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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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raus.“
    Ich löste mich von ihm und dachte an Matu. Jetzt schließen wir das Tor, und es ist vollbracht. Ich fasste den Ring mit den Fingerspitzen. Mit einem Ruck zog ich ihn aus dem Stein und blickte zum Tor.
    Nichts geschah.
    Ich steckte ihn wieder hinein, zog ihn wieder heraus. Nichts.
    „Wahrscheinlich funktionierte es nur durch die Kraft des Kristalls. Jetzt ist der Tempel nichts weiter als eine Ruine mehr im Urwald“, vermutete Jack.
    Erleichtert fielen wir uns gegenseitig in die Arme, und dann steckte ich mir wehmütig den Ring, der von jetzt an nur noch ein Schmuckstück sein würde, an den Finger. Gleichzeitig wurde mir bewusst, dass wir Karin für immer in die Vergangenheit verbannt hatten. Trotz der Hitze überlief mich eine Gänsehaut, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass es nicht richtig war, sie dort zu lassen.
    Ich verdrängte den Gedanken und dachte an meine jetzige Großmutter, die mir den Schmuck geschenkt hatte. Sicher hatte sie nicht im Traum an eine solche Entwicklung gedacht, als sie ihrer kleinen Enkelin den Schmuck übergab. Meine Mutter hatte sich vehement dagegen gewehrt „den albernen Schmuck“ ernst zu nehmen, also hatte meine Großmutter ihn mir gegeben als ich 10 wurde.
    Oder hatte Anna noch mehr vererbt als nur den Schmuck? Gehörte eine Geschichte dazu, die meine Großmutter mir hätte erzählen wollen, wenn ich älter wäre? Sie starb vor vorher an einer plötzlichen Krankheit. Vielleicht kam sie nicht mehr dazu, es mir zu erzählen.
    Wir machten uns auf den Weg durch den Dschungel, und ich blickte an den Stufen noch einmal zurück. Dieses Abenteuer lag nun hinter uns.
     
    Die Geräusche des Dschungels hüllten uns wieder ein, als wir die Treppe nach unten stiegen. Jack ging voran und zerteilte das Dickicht. Nach drei Stunden machten wir erschöpft Rast. Jack setzte sich auf den Boden. Ich legte meinen Kopf in seinen Schoß und streckte meine Glieder aus. Nach ein paar Minuten war ich eingeschlafen.
    Als ich erwachte, schlief Jack. Vorsichtig erhob ich mich und setzte mich zu Anette und Barbara, die sich unterhielten und von unserem mitgebrachten Proviant aßen. Sie reichten mir Wasser und ein Schinkenbrot, und ich fühlte mich fast wie auf einem Ausflug. Ich drehte das Brot in meiner Hand und betrachtete es versonnen.
    „Für hundertneunzig Jahre altes Brot schmeckt es vorzüglich“, sagte ich, und wir lachten vergnügt.
    Ein bisschen sentimental riefen wir uns den langen Winter ins Gedächtnis und dachten an die gemütliche Küche, an die dicke Maria mit ihren Kochkünsten, und wir alberten entspannt herum. Das letzte Mal im Dschungel war mir anders zumute gewesen.
    „Es ist schon etwas anderes, einen Mann dabei zu haben, nicht wahr?“, sagte Anette, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
    „Man fühlt sich gleich sicherer“, bestätigte ich kauend und schaute nach Jack, der friedlich schlief, als läge er in einem weichen Hotelbett.
    „Was meint ihr, wie lange wir noch unterwegs sein werden?“, fragte Barbara, während sie ihr Haar zum Zopf flocht.
    „Morgen könnten wir schon auf ein Dorf treffen, meinte Jack vorhin.“
    „Gott sei Dank, ich habe allmählich die Nase voll von diesem Abenteuer“, sagte Barbara im Brustton der Überzeugung und legte sich auf ein paar große Blätter, um ebenfalls etwas zu schlafen.
    Nachdem alle geruht und gegessen hatten, kämpften wir uns weiter durch das Dickicht. Für die Nacht entfachten wir ein großes qualmendes Feuer und streuten später die Asche um die Lagerstätte. Ich schlief, eng an Jack gedrückt, tief und fest, denn wir waren bis zur Erschöpfung gelaufen. Jack hatte mir mehrfach riesige Spinnen und anderes Getier aus dem Haar gezupft und tapfer meine hysterischen Schreie ertragen. Bis zum Abend war ich bereits so entnervt, dass ich laut aufschrie, als Jack mir mit der Hand über die Wange strich. Ich hatte mich nur für einen Moment getraut, aus völliger Erschöpfung die Augen zu schließen, und ihn für eine Riesenspinne gehalten.
    Nach dem kurzen Frühstück, bestehend aus Wasser und unseren restlichen Broten, dauerte es nicht mehr lange, und wir trafen tatsächlich auf eine kleine Stadt. Der Anblick der weiß getünchten einfachen Häuser war wie eine göttliche Offenbarung, und ich schwor mir, nie mehr etwas Grünes an mich heranzulassen, keinen Pullover, kein Sofa, keine Tapete, rein gar nichts.
    Erschöpft machten wir uns auf die Suche nach einem Telefon. Während Jack mit seinen Freunden am Flughafen

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