Schimmernder Rubin
vorzustellen, tat einen Satz nach vorn. Cruz seinerseits bedachte ihn mit einem Blick, der mindestens so bedrohlich war wie ein geladener, entsicherter Revolver.
»Gapan«, sagte Nowikow zwischen den Zähnen.
Der Mann namens Gapan trat wieder zurück.
»Wie ich sehe, heuern Sie immer noch solche Muskelpakete an«, höhnte Cruz. »Seien Sie doch einmal ein Mann, Alexej. Sagen Sie der Botschafterin die ganze Wahrheit, und wenn Sie es nur der Abwechslung halber tun. Was kann das schon schaden? Das Spiel ist seit Jahren vorbei, und die Toten sind lange begraben.«
»Für Sie war es immer ein Spiel, nicht wahr?« fragte Nowikow ölig. »Wie schade, dass Ihre Regierung beschlossen hat, Sie nicht länger mitspielen zu lassen. Fehlen Ihnen Ihre Zinnsoldaten sehr?«
Cruz kniff die Augen zusammen, doch dann hatte er sich wieder in der Gewalt.
Die Linie von Nowikows Mund war zu kalt, um Lächeln genannt zu werden.
»Nachdem ich San Francisco verließ, war ich zwei Jahre in London«, sagte er. »Mein lieber Junge, wie hat es die britische Boulevardpresse geliebt, Sie zu hassen.«
»Ich bin eben ein Prachtjunge«, sagte Cruz, »aber Ihr Junge bin ich ganz bestimmt unter gar keinen Umständen.«
»Ich muss Ihnen etwas gestehen«, wandte sich Nowikow an Redpath. »Es hat mir ein ungeheures Vergnügen bereitet zu sehen, wie das FBI Cruz Rowan die Knöpfe von seiner Uniformjacke gerissen und ihn aus dem Amt gejagt hat.«
Redpath schüttelte seufzend den Kopf.
»Alexej«, murmelte sie. »Cruz hat das FBI verlassen, weil ich ihm ein besseres Angebot gemacht habe. Ich nehme an, das wissen Sie ganz genau.«
Nowikow schnippte ein Staubkorn von seinem Jackett. Es war, als schnippe er Cruz damit fort.
»Ich kann verstehen, dass Rowan die Chance genutzt hat, für Ihre Firma tätig zu sein«, gab er zurück. »Risk Limited gilt allgemein als der beste private Sicherheitsdienst der Welt.«
Redpath setzte ein höfliches Lächeln auf.
»Was mich überrascht, meine Liebe«, fügte er hinzu, »ist, dass Sie ihn genommen haben.«
»Fast alle, die für Risk Limited arbeiten, waren irgendwann bei der einen oder anderen Regierungsstelle im Dienst«, sagte Redpath. »Aber wir alle, ich eingeschlossen, haben den Dienst bei der Regierung aufgegeben, weil wir dort gegen etwas ankämpfen mussten, was wir nicht akzeptieren konnten.«
Nowikow warf Cruz einen herablassenden Blick zu.
Cruz erwiderte ihn interessiert. Er witterte, dass Nowikow ihn zu ködern versuchte. Aber er wusste nicht, warum.
Früher wäre ihm das gleichgültig gewesen. Er hätte sich auf Nowikow gestürzt, egal, weshalb und warum. Aber die Vergangenheit war tot und Cruz wäre fast mit ihr gestorben. Inzwischen hatte er gelernt, Antworten auf seine Fragen zu suchen, ehe er handelte.
Manchmal.
»Ich für meinen Teil«, sagte Redpath, »bin wegen einer Politik gegangen, der die Interessen der Banken und der multinationalen Unternehmen wichtiger waren als die Bedürfnisse der Menschen. Ich habe es so lange ertragen, bis es nicht mehr ging, und dann verließ ich den Verein.«
Redpath blickte von Cruz zu Nowikow. Der Blick aus ihren grünen Augen war scharf und durchdringend, ihm entging nichts. Auch sie war neugierig zu erfahren, warum Nowikow sich einem Mann gegenüber, dessen Dienste er in Anspruch nehmen wollte, so widersprüchlich verhielt.
»Cruz Rowan hat das FBI aus ehrenwerten Gründen verlassen«, wiederholte sie. »Er genießt mein vollstes Vertrauen.«
Dann bedachte sie ihren eventuellen Klienten mit einem gekonnten Mona-Lisa-Lächeln, das das Herz einer Bronzestatue zum Erweichen gebracht hätte.
Cruz lächelte innerlich. Wenn Redpath wollte, konnte sie einem Mann das Gefühl geben, drei Meter groß und so schön wie Michelangelos David zu sein. Ebenso verstand sie es, einem Mann zu vermitteln, er wäre nichtswürdiger als ein Schlangenhintern.
Nowikow schwieg.
»Es hat natürlich auch Nachteile, wenn man auf dem Privatsektor tätig ist«, fügte Redpath hinzu. »Wir können uns nicht wie Polizisten aufführen, sondern nur als Detektive agieren.«
Nowikow teilte diese Ansicht offenbar nicht.
»Wir haben den Zugang zum Netzwerk der alten Herrn in den Regierungsabteilungen verloren, den einige unserer Konkurrenten so sinnvoll zu nutzen verstehen«, sagte sie. »Wir sind auf uns allein gestellt. Andererseits können wir Fälle annehmen oder ablehnen, wie es uns gefällt. Und das tun wir auch.«
»Es steht Ihnen natürlich frei einzustellen, wen Sie
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