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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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verdammte Teil in mein Suspensorium einnähen lassen.«
    »Klingt nicht sonderlich bequem, aber schließlich sind’s ja deine Eier.«
    »Gillie.«
    Der große Schwarze blieb stehen und drehte sich noch einmal zu Cruz um.
    »Sag Cassandra, dass ihr erst an mir vorbei müßt, falls ihr die Absicht habt, Laurel eine kleine Überraschung angedeihen zu lassen. Und ich passe garantiert auf sie auf.«
    Gillespie dachte einen Augenblick lang nach, dann nickte er.
    »Ich glaube, das weiß sie bereits.«
    »Sag es ihr trotzdem.«
    Als Cruz das Haus verließ, nahm er den Picknickkorb, ein Ersatzhemd, zwei Hüte und mehrere Liter Wasser mit. Er schnallte alles hinter dem Sitz des Geländefahrzeugs fest und ließ den Motor an. Sobald die unmittelbare Umgebung des Hauses hinter ihm lag, knatterte er hinter Laurel her.
    Die Hitze stieg wie der Dampf aus einer heißen Quelle vom Boden der tiefliegenden Wüste auf, entnervend und erfrischend zugleich. Cruz liebte sie. Laurels beschwingtem Gang nach zu urteilen, liebte sie sie ebenfalls. Als er sie endlich einholte, war er fast eine halbe Meile vom Haus entfernt.
    Beim Motorengeräusch blieb Laurel stehen und drehte sich um. Reglos wartete sie auf eine Einleitung.
    »Willst du ein Stückchen mitfahren?« fragte er.
    Sie blinzelte. Was auch immer sie erwartet hatte, das nicht.
    »Ich laufe ganz gern«, sagte sie.
    »Hast du es noch weit?«
    Laurel blickte auf das trockene, steinige Flußbett, dem sie gefolgt war. Dann sah sie zurück zum Haus. Die Linie der Jacarandabäume hob sich dunkel und staubiggrün von den hundert verschiedenen Brauntönen der Wüste ab.
    »Karroo«, sagte Cruz.
    »Gesundheit«, murmelte Laurel.
    Cruz lächelte. »Cassandra nennt den Firmensitz Karroo.«
    »Karroo?«
    »Das ist von Kipling, glaube ich.«
    Laurel wandte sich wortlos ab und blickte in Richtung der Berge, die sich hinter dem ansteigenden Hügelkamm erhoben. Die flimmernde und blendende Sonne raubte den Santa Rosas jede Farbe. Sie türmten sich in graubrauner Masse übereinander, ihre steinernen Fassaden von der erbarmungslosen Hitze aufgerissen und vernarbt. In höhergelegenen Spalten waren dunkle Schatten, kleine Wasserläufe und sogar spärliche Vegetation auszumachen.
    »Dort oben ist es fast kühl«, sagte Cruz. »Es gibt Ponderosa-Kiefern und versteckte Sickerstellen, an denen Dickhornschafe trinken.«
    »Man kann sich kaum vorstellen, dass es hier irgendwo Wasser geben soll«, sagte Laurel.
    »Das verdanken wir den Erdbeben. Ihre Schockwellen brechen das Untergestein, so dass das Grundwasser heraufsteigen kann.«
    »Wir sehen das Land wirklich mit verschiedenen Augen«, stellte Laurel fest und blickte ihn an.
    »Wie das?«
    Seine hellblauen Augen schimmerten so klar unter dem Schatten seines Hutrandes hervor, dass sie den Atem anhielt. Aber dann zwang sie sich zu Gelassenheit.
    »Wenn ich an die Erde denke, denke ich an Edelsteine und Kristalle, unabhängig von ihrer Rarität«, sagte sie. »All diese Funken und Splitter und Facetten der Schönheit dieser Erde, die nur darauf warten, dass man sie wahrnimmt.«
    Cruz hörte ihr aufmerksam zu.
    »Du hingegen«, sagte Laurel und spürte, wie ihr Hals angesichts seiner Aufmerksamkeit eng wurde, »bist von Erdbeben fasziniert, sozusagen von den Ausnahmesituationen, die das Land geformt haben und immer noch formen.«
    Cruz nickte. »Schönheit und Kraft, zwei Seiten derselben Medaille.«
    »Wohl kaum. Zwischen diesen beiden Kriterien liegen Welten.«
    Doch noch während sie es leugnete, wußte Laurel, dass Cruz’ Beobachtung mehr als nur ein Körnchen Wahrheit enthielt.
    »Meinst du?« fragte er schlicht. »Die Edelsteine und Kristalle, die du so liebst, sind das Resultat der großartigsten Kräfte, die es auf der Erde gibt - sie entstehen durch tektonische Veränderungen, durch das Zermahlen riesiger Erdplatten.«
    »So entstehen Gebirge, keine Edelsteine.«
    »Gebirge sind nur eine Hälfte der Gleichung. Die andere Hälfte besteht darin, dass sich eine Platte über eine andere schiebt. Die schwächere Platte wird hinabgezogen, geschmolzen und erscheint dann als Magmasee oder als Vulkanreihe. Wenn sich der geschmolzene Fels abkühlt, entsteht die Vielfalt der Kristalle. Unglaubliche Kristalle. Aber keiner von ihnen ist so schön wie du.«
    Laurel zuckte zusammen. In ihrem Inneren vereinten sich Hitze und Kälte aufs widersprüchlichste. Sie wollte den Blick von ihm abwenden, schaffte es aber nicht.
    »Tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen

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