Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
Vom Netzwerk:
um ihr Zeit zu geben sich abzuwenden, beugte er sich über ihren Mund. Dieses Mal war der Kuß weniger sanft, vertrauter, voller Leidenschaft. Sie reckte sich ihm entgegen, mit demselben Vertrauen und derselben Leidenschaft, und kostete ihn ebenso wie er sie.
    Es war, als stünde er direkt neben einem Blitz. In Cruz’ Körper wallte harte Hitze auf. Stöhnend zog er sie an sich und ließ sie spüren, wie es um ihn stand. Sie gab ebenfalls einen Laut von sich, der Überraschung oder aber Zustimmung sein konnte. Er erwartete, dass sie sich ihm entwand, doch das geschah nicht. Sie wurde weich und schmiegte ihren geschmeidigen Körper an ihn in ihrerseitigem Verlangen.
    Abrupt richtete er sich auf. Er führte Laurel zum Flugzeug und verfluchte sich den ganzen Weg die Treppe hinauf dafür, dass er jede Regel seines Berufs über den Haufen geworfen hatte. Sanfte Küsse waren auch gegen die Regeln seines Privatlebens. Herauszufinden, ob sie ihn ebenso begehrte wie er sie, war elender Dilettantismus.
    Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass ihn der Zwischenfall wenigstens von seinen Rippen abgelenkt hatte... da es nur noch um einen dreißig Zentimeter tiefer gelegenen Körperteil ging.
    »Bringen Sie uns nach Hause«, sagte Cruz zu der Pilotin, als sie an Bord gingen. »Schnell.«
    Hinter ihm und Laurel schloß sich geräuschlos die Tür. Sobald sie einander gegenüber Platz genommen hatten, ließ die Pilotin die Motoren für eine letzte Überprüfung an. Wenige Augenblicke später schob sich das Flugzeug behende vorwärts, wendete und glitt auf eine Abflugbahn hinaus. Der Start verlief ohne Störung.
    Die ganze Zeit über sprach Cruz kein einziges Wort mit Laurel und sah sie auch nicht an.
    »Sehr eindrucksvoll«, wiederholte sie.
    »Leute zu schützen ist unser Geschäft.«
    »Ich habe dich nicht angeheuert.«
    »Das ist egal.«
    »Was, wenn ich beschließe, alleine von dort zu verschwinden, wohin du mich bringst?«
    »Diese Brücke werden wir niederreißen, wenn wir angekommen sind.«
    Cruz lehnte sich vor und drehte einen Knopf, der das Licht in der Kabine dämpfte.
    Nach ein paar Augenblicken wurde Laurel klar, dass er nicht versuchte, das geeignete Ambiente für eine Verführung zu schaffen. Er blickte auf die Erde hinab, auf die Landschaft, die das Mondlicht mit messerscharfen Schatten überzog. Seine Augen suchten den Boden unter ihnen ab.
    Laurel starrte aus ihrem Fenster und überlegte, was Cruz in dem Gewirr aus Schatten und Silberlicht sah, das ihn derart zu fesseln schien.
    »Wohin fliegen wir?« fragte sie nach einer Weile.
    »Wenn du eine ebenso gute Geologin wie Gesteinsforscherin wärst, dann würdest du die zerklüftete Linie unter uns erkennen«, sagte Cruz.
    »Wo?«
    »Siehst du die Linie, die die Hügel dort drüben zerteilt?«
    Laurel spähte in die Dunkelheit hinaus. Mondlicht war wesentlich trügerischer als Sonnenschein. Es dauerte einen Moment, ehe sie sah, was Cruz gemeint hatte.
    »Die da?« Sie zeigte hinaus.
    »Ja.«
    »Was ist das?«
    »Die Sankt-Andreas-Spalte. Das perfekteste Beispiel einer Verwerfung, das es in Westamerika gibt. Eines Tages werde ich einen ganzen Monat damit verbringen, an ihr entlangzuspazieren.«
    »Es geht nichts über Urlaub und Bewegung in frischer Luft«, war Laurels trockener Kommentar.
    Cruz lachte vergnügt auf trotz des Schmerzes, der in seine Rippen schnitt.
    »Unsere Flugroute läuft entlang der Sankt-Andreas-Spalte nach Süden und dann in die Wüste hinaus«, sagte er. »Danach biegt eine Abzweigung der Spalte nach Westen, in Richtung eines Ortes namens Anza-Borega, westlich des Salton-Beckens.«
    »Warst du früher mal Geologe?«
    »Nein. Aber es gefällt mir, das Chaos aufzuspüren, das Mutter Erde uns vor die Füße wirft, um sicherzustellen, dass wir nicht vorzeitig einschlafen.«
    Eine Weile schwiegen sie beide, während Laurel den riesigen Bruch unter ihnen beobachtete. Hin und wieder warf sie Cruz verstohlene Blicke zu, aber er sah nicht ein einziges Mal von der zerklüfteten Landschaft auf. Er konzentrierte sich genauso eisern darauf, wie er das Schießduell mit dem Mordgesindel ausgefochten hatte.
    Auch Laurel war von der Erde fasziniert, allerdings auf eine andere Art. Sie liebte die winzigen Formationen der Schönheit und Farbe, die die Erde schuf, die Edelsteine und Achate und die Materialien, die sie in Schmuckstücke verwandelte.
    Langsam lehnte sie sich in ihrem Sitz zurück. Im Augenblick war der Mann wichtiger, dessen Knie nur durch wenige

Weitere Kostenlose Bücher