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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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amerikanische Dehnung weicher werden ließ. Laurel folgte der Stimme zu einer Glaswand, durch die sie die Übenden erblickte.
    Cruz trug einen schwarzen Judokittel und eine weite Hose. Er war barfuß. Während Laurel zusah, umkreiste er im Uhrzeigersinn eine dicke weiße Übungsmatte. Seine Arme hingen locker herab und seine Augen fixierten einen großen, muskulösen, sehr dunkelhäutigen Mann, der ihm gegenüber ebenfalls um die Matte schlich. Beide Männer suchten nach einer Lücke in der Deckung des Gegenübers, so wie ein Mungo nach einer Kobra Ausschau hält.
    Erst später wurde Laurel klar, dass der Hauptfeldwebel nicht nur sonnengebräunt, sondern von Geburt an dunkelhäutig war. Und wie seine Hautfarbe zeigten auch seine Augen, Nase und Mund Züge zweier Rassen.
    Gillespie war gut zwanzig Zentimeter größer als Cruz. Sein kahlgeschorener Kopf glänzte vor Schweiß. Der Hauptfeldwebel bewegte sich mit der Agilität und Kraft eines professionellen Athleten in bester Verfassung. Auch er war barfuß. Er hatte eine gebückte Stellung eingenommen, die unbeholfen wirkte, es ihm allerdings ermöglichte, die Richtung zu ändern, ohne seinen Schwerpunkt zu verlagern.
    Die beiden Männer waren so miteinander beschäftigt, dass sie Laurels Gegenwart nicht spürten. Sie beobachtete sie mit einer Mischung aus Zorn und Faszination. Nie zuvor hatte sie zwei derart kraftvolle und zugleich geschmeidige Männer im unbewaffneten Kampf gesehen.
    »Du kippst«, stichelte Gillespie. »Du verrätst dich.«
    Unverhofft machte der Hauptfeldwebel kehrt und begann in die entgegengesetzte Richtung zu kreisen.
    »Verdammt«, sagte Gillespie angewidert. »Warum trägst du nicht gleich ein Neonschild?«
    Wie um das Gesagte zu unterstreichen, machte er einen Schritt vor, drehte sich auf einem Bein und holte zu einem blitzschnellen Schwingtritt auf Cruz’ linke Brusthälfte aus.
    Cruz hatte mit dem Angriff gerechnet und drehte sich bereits danach um. Er fing Gillespies Fuß mit beiden Händen und zog ihn ruckartig hoch. Der Hauptfeldwebel machte einen brillant koordinierten Salto durch die Luft und rollte in Standposition durch.
    Aber Cruz war derjenige, den Laurel beobachtete. Cruz, der gerade mindestens neunzig Kilo Hauptfeldwebel herumgewirbelt hatte. Cruz, der sie geküßt hatte, als wäre sie die erste und zugleich letzte Frau auf der Welt.
    Cruz, der sie systematisch belogen hatte. Sie hatte ihn zum Flughafen gefahren, weil er behauptet hatte, er wäre zu angeschlagen, um selbst zu chauffieren. Er hatte ihr sogar netterweise erklärt, dass er sie nicht an Bord schleppen würde.
    Bei der Erinnerung zuckte Laurel zusammen. Trotz ihrer sieben Jahre Kampfsporterfahrung bliebe sie gegen Cruz keine sieben Sekunden im Ring. Darüber hinaus hatte er gewußt, dass er sie zwar ins Flugzeug zerren, aber ohne Handschellen und eine Gefängniszelle nicht hätte halten können.
    Wieder umkreisten die beiden Männer einander, täuschten und testeten sich mit einem schweißtreibenden Vergnügen, das nur Männer verstanden.
    Laurel öffnete die Glastür zum Übungsraum, ohne dass einer der beiden Notiz von ihr nahm.
    »Was sagst du jetzt, alter Junge?« Cruz ahmte spöttisch Gillespies britischen Akzent nach. »Wieviel habe ich verloren?«
    »Ich sage, dass du schnell kompensieren kannst«, Gillespie ließ sich nicht anfechten. »Laß mal sehen, wie lange du durchhältst, Bürschchen.«
    »Solange ich muss.«
    »Gut«, sagte Laurel von der Tür. »Jetzt brauche ich mich wenigstens nicht mehr schuldig zu fühlen wegen der Kugeln, die du abbekommen hast.«
    Cruz fuhr herum und rechnete sich in Windeseile seine Chancen aus. Ein einziger Blick verriet ihm, dass nichts, was ihm einfiele, ausreichen würde, um ihr ihre Empörung über das Täuschungsmanöver zu nehmen.
    »Nimm’s nicht so schwer«, sagte er geschwind. »Du hast ja keine Ahnung, wie es ist...«
    »Vergiß es«, sagte Laurel spitz. »Ich weiß, wann ich zum Narren gehalten werde, weil es in jemandes Pläne paßt. Zu schade, dass ich nicht...«
    »Süße, wenn du bitte...«
    »...soviel Spaß an derartigen Spielen habe wie du, aber es ist genau wie beim Solitär. Auch da hat nur einer den Spaß.«
    »Laurel, ich habe...«
    Sie sprach weiter, als hätte sie ihn nicht gehört.
    »Ich werde diesen Ort verlassen, und zwar Sierra Betty Walter Mike«, sagte sie in eisigem Ton.
    Cruz blinzelte, und Laurel wandte sich an Gillespie.
    »Sie haben recht«, sagte sie. »Cruz ist ein bißchen langsam

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