Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
harmonisch, und ich bildete mir ein, ihn in dieser kurzen Zeit gut kennen gelernt zu haben. Aber als ich ihn so sah, in dieser Umgebung, verflog meine Sicherheit. Wie würde er hier sein? In dieser Welt? Ohne seine Rolle als allseits hilfsbereiter Jack, der Engländer?
„Wer bist du, Jack?“, fragte ich leise.
Er drehte sich langsam zu mir um, und ich las in seinem Blick, dass er sich über diese Frage nicht wunderte. Die Kaffeemaschine blubberte, und Jack kam langsam zu mir und setzte sich neben mich. Ich versank in seinen dunklen Augen.
„Ich weiß auch nicht, wer du bist“, sagte er. „Aber ich weiß eins ganz genau, ich liebe dich noch genauso wie vor hundertneunzig Jahren.“
Tränen stiegen mir in die Augen, und ich wusste plötzlich nicht mehr, wie ich hatte zweifeln können. Ich umarmte ihn und zog ihn fest an mich.
„Ich dich auch, mein stattlicher Tattergreis.“
Unsere lachenden Lippen hinderten uns am Küssen, und darüber mussten wir noch mehr lachen. Schließlich gelang es uns, und der Kuss wurde hungrig und drängend. Ich öffnete seine Hose und fluchte darüber, dass es keine zum Binden mehr war.
„Vielleicht sollten wir erst duschen“, regte Jack an.
Die Zeit im Dschungel hatte uns einen aromatischen Duft auferlegt, musste ich zugeben.
„Was sind denn das für neumodische Methoden? Geradezu ketzerisch“, sagte ich, und wir entledigten uns umständlich der Kleidung. Wir liebten uns, als gäbe es kein Morgen. Schwer atmend rutschte Jack neben mich. Er musste aufpassen, nicht aus dem schmalen Bett zu fallen. Ich lachte über seine Balanceversuche.
„Komm doch einfach wieder rauf“, sagte ich, und er tat es.
Sanft legte er sein Gewicht, gestützt auf die Unterarme, auf mir ab. Sein Haar kitzelte mein Gesicht, als er mit seiner Nase über mein Antlitz streichelte. Zwischen unseren Körpern entstand ein klebriger Film. Er bewegte sich hin und her und grinste.
„Vielleicht sollten wir doch duschen.“
Wir lachten, und dann sah er mir tief, und ernst in die Augen.
„Was ist?“
„Ich bin so froh, dass es vorbei ist. Ich hatte solche Angst um dich bei unserem Zeitsprung.“
Er küsste mich sanft, und ich umarmte ihn fest. Also doch. Bis auf ein paar verräterische Schweißperlen auf Stirn und Schläfen hatte er es recht gut verbergen können.
„Was hättest du getan, wenn ich mich plötzlich vor deinen Augen in Luft aufgelöst hätte?“, fragte ich.
„Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich wäre durchgedreht. Mein restliches Leben hätte ich damit verbracht, mit der Zeitmaschine auf der ganzen Welt nach dir zu suchen oder das Geschehene rückgängig zu machen.“
„Das hättest du tun getan?“
Ich war tief beeindruckt.
„Ja. Mag sein, dass es idiotisch wäre, aber ohne dich ist mein Leben sowieso sinnlos.“
Ich küsste ihn zärtlich, und wir lagen lange beieinander, bis ihm ein Arm einschlief. Er löste sich langsam von mir, indem er vorsichtig den Bauch anhob. Es ziepte, als sich unsere klebrige Haut voneinander löste. Er stand auf und öffnete eine Tür, die ich für einen Wandschrank gehalten hatte.
„Darf ich vorstellen: das luxuriöse Badezimmer.“
Mit einer einladenden Handbewegung verwies er auf die geöffnete Tür. Neugierig sah ich es mir an. Im Raum befand sich ein Handwaschbecken, und ein einsamer Duschkopf über einem Ablauf im Boden sollte die Dusche darstellen. Daneben stand eine Toilette ohne Deckel. Ich runzelte die Stirn. Wenn jemand duschte, würde das Klo gleich mit gereinigt werden, wie praktisch. Wenn er mir diesen Raum vor unserem Abenteuer gezeigt hätte, wäre ich sicher geflohen, doch nun kam er mir geradezu luxuriös vor.
„Am besten wir duschen gleich zusammen, denn manchmal reicht das Wasser nicht“, kündigte Jack an.
Ich stellte mich unter den Duschkopf, Jack drehte das Wasser auf und reichte mir ein Stück Seife und ein Shampoo. Kalt und köstlich erfrischend lief das Wasser über meinen erhitzten Körper. Wir wuschen uns hastig, denn der Wasserdruck ließ bereits nach. Mit dem Ausdruck eines schlechten Gewissens lächelte Jack, doch ich schüttelte verstehend den Kopf.
„Lass nur, ich bin froh, nach zehn Monaten überhaupt duschen zu können. Es ist herrlich!“
Später reichte er mir ein Handtuch, und ich rubbelte mir die Haare damit trocken. Meinen Körper ließ ich lufttrocknen und genoss das erfrischende Gefühl des verdunstenden Wassers auf meiner Haut. Jack machte sich an seinem schmalen Kleiderschrank zu
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