Schimmernder Rubin
wollen«, entgegnete Nowikow. »Genau wie mir. Wie Sie selbst bereits sagten, sind Sie nicht die einzige Anbieterin auf diesem Markt.«
Dies war eine unverblümte Aufforderung an Redpath, ihm gewisse Zugeständnisse zu machen, aber das kam keinesfalls in Frage.
»Sie bitten mich, Cruz zu disqualifizieren, noch ehe Sie mir sagen, was Sie von uns brauchen«, sagte sie barsch. »Wenn Sie darauf bestehen, werde ich im Gegenzug Ihren Gefolgsmann ablehnen. Ich bin diejenige, die die Detektive ernennt, nicht der Kunde.«
Über Nowikows blasse Haut huschte eine leichte Röte. Er setzte zu einer Erwiderung an, besann sich aber dann eines Besseren.
»Natürlich«, sagte er beflissen. »Sie sind hier der Profi, nicht ich.«
»Es gibt auch andere Profis«, sagte Redpath. »Wenn Sie sich bei uns nicht wohl fühlen, finden Sie sicher Partner, die Ihnen zusagen.«
»Ihrem Unternehmen ist es gelungen, die Marcos-Milliarden aufzuspüren«, sagte Nowikow. »Sie haben die Befreiung der drei anglikanischen Priester in Ostbeirut organisiert. Sie haben einen CNN-Reporter vor den Kopfgeldjägern in Borneo gerettet. Unglücklicherweise sind Sie die Besten...«
Redpath nickte. Sie wusste besser als Nowikow, wie gut ihre Organisation war.
»Und ich brauche die Besten«, erklärte Nowikow.
»Warum?«
Nowikow sah ein letztes Mal zu Cruz hinüber, dann hatte er ein Einsehen.
»Einer der größten russischen Kunstschätze ist verschwunden«, sagte er.
»Welcher?« fragte Redpath.
»Die Rubin-Überraschung.«
Redpath sah ihn fragend an. »Das sagt mir nichts.«
»Die Rubin-Überraschung ist das kostbarste Kunstwerk, das die bolschewistische Ära überdauert hat«, erläuterte Nowikow. »Sie wurde erst vor kurzem von wahren russischen Patrioten wiederentdeckt.«
Cruz und Gillespie sahen einander an. Keiner von ihnen wusste, wovon Nowikow sprach. Es war allgemein bekannt, dass Russland, um zu überleben, die Konkursmasse der Sowjetunion geradezu verschleuderte, aber von einem derart spektakulären Kunstdiebstahl hatte man noch nichts gehört.
»Was genau ist die Rubin-Überraschung?« fragte Redpath.
»Das letzte rote Ei, das Peter Carl Fabergé geschaffen hat.«
3
Fliegen machte Damon Hudson geil. Sooft er den Hi-Flyer One, das Flaggschiff von Hudson International, bestieg, verspürte er denselben Kitzel unterhalb der Gürtellinie, als hätte ihm eine schöne Frau ein laszives Lächeln geschenkt.
Vielleicht lag es an der Phallusform des Flugzeugs. Der lange, spitz zulaufende Rumpf der Boeing 757 glitzerte im dunstigen Sonnenlicht, das auf den Teer der Landebahn des Flughafens La Guardia fiel, und Hudson stellte sich vor, wie sich das Flugzeug in einer Höhe von fünfunddreißigtausend Fuß kraftvoll durch die klare Luft zurück nach Los Angeles schob.
Oder vielleicht rührte die sexuelle Erregung auch von dem Pomp des Flugzeugs her, von dem üppigen Schwulst, der ihn hier umgab. Ein Flieger dieser Größe transportierte für gewöhnlich hundertachtzig Passagiere, was bedeutete, dass Unterhalt und Wartung für den normalen Geschäftsbetrieb geradezu unerschwinglich waren.
Hi-Flyer One war nicht nur deshalb Hudsons Privatflugzeug, weil die kostspielige öffentliche Zurschaustellung des Unternehmens eine Bedeutung hatte, sondern auch, weil er es liebte, alles im großen Stil zu inszenieren. Er hatte das Flugzeug direkt bei Boeing bestellt, und dann hatte er es mit Orientteppichen, Wandbehängen aus chinesischer Seide und Antiquitäten aus aller Welt bestückt.
Die Kosten des Fliegers gingen zu Lasten von Hudson International, einem Unternehmen mit Tausenden von Aktionären. Ungeachtet dessen betrachtete Damon Hudson die Firma, wie ein paar verärgerte Investoren und kleinkarierte Nörgler von der Börsenaufsichtsbehörde behaupteten, als seinen Privatbesitz.
Hi-Flyer One gehörte zu den protzigsten Geschäftsflugzeugen der Welt. Der vordere Teil des Fliegers war für Personal und Gäste bestimmt. Sie flogen bequem, aber ohne Raffinesse. Der hintere Teil war Hudsons privater Vergnügungspark. Dort verfügte er über die neueste Kommunikationstechnik, ergötzte sich an einer anspruchsvollen Sammlung erotischer Kunst und vergnügte sich häufig mit den verführerischsten Prostituierten, die er bekommen konnte.
Obgleich den Mann unersättliche sexuelle Gelüste erfüllten, war er viel zu gerissen, um sich jemals Erleichterung zu verschaffen, ohne vollkommen Herr der Lage zu sein. Seinen unermesslichen Reichtum hatte er
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