Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
Vom Netzwerk:
Zentimeter von ihren Beinen getrennt waren. Er sah die Erde an und erblickte Chaos und Gewalt, die er gewohnt war. Der Großteil seines Lebens wurde von Gewalt dirigiert.
    Dennoch war er nicht einfach ein Automat, ein aufziehbarer Mörder. Er war intelligent, skrupellos und beängstigend wachsam, außerdem fähig zu erstaunlicher Zärtlichkeit. Die Verbindung von Stärke, Intelligenz und Sanftmut erschien ihr so ungewöhnlich wie verführerisch.
    Auf jeden Fall ist es um mich geschehen, gestand sich Laurel leise ein. Ich bin ebenso Cruz’ wegen in diesem Flugzeug wie aus irgendeinem anderen Grund. Das spricht nicht gerade für meine Intelligenz, aber so ist es nun mal.
    Als spüre er Laurels inneren Aufruhr, blickte Cruz plötzlich auf.
    »Keine Angst«, sagte er. »Du hast dich richtig entschieden. Darauf kannst du wetten.«
    »Das habe ich bereits getan.«
    Sie hatte ihr Leben gesetzt.

16
    Es war bereits nach Mitternacht , aber in den Galerien des Hudson Museums herrschte immer noch hektische Aktivität. Unter Flutlicht, Arbeitslampen und Spots flitzten Kuratoren und Arbeiter eilig hin und her, stellten Schaukästen zusammen und hängten Gemälde an weißen Wänden auf. Der einzig ruhige Punkt inmitten des Wirrwarrs war Damon Hudson selbst.
    »Vielleicht ist es besser, die gesamte Ausstellung abzusagen«, meinte er barsch.
    Alexej Nowikow machte sich noch nicht einmal die Mühe, von seiner Arbeit aufzusehen.
    »Ein bißchen mehr nach rechts«, sagte er. »Nein. Das ist zuviel. Weiter nach oben. So ist es besser.«
    Nowikow beugte sich weiter vor und richtete sein Augenmerk auf ein silbergoldenes Fabergé-Tischservice, das der Hilfskurator in einem hochbeinigen Schaukasten arrangierte.
    »Bei diesem Durcheinander werden wir keinesfalls rechtzeitig fertig«, nörgelte Hudson.
    Nowikow ignorierte ihn immer noch und legte seinen eleganten Kopf schräg, um die Wirkung des Arrangements zu studieren. Im Verlauf der Jahre hatte er des öfteren mit Hudson zu tun gehabt, sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Rußland. Nowikow verachtete den arroganten Industriellen, aber er ließ sich freilich nichts anmerken.
    »Schwarzer Samt«, sagte er zu seinem Assistenten. »Es wäre doch sicher nicht allzuviel Mühe, hier in Los Angeles richtig schwarzen Samt aufzutreiben? Dieser Müll hat einen gelben Schimmer. Wir brauchen etwas, das der Farbe der Nacht in Moskau entspricht.«
    »Heute ist Dienstag...«, setzte Hudson an.
    »Seit ein paar Minuten erst«, unterbrach ihn Nowikow kühl.
    »...was bedeutet, dass die Ausstellung meinen Erwartungen nicht entsprechen kann, selbst wenn Sie sie für die Vorbesichtigung morgen fertigbekommen. Ich will eine Weltklasseausstellung und kein drittklassiges Sammelsurium, das vom Standard her in die dritte Welt gehört.«
    Endlich blickte Nowikow auf, wobei er die blassen Brauen in gespielter Überraschung nach oben zog.
    »Regen Sie sich nicht auf, Mr. Hudson. Die Ausstellungsstücke werden wunderbar arrangiert. Wir haben noch unendlich viel Zeit.«
    Hudson sah in Nowikows theatralisch perfektes Gesicht und auf sein seidiges, flachsblondes Haar. Er hatte eine echte Abneigung gegen Homosexuelle, aber nicht aus den üblichen Gründen. Er betrachtete Homosexuelle, genau wie heterosexuelle Männer, als Konkurrenz. Instinktiv war er der Überzeugung, dass sein eigener Schwanz der einzige sein sollte, der überhaupt zur Anwendung kam, egal, wann und egal, wo.
    »Am liebsten würde ich Sie und Ihre Wanderausstellung rausschmeißen«, knurrte Hudson. »Allmählich glaube ich, dass alle Russen Lügner und Betrüger sind.«
    »Ich darf also annehmen, dass das der Grund für Ihre plötzliche chauvinistische Verärgerung ist?«
    Hudson starrte zornig auf einen Wandbehang aus rotem Samt, der einst die Zierde einer kleinen Kapelle in St. Petersburg gewesen war. Jetzt steckte das Prachtstück in einer Plastikhülle, die an einer Südwand der Galerie angebracht werden sollte.
    »Ihre Landsleute haben jeden Sinn für Loyalität verloren«, sagte er in ätzendem Ton.
    »Warum? Nur weil sich die neue russische Republik geweigert hat, Ihr erstes Angebot anzunehmen, als es um das Entgelt für die Ehre ging, unsere Ausstellung auszuleihen?«
    Hudson starrte ihn wortlos an.
    »Sie wissen doch sicher, wie teuer es geworden ist, internationale Ausstellungen zu arrangieren«, fuhr Nowikow durchaus vernünftig fort. »Sie haben in Ihrem unermüdlichen Bestreben, der einflußreichste Kunstmäzen in Los Angeles zu

Weitere Kostenlose Bücher