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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Umgebung ab, und die Hand, die für gewöhnlich seine Waffe zog, verharrte einsatzbereit in der Nähe des Pistolengriffs.
    Irgendwann schob er Laurel sanft von sich, stieg nochmals in den Wagen und zog ihre Ledertasche und seinen Aluminiumkoffer heraus.
    »Komm«, sagte er. »Ich will, dass du dich versteckst. Hier. Trag das Zeug. Auch wenn es nicht gerade ritterlich ist, dich alles schleppen zu lassen - ich brauche meine Hände.«
    »Ich dachte, wir wären sicher«, Laurels Stimme zitterte.
    »Im Augenblick ist er nicht hier, aber er war hier.«
    »Woher weißt du das?«
    »Unter der Platane sind frische Ölspuren.«
    »Vielleicht war es jemand anders?«
    »In einer Privateinfahrt am Ende einer Sackgasse? Das ist nicht sehr wahrscheinlich.«
    Schweigend ging Laurel vor Cruz zum Haus. Er folgte ihr, schloß die Tür, drehte den Schlüssel um und nahm ihr seinen Pistolenkoffer ab.
    »Hat außer deinem Vater sonst noch jemand Schlüssel zu diesem Haus?« fragte er. »Vielleicht ein Reinigungsunternehmen, ein Sicherheitsdienst oder so?«
    »Nein.«
    Laurel trat hinter Cruz ins Wohnzimmer.
    »Dann ist alles klar. Dein Vater war hier.«
    »Hast du etwa auch Ölspuren auf dem Küchenfußboden entdeckt?« fragte Laurel bissig, aber ihre Augen schimmerten.
    »Die Luft ist frisch«, sagte Cruz, »als hätte erst vor kurzem jemand die Fenster geöffnet. Außerdem liegt die Tageszeitung von heute auf dem Küchentisch. Du hast keine Alarmanlage, oder?«
    »Nein.« Laurel wandte sich von Cruz ab, da sie die Fremdheit in seinem Blick, seiner Stimme und seinen Gesten nicht länger ertrug. »Ich bin nicht allzuoft hier. Städte machen mich nervös.«
    »Laurel.«
    Sie drehte sich wieder zu Cruz um und sah, dass er das Telephon in der Hand hielt und wartete.
    Mit einem stummen Gebet, dass sie das Richtige tat, nahm sie es ihm ab, gab die Nummer von Jamie Swanns Piepser ein und hinterließ als Rückrufnummer die hiesige.
    »Wie lange braucht er normalerweise?« fragte Cruz, nachdem sie eingehängt hatte.
    »Für gewöhnlich ruft er innerhalb einer Stunde an.«
    »Und wenn nicht, wie lange dauert es dann?«
    »Der Rekord liegt bei zehn Tagen. Mom war schon begraben, als er endlich meinen Anruf beantwortete.«
    Cruz stöhnte. »Kein Wunder, dass du Männern mißtraust.«
    »Ich vertraue dir.«
    »Du denkst, dass ich ein besserer Mörder als dein Alter bin«, erwiderte Cruz. »Was für eine blendende Empfehlung.«
    »Das habe ich nicht gesagt!«
    »Natürlich nicht.«
    »Was denkst du?« fragte Laurel schroff.
    »Dass ich Jamie Swann durchaus ähnlich bin.«
    »Das bist du nicht.«
    »Was weißt du schon! Er und ich bewegen uns beide weit außerhalb der Grenzen des Anstandes. Wir beherrschen beide die gefährlichsten Lektionen, die ein Cop jemals lernt.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Davon, wie leicht es ist, das Gesetz zu brechen und ungeschoren davonzukommen«, knurrte Cruz. »Das lernt man, wenn man in der Gosse lebt, wo Lügen die einzige Wahrheit sind, wo Gewalt der schnellste Weg zum Frieden und die Moral so düster und glitschig wie der Mississippi ist.«
    »Das meintest du also, dass du genauso wie mein Vater bist?«
    »Ich meine damit, dass ich genauso sein könnte.«
    »Nein.«
    »Du urteilst so schnell und bist so vertrauensvoll. Hast du dir jemals darüber Gedanken gemacht, was passieren könnte, wenn du dich irrst?«
    »Warum bestrafst du mich?« fragte Laurel gepreßt.
    »Tue ich das?«
    »Ja«, erwiderte sie. »Du kennst den Unterschied zwischen einem Paradox und Unmoral genausogut wie ich: den Unterschied zwischen einer Lüge, die man erzählt, um die Wahrheit aufzudecken, und einer Lüge, die man um des Vorteils willen erzählt. Hier liegt die Grenze zwischen Ehrlichkeit und Verbrechertum.«
    Der reglose Blick aus ihren bernsteinfarbenen Augen hielt ihn fest.
    »Du hast mehr Vertrauen in mich als ich selbst.« Er schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Wie du selbst einmal gesagt hast, sehe ich dich sehr klar.«
    Cruz schloß die Augen, trotzdem sah er Laurel vor sich. Er versuchte zu sprechen, aber ihm fielen keine Worte ein außer denen, die er sich momentan verkneifen sollte.
    »Cruz?«
    Seinen Namen aus ihrem Mund zu hören entfachte Sturm in seinen Gefühlen.
    »Ich sehe mich noch einmal um.« Er schob sie weg.
    Obgleich Laurel nichts erwiderte, sah er, dass seine Barschheit sie verletzt hatte.
    »Wenn ich jetzt in deiner Nähe bleibe«, sagte er, »werde ich dich küssen, bis wir beide vergessen, wo wir sind, wer wir

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