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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Einfahrt war zu übersichtlich, um von dort aus einen Überraschungsangriff zu starten und die Eingangstür erfreulicherweise zu hell erleuchtet, um heimlich hereinzuschlüpfen.
    Schlecht war der dichtbewachsene Hügel hinter dem Haus. Das Gebüsch bot möglichen Eindringlingen Deckung bis direkt in den Hinterhof.
    Cruz überprüfte zum wiederholten Male die Umgebung, stand still und reglos an einem Fleck, lauschte und überlegte, was er tun würde, wollte er unbemerkt ins Haus.
    Es ist viel zu leicht, sagte er sich. Der reinste Spaziergang. Ich könnte zehn Männer und einen tanzenden Elefanten auf die Terrasse führen, ohne dass es jemand bemerkt. Aber ich glaube nicht, dass Swann in Begleitung kommt. Laurels GEFAHR-Botschaft hatte bestimmt seinen Argwohn gegen die Komplizen geweckt.
    Cruz kehrte ins Haus zurück. Er war sich immer sicherer, dass die Abdrücke, die er im Blumenbeet neben der Terrasse entdeckt hatte, Jamie Swann gehörten. Er hatte offenbar den gleichen Rundgang wie Cruz gemacht, die gleichen Überlegungen angestellt, die gleichen Schlüsse gezogen: Er musste vom Hügel herunterkommen und zwar allein, da niemandem zu trauen war.
    Swann, sorgen Sie bloß dafür, dass ich Sie nicht töten muss, dachte er. Denn obwohl Sie es verdient hätten zu enden, dafür, dass Sie Laurels Leben wegen eines kalten Steins aufs Spiel gesetzt haben, will ich nicht Ihr Henker sein.
    Cruz hatte eigentlich nicht vor, ins Haus zurückzukehren, wollte Laurel nicht erneut vom Türrahmen aus beobachten, aber trotzdem tat er genau das.
    Dieses Mal spürte Laurel seine Gegenwart. Der Bildschirm des Computers war schwarz. Der Rubin lag in ihrer Handfläche und fing die Farben des Regenbogens auf wie ein Magnet, der Eisenspäne sammelte.
    Langsam zog sie ein Stück Papier aus der Tasche und wickelte den Rubin ordentlich hinein, als wäre er einer der anderen losen Steine, die die Tasche enthielt. Dann schob sie das Tütchen in die Schachtel zu dem anderen Steinsortiment und stellte die Tasche fort.
    Cruz beobachtete Laurel mit finsterem Gesicht und brennendem Blick. Dann durchschritt er den großen Raum zur Flügeltür, die auf die Terrasse hinausging. Sie war verriegelt, doch er schob den schmalen Hebel beiseite und öffnete sie. Kühle, nach Tau und Blättern duftende Luft strömte herein.
    Ein schwacher Hauch der Abendbrise wehte ein paar Blätter von dem großen Eukalyptusbaum im Hinterhof herab. Als die Blätter auf die Terrasse fielen, verursachten sie ein trockenes, raschelndes Geräusch wie leise Tritte.
    Als Cruz sich wieder umdrehte, stand Laurel nur wenige Schritte von ihm entfernt. Ihre goldenen Augen beobachteten ihn. Ihre Lippen und Hände zitterten. Nur leicht. Gerade genug, dass ein Mann mit scharfen Augen es wahrnahm.
    Und Cruz’ Augen waren scharf.
    »Könntest du deine Regeln vielleicht vorübergehend mißachten, um mich in den Arm zu nehmen?« fragte sie zögernd. »Nur das. Nur einen Augenblick. Ich fühle mich so... allein.«
    Cruz merkte nicht, dass er die Arme nach ihr ausstreckte. Alles, was er merkte, war, dass die Wärme von Laurels Leib an seiner Brust einen starken Kontrast bildete zu der kalten Pistole in seinem Rücken. Er schlang den linken Arm um sie und hielt sie eng an sich gepreßt.
    Seine rechte Hand schloß sich um den Griff seiner Waffe, als weitere Blätter flüsternd auf die Terrasse segelten.
    »Ich hätte so vieles anders machen sollen«, sagte Laurel und blickte Cruz ins Gesicht. »Die Entscheidung, die ich getroffen habe, hat mir mehr genommen, als ich für möglich hielt. Sie hat mir dich genommen.«
    Cruz antwortete nicht. Schweigend ließ er von ihr ab.
    »Wird Zeit, dass ich mal in Karroo anrufe«, sagte er in neutralem Ton. »Bleib im Dunkeln, ja?«
    Aus dem Hinterhof drang ein schwacher Laut herein. Es hätte eine Katze sein können.
    Oder aber ein Mann, der wie eine Katze schlich.
    »Cruz?« flehte Laurel.
    Er sah sie abwartend an.
    »Wenn Dad anruft«, sagte sie, »dann spring nicht zu hart mit ihm um. Drohungen machen ihn nur noch sturer, als er ohnehin schon ist.«
    Cruz beugte sich vor und bedachte Laurel mit einem kurzen, harten Kuß. Dann hauchte er ihren Namen auf ihre Lippen, was gleichzeitig zärtlich und schmerzlich klang. Sie klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende.
    »Ich weiß, was für ein Mensch dein Vater ist«, sagte Cruz und löste sich sanft. »Ich weiß es besser als du.«
    Vergebens suchte Laurel in Cruz’ Gesicht nach einem Zeichen der Gefühle, die

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