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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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ein Knäuel Paketpapier mit einem Adreßaufkleber.
    Zum ersten Mal in seinem Leben war Cruz nicht froh, sondern enttäuscht darüber, dass er sich abermals in der Gefahrenzone befand.
    Ich verliere meinen Biß, stellte er unglücklich fest. Ich habe wirklich geglaubt, dass diese Swann sauber ist. Ich hätte Cassandra bitten sollen, Walker zu schicken, um meinerseits in aller Gemütsruhe mit der Grabung fortzufahren.
    Vielleicht hatte Laurel Swann ja, nachdem der Müll zum letzten Mal abgeholt worden war, Geburtstag gehabt, dachte er. Das würde alles erklären. Ein vollkommen unschuldiges Geschenk, das ihr von irgendwoher, nur nicht aus Tokio, geschickt worden war.
    Doch noch während er versuchte eine Erklärung dafür zu finden, dass er mit seiner Vermutung über Laurels Unschuld vielleicht doch im Recht gewesen war, tastete er nach seiner Taschenlampe, um das Papier näher zu untersuchen.
    Der stecknadelkopfgroße Strahl fiel hart auf die Plastikhülle auf dem Papier. Cruz verschob den Strahl, bis er diffus auf das Dokument fiel, das in die Hülle geschoben war. Es war ein inländischer Frachtbrief von einer internationalen Luftfrachtgesellschaft. Und auf dem Frachtbrief stand die Adresse von Laurel Swann.
    Cruz löste eine Ecke des Plastikumschlags vom Papier, bis ein anderer Frachtbrief zum Vorschein kam, auf dem AUSSCHLIESSLICH FÜR INTERNATIONALE FRACHT zu lesen war.
    Ohne weiterzulesen wußte Cruz, dass das Paket ursprünglich an das Damon-Hudson-Kunstmuseum in Los Angeles adressiert gewesen war.
    Trotzdem las er weiter, da er sich absolut sicher sein wollte, dass Laurel Swann nicht so unschuldig wie ihr Häuschen war. Der internationale Frachtbrief war an das Damon-Hudson- Kunstmuseum adressiert.
    In Cruz’ Innerem rang Enttäuschung mit Triumph. Keines der beiden Gefühle gewann. Er verspürte nur eine unendliche Müdigkeit.
    Plötzlich jedoch stieg sein Adrenalinspiegel deutlich an. Hinter sich vernahm er das vertraute metallische Klick, das das Entsichern einer Pistole verriet. Er erstarrte, dachte eilig nach und wußte, dass jede Bewegung den Tod bedeuten konnte.
    Obgleich er die Pistole nicht sah, spürte er das schwarze Auge der Mündung in der Dunkelheit. Er verfluchte sich, weil er Laurel Swann derart falsch eingeschätzt hatte und machte sich auf einen Knall, einen Schlag oder eine Kugel gefaßt.
    Nichts passierte.
    Erleichterung wallte in ihm auf. Sehr langsam hob er die Hände in Schulterhöhe, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war.
    Niemand befahl ihm, still zu stehen. Niemand sagte auch nur ein einziges Wort. In der Garage war es totenstill.
    Langsam drehte Cruz den Kopf, bis er eine weiße Gestalt in der Dunkelheit der Garage sah. Eine Frau.
    Ihre Arme waren in der klassischen Zielschießhaltung nach vorne gestreckt, und aus dem Augenwinkel erkannte er dort, wo die Mündung der Waffe sein musste, einen orangefarbenen Punkt. In Insiderkreisen hieß diese Pistole speed sight. Sie war kein modisches Spielzeug, das sich eine Frau in die Handtasche steckte. Sie war ein Gerät, mit dem man seinem Gegner die Birne wegblies.
    Und jede angespannte Linie des Körpers dieser Frau verriet Cruz, dass sie wußte, wie man mit dieser Waffe umging.

10
    »Sie sind dran, Laurel«, sagte Cruz galant.
    Der Klang ihres Namens erschütterte sie. Er war das letzte, was sie aus dem Mund eines Typen erwartet hätte, der in ihrer Garage herumschnüffelte. Auch die Stimme überraschte sie. Tief, fast lässig, ruhig. Beruhigend. Besänftigend.
    Plötzlich wußte Laurel, wie der Wolf Rotkäppchen umgarnt hatte. Er hatte es mit der dunklen, unwiderstehlichen Lockung seiner Stimme vollbracht.
    »Werden Sie schießen?« fragte er.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Laurel wahrheitsgemäß.
    Cruz sträubten sich die Nackenhaare, als er die heisere Unsicherheit ihrer Stimme vernahm.
    »Aber wenn Sie sich entscheiden, lassen Sie es mich als ersten wissen, ja?« frotzelte er.
    Laurel kämpfte gegen einen beängstigenden Impuls zu lachen an. Diese Samtstimme in Verbindung mit einem offensichtlichen Sinn für Humor ist sicher mein Untergang, dachte sie. Rotkäppchen hat auch keine Chance gehabt. Aber wenigstens habe ich eine Waffe. Das arme alte Rotkäppchen hatte nichts als Kuchen im Korb.
    Laurel bewegte sich rückwärts durch die kleine Verbindungstür ins Haus, ohne die Mündung der Waffe jemals vom Rückgrat des Eindringlings zu nehmen.
    »Gehen Sie rückwärts durch die Tür«, sagte sie, »und behalten Sie schön die Hände

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