Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
Vom Netzwerk:
wenig trainierter Ballettänzer oder wie ein etwas konditionsschwacher Gymnasiast. Er bewegte sich mit einer erstaunlichen Grazie, die weder männlich noch weiblich, sondern die einer Schlange war. Alle Blicke fielen auf ihn und verfolgten ihn gebannt.
    Cruz hatte schon oft gedacht, dass jeder, der neben Nowikow stand, bis zur Unsichtbarkeit verblasste.
    Hinter Nowikow stieg ein Schrank von einem Mann aus dem Benz. Er hatte gehetzte, dunkle Augen, bleiche Haut und einen zerzausten schwarzen Bart. Der schwarze Anzug, den er trug, war aus dickem Filz, für die Wüste zweifellos die falsche Wahl.
    Nowikow trug einen Anzug aus blassgrauer Seide, italienisch geschnitten, bewusst maßvoll und doch elegant. Falls ihn die Hitze störte, sah man es ihm zumindest nicht an. Seine schimmernde Haut wies eine leichte Röte auf und die auseinanderstehenden grauen Augen wanderten über die reizvolle Wüstenlandschaft vor dem Firmengebäude, ehe sein Blick an den Baumsäulen und dem Palmwedel des Ramada hängenblieb.
    »Sie sind doch sicher nicht zu den Eingeborenen konvertiert, meine Liebe?« fragte er an Redpath gewandt.
    Redpath lachte, trat einen Schritt vor und reichte ihm die Hand.
    »Sie haben sich nicht im geringsten verändert, Alexej«, sagte sie.
    »Genausowenig wie Sie, Botschafterin, abgesehen davon, dass Sie noch gefährlicher geworden sind.«
    Nowikow nahm lächelnd Redpaths Hand, hob sie an seine Lippen und fügte hinzu: »Aber Ihre Finger sind immer noch weich und verströmen immer noch ihren Rosenduft.«
    Cruz stellte säuerlich fest, dass Nowikow den Handkuss und das Kompliment mit der ihm eigenen makellosen Eleganz platzierte. Ein Blick auf Gillespie verriet ihm, dass er mit seinem Verdruss nicht allein stand.
    »Danke, dass Sie sich in unsere Wüste gewagt haben«, sagte Redpath. »Ich weiß, sie ist nicht unbedingt nach Ihrem Geschmack.«
    Nowikows Schulterzucken war ebenso elegant wie seine Garderobe.
    »Es handelt sich nur um einen Test, nicht wahr?« fragte er. »Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, dann muss sich der Prophet zur Reise bequemen, um den Berg zu sehen.«
    »Es überrascht mich, dass Ihnen Ihr Anliegen so wichtig ist.«
    Nowikow lächelte schwach. »Risk Limited hat viele - äh - Bewunderer an hohen Stellen meiner Regierung.«
    Redpath zog die Brauen ebenso maßvoll hoch, wie Nowikow lächelte.
    »Wie eigenartig«, sagte sie. »Wir haben noch nicht viel mit der neuen russischen Republik zu tun gehabt.«
    »Nein«, pflichtete Nowikow ihr bei, »aber Sie haben sich genügend Feinde unter dem alten Regime gemacht. Man spricht immer noch voller... Leidenschaft von Ihnen.«
    »Wie schmeichelhaft«, sagte Redpath, ohne ihm ihre Hand zu entziehen. »Aber wir haben kein Interesse daran, alte Kriege fortzusetzen. Risk Limited ist ein privater Sicherheitsdienst, nicht mehr und nicht weniger.«
    Dieses Mal war Nowikows Lächeln breiter und offenbar sogar spontan. Es verwandelte sein Gesicht wie ein Suchscheinwerfer die Dunkelheit.
    »Direkt. Kurz. Prägnant. Herrlich amerikanisch.« Nowikows Lippen strichen abermals über Redpaths Hand. »Begrüßen Sie Ihre neuen Klienten immer mit dieser Rede?«
    Cruz hatte genug von der Handküsserei und dem Vereinten-Nationen-Geheuchel. Er trat aus dem Schatten in das erbarmungslose Licht.
    »Nein«, sagte er knapp. »Wir heben uns diese Rede für potentielle Kunden auf, die meinen, sie könnten uns anheuern, um illegal für sie zu arbeiten.«
    Nowikows strahlendes Lächeln legte sich. Er starrte Cruz einige Sekunden an, ehe er sich wieder an Redpath wandte.
    »Mit Männer wie Cruz Rowan als Angestellten«, sagte er, »verstehe ich, weshalb Sie meinen, eine Warnung könnte vonnöten sein. Wirklich, Botschafterin, wäre es nicht leichter, wenn Sie es einfach vermeiden würden, bekannte Kriminelle einzustellen?«
    Redpath entzog ihm ihre Hand.
    »Cruz ist einer meiner besten Männer«, sagte sie sanft.
    »Schade«, sagte Nowikow mit der Stimme eines Rundfunksprechers. »Vor ein paar Jahren hat er in San Francisco versucht, die Sowjetregierung in Verlegenheit zu bringen, indem er mir falsche Beweise unterschob. Allerdings hat er seine Sache so dilettantisch aufgezogen, dass nichts dabei herauskam. Sie können doch sicher fähigere Männer bekommen?«
    »Das einzige, was Sie damals gerettet hat, war ein Diplomatenpass.« Cruz konnte sich diese Spitze nicht verkneifen.
    Der große, stämmige Mann, den Nowikow sich bisher noch nicht einmal die Mühe gemacht hatte

Weitere Kostenlose Bücher