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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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erzählen endlos, wie gelangweilt und verängstigt sie sind. Einer von ihnen würde immer noch an der Leitung hängen, wenn ich nicht schließlich aufgelegt hätte.«
    »Du kannst einfach zum Telephonhörer greifen und diese Männer in Moskau anrufen?« fragte Hudson ehrlich verblüfft.
    »Aber natürlich«, sagte Davinian. »Die amerikanischen Telephon- und Telegraphensatellitenverbindungen sind genauso effizient wie die, die die Sowjetunion errichtet hat.«
    »Gefährlich. Man könnte euch belauschen.«
    »Ich habe mit diesen Männern jahrzehntelang zusammengearbeitet. Wir brauchen nur wenig zu sagen, um uns zu verständigen. Auf jeden Fall haben meine Kameraden zu wenig Einfluß, um noch von der Geheimpolizei überwacht zu werden.«
    »Das ist dann also alles, he?« fragte Hudson gehässig. »Vielleicht bezieht Toth ihre Informationen aus Moskau, vielleicht aber auch nicht.«
    »Ja.«
    »Sonst nichts?«
    »Tut mir leid, mein Freund. Ich habe getan, was ich konnte. Ich bin dieses Spiel inzwischen leid.«
    »Dann auf Wiedersehen. Ich werde dich nicht noch einmal belästigen.«
    Hudson lächelte grimmig, als er seinen Plastikbecher zu einem stummen Toast hob, mit Davinian anstieß und einen großen Schluck nahm. Davinian tat es ihm gleich.
    Über den Plastikrand hinweg sah Hudson den anderen Mann an. Der helle Sonnenschein betonte Davinians Blässe, seine Gebrechlichkeit noch. Er war so alt und erschöpft wie seine Kollegen auf dem Dserschinsky Platz.
    Aber im Gegensatz zu ihnen war ihm das Spiel der Macht inzwischen egal. Was den Juwelier fast ebenso gefährlich für Hudson machte wie Claire Toth.
    Davinian selbst schien die Bedeutung seiner Worte nicht klar zu sein. Er hob seine dunkle Brille und rieb sich die Augen. Sie waren rot und trüb, er glich einer verkaterten Eule.
    »Du siehst furchtbar aus«, sagte Hudson. »Du paßt nicht sehr gut auf dich auf.«
    »Ich fühle mich nicht wohl. Ich bin zu alt für dieses Spiel. Ich habe hier in der Sonne gesessen und gedöst, weil ich letzte Nacht wegen meiner Gespräche nach Rußland kaum geschlafen habe.«
    Wieder vollführte er fahrige Bewegungen und wußte nicht, warum.
    »Du scheinst dir keine Gedanken darüber zu machen, was Toth anstellen könnte«, sagte Hudson. »Dabei hast du ebensoviel zu verlieren wie ich.«
    Davinian schüttelte den Kopf.
    »Ich habe über die Sache nachgedacht, Damon. Das ist nicht das Ende der Welt. Ich habe nur noch ein paar Jahre zu leben, wenn überhaupt. Es ist mir egal, wer dahinterkommt, was ich in den letzten vierzig oder fünfzig Jahren getan habe. Selbst wenn man mich verhaftet, werde ich nicht mehr lange genug leben, um verurteilt zu werden zu Gefängnisstrafen.«
    Mit einem seltsamen Lächeln wandte er sich Hudson zu.
    »Weißt du«, seine Stimme klang wie Papier. »Alt zu werden hat mich frei gemacht. Bei dir ist es anders. Du bist fest entschlossen, noch viele, viele Jahre zu leben als ein junger Mann. Du hast sogar einen Brunnen relativer Jugendlichkeit aufgetan. Ich gratuliere dir.«
    Hudson schwieg.
    »Aber du kannst sicher verstehen«, fügte Davinian hinzu, »dass wir normal Sterblichen keinen Anteil haben an den Problemen der Unsterblichen oder Fast-Unsterblichen unter uns.«
    Hudson lachte leise, doch ohne jede Belustigung.
    »Deine Kollegen haben dir also von meinen Behandlungen erzählt«, sagte er.
    Davinian zuckte achtlos die Schultern.
    »Ich weiß es seit Jahren«, sagte er. »Es war schließlich kein Staatsgeheimnis, sondern nur eine Sache von Klatsch und Tratsch.«
    Er sah Hudson an und versuchte herauszufinden, ob dieser beleidigt war. Sein alter Gesprächspartner schien sich jedoch nur für seinen Tee zu interessieren.
    »Vielleicht solltest du dieser Frau, dieser Journalistin, einfach geben, was sie will«, schlug Davinian vor. »Du hast genug Geld, um selbst den habgierigsten Menschen auszubezahlen.«
    »Ich weiß nicht, was sie will«, sagte Hudson geistesabwesend. »Ich bin mir noch nicht einmal sicher, dass sie weiß, was sie will. Zuerst klang es, als wolle sie Geld, aber dann wieder nicht. Es schien fast so, als erfinde sie die Regeln erst während des Spiels.«
    »Das klingt aber nicht nach Moskau«, sagte Davinian. »Nicht einmal nach dem neuen Regime. Selbst diese neuen Jungs wissen immer, was sie wollen. Wenn Claire Toth unentschlossen ist, dann spielt sie wahrscheinlich allein. Wirf ihr einen Knochen hin und hoff einfach, dass sie sich eine Zeitlang damit zufriedengibt.«
    Hudson schwieg einen

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