Schimmernder Rubin
sich offenbar Sorgen um Sie macht.«
»Ich bin handwerklich ziemlich geschickt.« Sie hatte wieder Boden unter den Füßen.
Cruz musterte das teure Werkzeug, das auf ihrer Arbeitsbank lag.
»Das müssen Sie wohl sein«, sagte er. »Es gibt nicht viele Frauen, die sich solche Werkzeuge nur zum Spaß leisten können.«
»Ich bin so gut, dass ich nicht erst Ostereier suchen muss, wenn ich meine Rechnungen bezahlen will.«
»Haben Sie das gute Stück bereits eingeschmolzen?«
Laurel sah Cruz kalt an und schwieg.
»Das hätte ich auch nicht angenommen«, murmelte er, »das wäre nicht Ihr Stil.«
Mit der linken Hand zog Cruz das Photo der Rubin-Überraschung hervor.
»Das Ding ist wesentlich mehr wert als nur sein Gold, Silber und seine Edelsteine, nicht wahr?« gurrte er.
Laurel zuckte mit den Schultern.
»Sie gehören nicht zu der Art Menschen, die einen unbezahlbaren Kunstgegenstand zerstören würden, so dass nur eine Handvoll in Rußland geschliffener Diamanten und ein Klumpen Gold dabei herausspringen«, fuhr er voller Überzeugung fort.
Laurel erschauderte. Irgendwie wußte Cruz Rowan nach diesen paar Minuten mehr über sie als ihr eigener Vater, der sie schließlich seit ihrer Geburt kannte.
»Denken Sie, dass es echt ist?« fragte Cruz.
Seine Frage kam so überraschend, dass Laurel bereits zu einer Antwort ansetzte, ehe sie merkte, was sie tat. Wieder schauderte es sie.
Cruz machte seine Arbeit gut. Zu gut. Die Tatsache, dass sie ihm vertraute, machte die Aufgabe, ihren Vater zu schützen, doppelt schwer.
Cruz lächelte fast traurig, als er Laurels angespannte Miene sah.
»Sie sollten dieses Spiel wirklich nicht wagen«, sagte er. »Sie eignen sich nicht dafür. Erzählen Sie mir einfach, wo das Ei ist, und dann vergessen wir, dass Sie es jemals gesehen haben.«
»Das kann ich nicht.«
Cruz mochte diese Antwort nicht, aber er zweifelte nicht an ihrer Aufrichtigkeit.
»Warum nicht?« fragte er.
»Ich weiß nicht, wo es ist. Und selbst wenn ich es wüßte, würde ich es Ihnen nicht sagen.«
»Seltsam. Sie sehen nicht aus wie eine Frau, die versessen darauf ist, ein Gefängnis von innen zu sehen.«
Laurel rang nach Luft. Am liebsten hätte sie Cruz erklärt, dass er privat arbeitete, wohingegen ihr Vater Angestellter des Staates war. Sie käme bestimmt nicht ins Gefängnis, wenn sie zu ihm hielt.
Falls Swann dieses Mal für die Regierung tätig war. Und falls die Regierung es sich leisten konnte, diese Wahrheit einzugestehen.
Falls.
»Das wird nicht passieren«, sagte sie schroff.
»Das hoffen Sie.« Cruz arbeitete jetzt auf Verhandlungsbasis.
Sie wandte ihm den Rücken zu, um seinem durchdringenden Blick und seinem noch durchdringenderen Einfühlungsvermögen zu entgehen.
»Wenn die Frachtgesellschaft herausfindet, dass das Ei verschwunden ist, werden sie sich sofort an die Bullen wenden«, führte Cruz sachlich aus. »Dann werden die Suchanzeigen und die Haftbefehle nur so vom Himmel regnen. Diebstahl internationalen Frachtguts, Annahme gestohlenen Eigentums. Verschwörung. Und das ist nur der Anfang.«
Cruz trat hinter Laurel und starrte über ihre Schulter durch das Fenster auf den Ozean hinaus.
»Ich kann mir ein wenig Verständnis leisten«, sagte er. »Anders als die Frachtgesellschaft habe ich keinen Ruf zu verlieren, und anders als die Polizei bin ich nicht an der strafrechtlichen Verfolgung eines Übeltäters interessiert. Ich will nur das Ei.«
Laurel merkte, dass sie den Atem anhielt. Cruz stand so dicht hinter ihr, dass seine Wärme durch die Seide ihres Nachthemds drang. Der Schauder, der ihren Rücken hinunterrann, hatte nichts zu tun mit Angst.
Es war die Hölle, sich zu einem Mann hingezogen zu fühlen, dachte Laurel voller Bitterkeit. Vor allem, wenn dieser Mann ein Herzensbrecher war. War das ihrer Mutter widerfahren? Hatte sie so schnell den Kopf verloren, dass sie die Schwierigkeiten erst bemerkte, als es sich nicht mehr ändern ließ?
»Ich bin verrückt, aber mir liegt daran, Sie aus dem Schlamassel herauszuhalten«, beteuerte Cruz. »Erzählen Sie mir, was Sie wissen, meine Liebe. Lassen Sie mich Ihnen helfen.«
Ohne Vorwarnung wirbelte Laurel zu ihm herum. Im Dämmerlicht des Arbeitszimmers sah Cruz sie müde, aber auch aufmerksam an.
Er hatte so etwas schon oft getan. Allzuoft.
»Sie sind gut«, sagte Laurel mit vor Erregung heiserer Stimme. »Sie sind verdammt gut. Aber das reicht mir nicht.«
Cruz schwieg. Es überraschte ihn, dass er plötzlich das
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