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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Ordnung.«
    Cruz hängte ein, drückte eine andere Nummer und begann zu sprechen, sobald am anderen Ende abgehoben wurde.
    »Hier ist Rot Zwei, und ich renne barfuß herum, also renne ich schnell. Erstens: Juliet, Alpha, Mike, India, Echo. Zweitens: Sierra, Whiskey, Alpha, November, November. Seht, was die Agentur so alles hat. Und grabt nach. Er weiß, wie man sich versteckt. Wenn ihr persönlichen Kontakt aufzunehmen versucht, tragt Schwarz. Er erwartet jemanden.«
    Cruz unterbrach die Leitung, drückte eine weitere Nummer, wiederholte die Nachricht und bat seinen Gesprächspartner darüber hinaus, Erkundigungen beim FBI einzuholen.
    Drei weitere Anrufe galten den rechtmäßigen Regierungsbehörden, bei denen Jamie Swann möglicherweise beschäftigt gewesen war. Dann wurden die Nummern länger, da Cruz anfing, internationale Stützpunkte anzuwählen und bei Risk-Ltd.-Verbindungen auf der ganzen Welt Erkundigungen einzuholen.
    Laurel fuhr wie betäubt, lauschte Gespräch um Gespräch in drei Sprachen, von denen eine vielleicht Russisch war. Den internationalen Funkcode hatte sie schnell geknackt; Juliet, Alpha, Mike, etc. waren die Buchstaben von Jamie Swanns Namen.
    Das war Laurel egal, denn sie hatte gewußt, dass Cruz ihrem Vater nachjagen würde. Was ihr nicht egal war, war die schonungslose Einschätzung von Swanns Charakter, die den Abschluß jedes in Englisch geführten Gesprächs bildete.
    Er erwartet jemanden. Tragt Schwarz.
    Laurel überlegte, ob es moderne Rüstungen wohl auch in anderen Farben gab. Je mehr sie darüber nachdachte, desto stärker bezweifelte sie es.
    Cruz hängte ein, rutschte auf seinem Sitz herum, verzog das Gesicht und wetzte erneut seinen Hintern. Dann griff er unter seinen Pullover, zog an einer der Westenschnüre und angelte das Eispäckchen heraus, das er aus Laurels Kühlschrank genommen hatte. Der dünne, bewegliche, immer noch größtenteils gefrorene Beutel enthielt offenbar etwas anderes als Wasser.
    »Ich frage mich, ob Gillie eins von den Dingern hat«, murmelte Cruz. »Es funktioniert nämlich.«
    Laurel blickte zu ihm hinüber. Cruz sprach nicht mit ihr. Er schien kaum zu bemerken, dass sie neben ihm saß.
    Wie oft, dachte sie, hatte wohl jemand Cruz durch die Dunkelheit gefahren, nachdem er verwundet worden war - Verzeihung, getroffen - und hatte zugehört, wie er dreißig Anrufe bei dreißig Weltklasse-Spionen tätigte?
    Laurel wußte, dass es mehr als einmal passiert sein musste, denn sie hatte noch andere Narben auf Cruz’ Oberkörper gesehen. Der Gedanke, dass Cruz derart weh getan worden war, schmerzte sie. Es war unvernünftig, seinen vergangenen Schmerz so deutlich nachzuempfinden, aber trotzdem tat sie es.
    Bei dem Gedanken, dass Cruz auch in Zukunft weh getan werden könnte, wurde ihr eiskalt. Plötzlich ertrug sie die Tatsache nicht mehr, dass er verletzt worden war, weil er ihr das Leben gerettet hatte. Nur mit Mühe unterdrückte sie den Impuls, ihm mit dem Finger über die Wange, die Augenbrauen und die Lippen zu streichen, um die lebendige Wärme seines Atems zu spüren.
    Dann dachte sie an Cruz’ linke Hand, an die Verletzung, die von der Gefahr und dem Schmerz der Vergangenheit sprach.
    Ob mein Vater auch derartige Narben hat? überlegte sie, während sie auf die dunkle, gewundene Straße sah. Hat sich Mutter deshalb von ihm scheiden lassen? War sie es leid, darauf zu warten, dass er eines Tages tot nach Hause käme?
    Auf diese Fragen gab es keine Antworten, denn ihre Mutter hatte sich rundheraus geweigert, über Jamie Swann und ihre Eheprobleme auch nur ein einziges Wort zu verlieren. Ebensowenig hatte Swann von Ariel jemals anders als mit Wehmut in der Stimme erzählt.
    Einen Augenblick lang sah Laurel den Mann an, der neben ihr auf dem Beifahrersitz saß. Im Dämmerlicht des Armaturenbretts bildete Cruz einen Schattenriß. Er saß leicht vornüber gebeugt, als wolle er seine verletzte Rippe schonen, aber die Falten in seinem Gesicht rührten von gesammelter Konzentration und nicht von Schmerzen her. Seine gesamte Intelligenz war im Einsatz.
    Laurel konnte sich selber derartig konzentrieren, wenn sie von einem neuen Design träumte oder davon, eine komplizierte Metallform in dreidimensionales Leben zu verwandeln. Aber nie zuvor war sie einem anderen Mann begegnet, der diese Fähigkeit besaß zu existieren, im Mittelpunkt jeden Augenblicks, ohne Gedanken an Dauer außer dem direkten, lebendigen Jetzt.
    Sie überlegte, wie Cruz wäre, wenn er seinen

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