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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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standen wunderschöne Schaukästen mit alten Manuskripten, bei denen es sich entweder um Originale oder aber um hervorragende Kopien handelte.
    Des weiteren gab es zahlreiche freistehende Bücherregale. Laurel entdeckte englische, lateinische, französische, deutsche und russische Titel; ob es sich bei den ihr unbekannten fremdartigen Schriftzeichen um Chinesisch, Japanisch, Vietnamesisch, Koreanisch oder um alle vier Sprachen auf einmal handelte, wußte sie allerdings nicht. Auf jeden Fall gab es in diesem Büro genug Forschungsmaterial, um den Bibliothekar jedes Colleges vor Neid erblassen zu lassen.
    Die indirekt beleuchtete Weltkarte im Mercator-Stil, die eine der Wände zierte, war zugleich eine computerisierte Weltzeituhr. Die hellsten Abschnitte der Karte zeigten die Teile der Erde, an denen Tag war, und an den dunkleren Stellen herrschte im Augenblick Nacht.
    An der gegenüberliegenden Wand hing über einem Kamin aus luftgetrockneten Ziegeln das alte, lebensgroße Porträt eines bärtigen schottischen Highland-Clanführers in einem grün-schwarzen Kilt. Der Highlander blickte mit den durchdringendsten grünen Augen in die Welt, die Laurel je gesehen hatte. Sie waren lebendig und voller Leidenschaft.
    Botschafterin Cassandra Redpath erhob sich von ihrem Platz hinter dem Kirschholzschreibtisch, der ein Ende des Raumes einnahm. Auf seiner blankpolierten Oberfläche stand nichts außer drei Telephonen und dem großen ledergebundenen Buch, in dem Redpath gelesen hatte, ehe Laurel eingetreten war.
    »Wie geht es Ihnen, Miss Swann?« fragte sie. »Wie ich von Cruz hörte, haben Sie einen recht anstrengenden Abend hinter sich.«
    Als Laurel näher trat, entdeckte sie, dass Cassandra Redpaths Augen dasselbe Grün aufwiesen wie die des Highlanders - nur, dass ihr Blick noch durchdringender war.
    »Einigermaßen«, erwiderte Laurel. »Aber ich fühle mich, als wäre ich in das Loch des Weißen Kaninchens gefallen.«
    »Dann wäre ich also die Herzkönigin.« Redpath lächelte verbindlich.
    »Ich hoffe nicht«, antwortete Laurel. »Mit ihr hatte Alice nicht allzuviel Glück.«
    Jetzt lachte Redpath von Herzen.
    »Ich glaube, wir werden sehr gut miteinander zurechtkommen«, sagte sie und setzte sich wieder. »Machen Sie es sich bequem, während ich Ihnen die Welt beschreibe, in die Sie plötzlich hereingestolpert sind.«
    Die Botschafterin strahlte dieselbe wendige Intelligenz und denselben grundsätzlich guten Willen aus, der Laurel veranlaßt hatte, Cruz Rowan zu vertrauen. Unter den gegebenen Umständen war das kein allzu beruhigender Gedanke. Auch Cruz hatte sie schließlich buchstäblich in die Wüste geführt.
    Mit einem letzten Blick durch den Raum ging Laurel zu einem der Lederstühle, die vor Redpaths Schreibtisch standen. Als sie Platz nahm, blickte sie auf den riesigen Lederband, der offen auf dem Tisch lag. Die Sprache war kyrillisch und die Farbphotographien zeigten Fabergé-Kunstwerke.
    »Sie haben eine bemerkenswerte Manuskriptsammlung«, sagte Laurel. »Originale, nehme ich an?«
    »Soweit wie möglich. Eine Kopie enthält häufig Fehler, da kann der Schreiber auch noch so sorgfältig gearbeitet haben. Wenn nötig, lasse ich nicht erhältliche Bände abphotographieren. Aber den Bildern fehlt die gewisse Strahlkraft, die das Original besitzt.«
    »Ich habe schon vorher alte Bücher und Manuskripte in Museumsqualität gesehen«, sagte Laurel, während sie sich erneut umsah. »Aber nie zuvor so viele in den Händen eines Privatsammlers.«
    »Ich bin keine Sammlerin«, sagte Redpath. »Ich bin Forscherin.«
    »Immer noch?«
    »Allerdings.«
    »Cruz sagte, Sie wären die Chefin der Risk Limited«, wunderte Laurel sich. »Woher nehmen Sie dann die Zeit für Ihre Forschungen?«
    Redpath faltete die Hände, stützte ihr Kinn darauf und sah Laurel an. Diese Art der Musterung gab Laurel das Gefühl, als versuche die Botschafterin sie zu lesen wie ein Manuskript, dessen Sprache ihr nicht gänzlich unbekannt war.
    »Ich leite die Risk Limited, aber die meiste Arbeit mache ich hier von meinem Schreibtisch aus«, sagte Redpath. »Cruz und die anderen führen fast die gesamte Feldarbeit selbständig durch. Sie rufen von Zeit zu Zeit an, damit ich mir keine allzu großen Sorgen mache, aber ich habe sie extra wegen ihrer Eigeninitiative, ihrer Fähigkeiten und ihrer Unabhängigkeit ausgewählt. Sie brauchen mich nicht.«
    Laurel erinnerte sich an etwas, das ihr Vater einmal gesagt hatte, und lächelte. »Solche Männer

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