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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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umrundete das Haus, prägte sich das Nummernschild des Explorers ein und blieb abwartend in der dunklen Garage stehen. Es würde etwas dauern, bis sich seine Augen nach der relativen Helligkeit der mondbeschienenen Landschaft an die Dunkelheit im Innern des Gebäudes gewöhnt hatten.
    Die Garage war tadellos aufgeräumt, auch im übrigen vollkommen normal. Es gab eine Waschmaschine, einen Trockner, ein paar Vorratsschränke an den Wänden, aufgeschichtete Gegenstände an der Stelle, an der ein zweiter Wagen stehen könnte, den Ford-Kombi, der sich als allradgetriebenes Nutzfahrzeug ausgab, und direkt hinter der offenen Tür eine neue Mülltonne.
    Nachdem sich seine Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, sah sich Cruz den Stapel in der einen Garagenhälfte genauer an. Er entdeckte zwei große, wiederauffüllbare Butangasflaschen, eine alte, verkratzte Werkbank und ein paar Kästen.
    Die Kästen interessierten ihn, und er zog eine winzige Taschenlampe heraus, um sie sich näher anzusehen. Auf jedem von ihnen stand in sauberer, leserlicher, wahrscheinlich weiblicher Handschrift: GUSSFORMEN. BRENNFORMEN. STEINHALTER. FASSUNGEN.
    Begriffe, wie sie Juweliere verwendeten, dachte Cruz.
    Er machte die Taschenlampe aus, stand in der Dunkelheit und versuchte, das, was er gesehen hatte, einzuordnen.
    Eine Frau, eine Juwelierin oder Schmuckhändlerin, die allein zu leben schien. Ordentlich, ohne penibel zu sein, mit einem angemessenen Einkommen und ohne Angst.
    Etwas stimmt nicht an dieser Szenerie, dachte Cruz. Dies ist nicht das Haus einer Diebin oder Hehlerin. Verbrecher sind paranoid. Verbrecher haben Wachhunde. Verbrecher schließen zumindest nachts ihre Garagentür.
    Plötzlich fühlte sich Cruz ungemütlich, fehl am Platz, als wäre er selbst der Kriminelle. Die Umgebung war zu ruhig, zu seriös. Die Luft roch zu sauber. Das ganze Haus strahlte Unschuld aus.
    Im Laufe der Jahre hatte Cruz mehr als einmal in fremden Häusern herumgeschnüffelt. Als FBI-Agent war er ohne Gewissensbisse in den Heimen Verdächtiger herumgekrochen. Nur selten bedachte er die Intimsphäre anderer.
    Aber heute Nacht kam er sich wie ein Eindringling vor. Das wußte er so sicher, wie er wußte, dass er nur neun Finger besaß.
    Am liebsten hätte er sich zurückgezogen und Laurel Swann in Ruhe gelassen. Was für Geheimnisse sie auch haben mochte, er bezweifelte, dass sie wichtig genug waren, um einen derartigen Überfall zu rechtfertigen.
    Von seiner ungewohnten Reaktion überrascht, kämpfte Cruz mit dem Gefühl des Unrechts. Bis zu diesem Moment hätte er geschworen, derartige Skrupel wären ihm unbekannt. Er hatte sein Leben in der Unterwelt verbracht, Bankräuber und Kidnapper verfolgt, internationale Terroristen und Drogenhändler aller Art. Infolge dieser Tätigkeit hielt er von der Menschheit als solcher nicht gerade viel.
    Die Ausnahmen, denen er begegnet war - Cassandra Redpath und Ranulph Gillespie gehörten zur Handvoll der Auserwählten - hatten seine Gewißheit nur verstärkt, dass der Homo sapiens als Lebewesen nicht besser war als unbedingt erforderlich.
    Trotz alledem konnte er das Gefühl einfach nicht abschütteln, dass dieses kleine Strandhaus hier in Cambria kein Teil seiner Welt war. Es war sauber und ordentlich und offen. Es roch nach der Brandung des Ozeans. Er hatte kein Recht, hier zu sein.
    Langsam drehte er sich um und umfaßte die Garage mit einem letzten Blick.
    Die glänzende neue Mülltonne. Er hatte in der Vergangenheit viele Dinge herausgefunden, indem er den Müll anderer Leute durchforstete. Die meisten Gauner waren dumm. Sie dachten, was in den Müll wanderte, wäre für alle Zeiten fort. Aus den Augen, aus dem Sinn.
    Bullen wußten es besser. Aus den Augen in die Hände eines geduldigen Detektivs.
    Cruz ging zu der Mülltonne und fluchte still vor sich hin, als er feststellte, dass sie tatsächlich aus Metall war und dass ein achtloser Müllmann sie bereits verbogen hatte. Die Erfahrung sagte ihm, dass er den Deckel bestimmt nicht lautlos aufbekam. Und diese trog ihn nicht. Mit grimmiger Miene versuchte Cruz den klemmenden Deckel anzuheben. Er saß fest, aber nach einigem Rütteln ging er mit unüberhörbarem Quietschen auf.
    Wenigstens verfügte die Dame des Hauses offenbar über einen gesunden Schlaf, sagte er sich. Den Schlaf der Unschuldigen. Sie wird nie erfahren, dass ich hier eingedrungen bin.
    Er legte den Deckel vorsichtig auf den Betonboden der Garage und sah in den Eimer hinein. Da, ganz oben, lag

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