war sie meine Großmutter. Dieser Gedanke amüsierte mich. Wer lernt schon seine Oma aus der sechsten Vor-Generation persönlich kennen?
Ich betrachtete Anna mit völlig anderen Augen. Seit ich Bescheid wusste, entdeckte ich Ähnlichkeiten mit meiner Großmutter, die mir den Ring geschenkt hatte. Sie hatte die gleichen tiefgründigen dunklen Augen.
Entspannt lag ich am Abend in Jacks Armen, und er runzelte
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