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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Eindringling hingegen sah so aus, als könnte er in jeder Hand eine Waffe auf Armeslänge nach vorne halten, ohne es überhaupt zu bemerken. Und jetzt drehte er sich langsam zu ihr um, bis er mit dem Profil zu ihr stand.
    »Das ist weit genug«, blaffte sie.
    Er sieht verdammt gut aus, dachte sie vage, wenn man Augen mag, im Vergleich zu denen Eis eine wohlige Wärme ausstrahlt.
    Cruz drehte sich langsam, sehr langsam, weiter zu ihr herum und beobachtete den Finger, den Laurel am Abzug hielt. Als dieser schlaffer wurde, blieb er stehen. Inzwischen stand er ihr dreiviertel zugewandt.
    Auf einmal hatte Laurel das Gefühl, dass sie ihn kennen müßte.
    »Wer sind Sie?« fragte sie kurz angebunden.
    »Cruz Rowan.«
    Der Name kam ihr ebenso verführerisch vertraut vor wie sein Profil.
    »Was machen Sie hier in meiner Garage?«
    »Ich suche Ostereier.«
    Adrenalin schoß durch Laurels bereits überreiztes Nervensystem. Flüchtig malte sie sich die Annehmlichkeit aus, wenn Cruz Rowan auf derselben Seite stünde wie sie.
    Aber das tat er nicht, und allein der Wunsch war eine große Gefahr.
    Ein beifälliges Lächeln umspielte die harte Linie seines Mundes und machte die Furchen in seinem Gesicht weich.
    Laurel merkte, dass er abermals die an ihrem Körper klebende Seide ihres Nachthemds musterte. Sie senkte den Lauf der Pistole, bis er ein kleines Stück unterhalb seiner Gürtelschnalle zum Ruhen kam.
    »Beruhigen Sie sich, Laurel«, sagte er besänftigend. »Ich will nicht erschossen werden, und Sie wollen mich nicht erschießen.«
    »Darauf wetten Sie lieber nicht.«
    »Sie sind eine Amateurin«, sagte er leise. »Wenn Sie mich umbringen wollten, hätten Sie es längst getan. Und wenn Sie die Bullen rufen wollten, wäre das auch schon geschehen.«
    »Diese Möglichkeiten habe ich immer noch. Außerdem kommen Sie mir irgendwie... bekannt vor.«
    Cruz wußte, dass es nur eine Möglichkeit gab, weshalb er Laurel Swann bekannt vorkommen konnte.
    Für den Bruchteil einer Sekunde verriet seine Miene zugleich Abwehr und Müdigkeit, doch dann wurde sein Blick wieder neutral, eine Maske, die nichts von seinen Gefühlen verriet.
    Laurel hatte den verrückten Drang, sich bei ihm zu entschuldigen und dann die harten Linien in seinem Gesicht zu glätten.
    Gott, ich verliere, sagte sie zu sich. Warum hat mich Dad denn nicht davor gewarnt, dass der erste Mann, den ich mit einer Waffe bedrohe, zugleich der Mann sein würde, der interessant genug ist, die Seiten zu wechseln?
    Doch sie riß sich zusammen und setzte eine strenge Miene auf.
    »Gehen Sie drei Schritte nach links«, kommandierte sie. »Und dann drehen Sie sich ganz zu mir herum.«
    Cruz trat in den Lichtstrahl von der Treppe und wandte sich Laurel zu.
    Sie musterte ihn und sagte sich, dass sie nur versuche, ihn zu identifizieren. Natürlich waren ihr die Linien, die von vergangenem Schmerz und der gegenwärtigen Anspannung herrührten, ebenso gleichgültig wie der geschwungene Mund, der sich auf ihren Lippen bestimmt angenehm ausnahm, und seine Augen, für deren diverse Blaus es bestimmt keine Namen gab.
    »Nun?« fragte Cruz neutral.
    »Sie sehen recht gut aus«, sagte Laurel, »aber das wissen Sie sowieso. Sie sind stark und körperlich fit, auch das wissen Sie. Sind wir uns schon mal irgendwo begegnet?«
    Er setzte ein ironisches Lächeln auf. »Sollte ich das nicht fragen?«
    »Das ist doch wohl egal. Nun, sind wir...?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie das genau?«
    »Ja.«
    »Hundertprozentig?« fragte sie.
    »Sie haben die bemerkenswertesten Augen, die ich je bei einer Frau gesehen habe. Auch der Rest von Ihnen wäre durchaus erinnerungswürdig. Vor allem in diesem Fähnchen.«
    Nun, dachte Laurel, schließlich habe ich derartige Bemerkungen geradezu herausgefordert. Und er ist bestimmt die Sorte Mann, die sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen läßt.
    Ein verführerischer Gedanke.
    »Schon recht«, knurrte sie. »Wir sind uns noch nie begegnet. Warum kommen Sie mir dann so bekannt vor?«
    »Das müssen Sie besser wissen als ich.«
    Laurel musterte ihn eingehender. Ihr Blick glitt langsam von seinem schwarzen Haar zu den breiten Schultern, schmalen Hüften und muskulösen Beinen hinab. Bei seinen schwarzen Joggingschuhen angekommen, musterte sie ihn ein zweites Mal. Wenn er sich unwohl fühlte, zeigte er es nicht.
    Dann sah Laurel zum ersten Mal Cruz’ Hände an. Sie waren wunderschön geformt, mit langen, schlanken Fingern - außer dem Zeigefinger seiner linken Hand, der

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