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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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heute. >So bald wie möglich< ist wohl nicht allzuschwer zu verstehen. Und das ist der Zeitpunkt, zu dem ich gehe. SBWM.«
    »Nein«, erwiderte Cruz gepreßt.
    Gillespie sah von Laurel zu Cruz.
    »Doch«, erwiderte sie, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.
    »Du hast gesagt...«, begann Cruz, nur um abermals unterbrochen zu werden.
    »Ich nehme an, deine Arbeit wäre leichter, wenn ich dumm, langsam und leicht zu gängeln wäre, aber manchmal kommt es eben anders als man denkt«, höhnte sie.
    Gillespie unterdrückte nur mit Mühe ein Lächeln. »Und das ist im Augenblick der Fall, he?«
    »Allerdings«, stimmte sie ihm zu. »Also ruf deine Pilotin oder deinen Chauffeur oder sonst wen an. Ich verschwinde.«
    »Nein«, sagte Cruz.
    Genau wie Gillespie, der allerdings ruhiger sprach: »Das wäre unvernünftig, Miss Swann.«
    »Also hat Cruz mich auch in diesem Punkt angelogen«, stellte Laurel fest. »Ich bin eine Gefangene.«
    »Sie sind ein hochgeschätzter Gast«, verbesserte der Hauptfeldwebel.
    »Falsch. Niemand weiß einen Dummkopf zu schätzen. Vor allem, wenn es sich um einen so großen Dummkopf handelt, wie ich es war.« Sie wirbelte zu Cruz herum. »Du bildest dir ein, ich würde dir helfen, Dad zu finden.«
    »Laurel, Süße, ich...«
    »Halt die Luft an, bis du schwarz wirst, Süßer. Die Farbe steht dir am besten!«
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Gymnastikraum.
    Beide Männer hätten sich besser gefühlt, wenn sie die Glastür zugeworfen hätte. Aber das tat sie nicht.
    Sie stürzten gleichzeitig zum Telephon, doch Cruz gewann.
    Laurel bemerkte kaum das grelle Sonnenlicht, als sie zum Hauptgebäude zurückstürmte. Mendoza deckte immer noch den Tisch. Zorn und Erniedrigung röteten Laurels Wangen, als hätte sie sich zu lange in der Wüstensonne aufgehalten.
    »Die Botschafterin möchte mit Ihnen sprechen«, sagte die Haushälterin. »Sie ist in ihrem Büro.«
    »Es würde mir nicht im Traum einfallen, sie dort zu belästigen«, erwiderte Laurel kühl und wandte sich ab.
    »Es wäre keine Belästigung«, widersprach Mendoza und fügte hinzu, als hätte Laurel sie danach gefragt: »Die nächste Stadt liegt in Richtung Osten.«
    Laurel blieb stehen. »Wie weit?«
    »Über fünfzig Meilen.«
    Fünfzig Meilen.
    »Falls Sie vorhaben zu laufen«, sagte sie, »warten Sie lieber, bis es dunkel wird.«
    Laurel öffnete den Mund, doch kein Ton kam heraus.
    »Ich bin Soboba-Indianerin«, fuhr Mendoza ruhig fort. »Mein Volk zieht seit fünfhundert Jahren sommers wie winters durch dieses Land. Keiner von uns würde versuchen, auch nur fünf Meilen unter der Sonne zu wandern, da kann von fünfzig erst recht nicht die Rede sein.«
    Laurel atmete tief ein und versuchte ihre aufsteigende Panik zu unterdrücken. Man hatte sie in eine Falle gelockt.
    »Sprechen Sie mit der Botschafterin«, sagte Mendoza. »Sie ist sehr gut, wenn es um solche Dinge geht.«
    »Wo ist die Waschküche?« fragte Laurel grimmig.
    »Den Flur hinunter, die dritte Tür links.«
    Laurel ging los.
    »Sie sollten wirklich mit der Botschafterin sprechen«, rief Mendoza ihr nach.
    Laurel blieb nicht stehen. Durch das Tempo ihrer Schritte hob sich der zarte Morgenmantel und schleifte wie ein gebrochener Flügel hinter ihr her.

18
    Der billige Lautsprecher ließ die Balalaikamusik angemessen blechern klingen. Der Sommersmog erinnerte Damon Hudson an den Moskauer Dunst. Auf den Bürgersteigen drängten sich unförmige Frauen in billigen Hauskleidern; auf den Bänken in den Parks saßen mürrische alte Männer, die rauchten und sich aus den Mundwinkeln heraus miteinander unterhielten, als hätten sie Angst, jemand würde ihre alltäglichen Gespräche belauschen. Highland Park in West Los Angeles war fast wie der Gorki Park an einem heißen Sommertag.
    Hudson haßte es. Obgleich er einen zivilen Kreuzzug aus seiner Liebe zur Sowjetunion und der Sowjetbevölkerung gemacht hatte, sah die Wahrheit wesentlich komplizierter aus. Er liebte den Osten, verachtete jedoch die bärbeißigen Bewohner des Landes.
    Selbst nach siebzig Jahren Sowjetreform und -herrschaft hielt Hudson die Russen für ein griesgrämiges, stinkendes, abergläubisches Volk. Millionen waren im Großen Vaterländischen Krieg gegen Hitler gestorben, und auf ihren Leichen hatte man die Millionen anderer Toten aufgehäuft, die in Gulags und Todeslagern von Weißrußland bis Sibirien gestorben waren.
    Trotz all dieser Toten und der jüngsten politischen Umwälzungen

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