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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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über dem Kopf.«
    Als Cruz gehorchte, war Laurels Erleichterung so groß, dass die Waffe kurz ins Schwanken geriet.
    Aber nur kurz. Der Anblick des Schnüfflers, der sich ihr rückwärts näherte, war alles andere als beruhigend. Ihr erster Eindruck war der eines Riesen, der eine geradezu überwältigende Finsternis ausstrahlte: dunkles Haar, dunkler Pullover, dunkle Jacke, dunkle Jeans, dunkle Schuhe.
    Der zweite Eindruck war der katzenhafter Geschmeidigkeit. Doch er wirkte nicht wie ein zahmes Haustier, sondern wie eins aus der Wildnis. Die Sorte, die man hinter zwei Zentimeter dicken Stahlgittern hält.
    Mein Gott, dachte Laurel entsetzt. Er ist so groß wie Dad. Nein, größer. Und schneller.
    Dann wandte der Mann leicht den Kopf. Das blasse Blitzen seiner Augen war mindestens so beunruhigend wie seine Gestalt. Er beobachtete sie so scharf, dass ihr das Blut in den Adern gefror.
    Er wartet darauf, dass ich einen Fehler mache, dachte sie. Genau das hat Dad mir für den Fall vorausgesagt, dass ich eine Waffe auf einen Profi richte.
    Sie kontrollierte ihre Atmung, als ihr wieder einfiel, was Jamie Swann ihr beigebracht hatte. Sie hatte sich unter der Voraussetzung bereit erklärt, schießen zu lernen, dass Swann ihr gleichzeitig zeigte, wie man einen Schuß vermied. Er hatte sie gut unterrichtet, wie an ihrem Verhalten zu sehen war.
    Laurel behielt die sichere Entfernung zu dem Mann bei, auf den sie ihre Pistole richtete. Sie ließ ihn nicht aus den Augen. Während sie sich rückwärts durch die Verbindungstür schob, schwankte die Waffe kein einziges Mal.
    »Gehen Sie nach links in Richtung Fenster«, befahl sie nun. »Nein! Drehen Sie sich nicht um!«
    Cruz tat wie ihm geheißen.
    Während sie auf der nach oben führenden Treppe nach dem Lichtschalter tastete, richtete sie die Waffe weiterhin auf Cruz’ Silhouette, die sich deutlich von dem Fenster, durch das das Mondlicht fiel, abhob.
    Elektrisches Licht durchflutete den Raum, doch auch die bessere Sicht half nichts.
    Sie bewies ihr lediglich, dass ihr erster Eindruck der richtige gewesen war. Von seinen breiten Schultern bis hin zu seinen muskulösen Schenkeln strahlte der Mann Stärke aus. Das Licht betonte nur noch die schlangenartige Geschmeidigkeit seiner Bewegungen.
    Nie zuvor war Laurel der ungerechte Unterschied zwischen der körperlichen Kraft von Mann und Frau so zu Bewußtsein gekommen.
    Jetzt sah sich der Eindringling in ihrem Arbeitszimmer um, wobei er die Einzelheiten wie ein Computerscanner einzusaugen schien. Dann machte er eine halbe Drehung und sah sie an.
    Schimmernd eisblau, klar und fesselnd in ihrer Intensität hielten seine Augen sie ebenso fest wie ihre Waffe ihn. Dann wanderte sein Blick langsam ihren Körper hinab.
    Die leichte Veränderung seines Gesichtsausdrucks war nicht zu übersehen.
    Laurel erinnerte sich daran, dass sie nichts außer dem Seidennachthemd trug, das sie sich geschnappt hatte, als der Lärm aus der Garage an ihr Ohr gedrungen war. Statische Elektrizität führte dazu, dass der Stoff an ihrem Körper klebte, vor allem an den Brüsten und um die Hüften herum. Der Schnüffler maß jeden Körperteil, an dem die Seide klebte. Vor allem dort, wo ihre Schenkel endeten.
    »Vielleicht sollten Sie sich mit dem Gesicht auf den Boden legen«, sagte sie, wütend über die unverhohlene Musterung.
    Cruz hob den Kopf und wehrte sich heldenhaft gegen ein Lächeln.
    »Das ist nicht nötig«, sagte er sanft.
    »Davon bin ich nicht überzeugt.«
    Er sah auf die Mündung der Waffe. »Sind Sie denn überzeugt zu wissen, wie man mit diesem Ding umgeht?«
    »Die Pistole ist entsichert, der Hahn gespannt und die Kammer geladen«, sagte Laurel knapp. »Ich brauche nur noch daran zu denken, wie der Abzug betätigt wird.«
    »Nicht wie«, verbesserte Cruz. »Wann und ob.«
    Jetzt musste Laurel ein Lächeln unterdrücken. Ihr Vater hatte ihr das gleiche gesagt, in der gleichen Art, mit der gleichen Betonung, mit dem gleichen Blick.
    »Ihr Job ist da einfacher«, erwiderte sie. »Sie brauchen nur daran zu denken, dass Sie mir keinen Grund geben zu schießen.«
    »Das werde ich schon schaffen.«
    Laurel bezweifelte es nicht.
    Da die Wahrscheinlichkeit, den Abzug betätigen zu müssen, mit jedem Augenblick geringer wurde, spürte Laurel das Gewicht der Pistole immer mehr. Die meisten Frauen besaßen nicht genug Schultermuskeln, um ein solches Gewicht dauerhaft auf Armeslänge nach vorne zu halten. Laurel bildete da kein Ausnahme.
    Der

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