Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schischkin, Michail

Schischkin, Michail

Titel: Schischkin, Michail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venushaar
Vom Netzwerk:
Alibi
verschweigt, um ihn nicht in die Sache hineinzuziehen, und am Ende wird sie
guillotiniert.
    Wir
schwiegen den ganzen Abend. Ich gezwungenermaßen - und er wohl, weil er nicht
wusste, was er sagen sollte. Das heißt, anfangs quasselte er unentwegt, bis er
auf einmal feststellte: »Schon seltsam, sich mit einer Frau zu unterhalten, die
die ganze Zeit nichts sagt!« - und so verstummte auch er.
    Zuletzt
fuhren wir noch in unser Jar. Das hätten wir besser nicht tun sollen. Als wir
eintrafen, war Maja gerade dran mit Singen. Und da wurde mir schlecht. Richtig
schlecht!
    Ich saß
da, während sie ihren Beifall bekam, und dachte: Mich gibt es wohl gar nicht
mehr?
    Gab vor,
Fieber zu haben, und ging. Iossif setzte mich in eine Droschke.
    Und das
Fieber war keine Erfindung.
     
    Serjosha,
Geliebter, weißt Du noch, wie ich einmal verheult nach Hause kam von einer
Fahrt in der gedrängt vollen Straßenbahn, wo ich erst beim Aussteigen bemerkt
hatte, dass ich ganz mit Milch begossen war, es tropfte bis auf die Schuhe! Du
nahmst mich in die Arme und tröstetest mich, als wäre ich Dein Kind. Wo bist
Du, Serjoshenka, komm her, drück mich, tröste mich, wiege mich in den Schlaf!
Es ist so schön, bei Dir und ganz klein zu sein! Ich möchte mich in Deinen
Armen verlieren! Die Welt vergessen! Sogar die Bühne! Ich bin es müde, mir dort
oben das Herz aus dem Leib zu singen, um es hinter den Kulissen nur ja schnell
wieder zu verstecken, weil hier Zähne und Klauen gefragt sind und kein Herz!
Und schon gar keine dünne Haut. Besser ein dickes Fell, am besten ein Nashornfell.
Ich habe aber kein dickes Fell! Ich spüre den Schmerz!
     
    Heute
erschien Epstein mit einem Strauß Rosen und machte mir erneut einen
Heiratsantrag. Und weißt Du, Serjosha, womit mein »Geschäftsführer« von der
Sedmaja Linija mich diesmal zu bestechen versuchte? Du ahnst es nicht! Ganz
Frankreich legt er mir zu Füßen! Dorthin soll er nämlich geschickt werden als
Repräsentant der Meshrabprom-Studios. Armer Iossif, was bist du naiv!
    Er denkt,
ich müsste ihm um den Hals fallen für dieses Paris! Ich brauche kein Paris. Ich
brauche Deine Liebe, Serjosha!
    Jemandem
per Zettel einen Korb zu geben, das ist mir auch noch nie passiert. Aber hier
musste ich ihn aus diesem Heft reißen und schrieb darauf in Großbuchstaben:
NIEMALS!
    Apropos,
von einer lustigen Episode kann ich Dir noch berichten. Epstein hat mich vorige
Woche seiner Mama vorgestellt, was sagst Du dazu? Ich hatte eine unförmige
Matrone erwartet, so eine biblische Rebekka, und dann war sie so ein dürres
Quecksilberchen mit verrauchter tiefer Stimme. Die sich anhaltend dafür
interessierte, ob ich nicht doch zufällig jüdische Verwandtschaft habe! Wir
missfielen einander sofort. Abneigung auf den ersten Blick, sozusagen. Aber
der gefillte Fisch, ich kann Dir sagen! Ein Gedicht!
    Außerdem
hat Iossif eine Büchse wunderbaren Van-Houten-Kakao mitgebracht. Den trinke ich
und pflege mein armes Kehlchen. Weißt Du noch, wir stritten darüber, welcher
besser ist, Van Houten oder der hiesige von Georges Borman.
    Wanja
Delasari war hier, schwer deprimiert. Hat im Splendid Palace sein ganzes Geld
verspielt. Borgte sich welches.
     
    Alles ist
verkehrt - schlafe tagsüber und kriege nachts kein Auge zu. Weiß nicht mal, der
Wievielte heute ist.
    Wie
verhasst ist mir dieses Zimmer ohne Dich! Das Bett eine Hängematte, der Rücken
schmerzt davon. Zu wenig frische Luft, ich habe das Gefühl zu ersticken, reiße
das Fenster auf. Gehe in Socken schlafen, Füße zur Wand, aus Angst, Kakerlaken
könnten in der Nacht auf mir herumkrabbeln. Serjoshenka, rette mich! Klopf an
meine Tür, wenn ich es am wenigsten erwarte!
     
    Kann nicht
schlafen. Hab dagelegen und an Dich gedacht. Dich »heruntergebetet« wie am
Schnürchen: Deine Worte, Deine Gesten. Gerade hast Du mir aus dem feuchten,
schweren Mantel geholfen und den Galoschen! Erinnerst Du Dich an den Tag, als
wir in diesen schrecklichen Schneeregen gerieten?... Außerdem kriege ich von
Dir ein ums andere Mal Blumen zum Geburtstag und ein Flakon Jicky von Guerlain.
Jedes Mal, wenn ich die Fingerspitze befeuchte und mir damit hinter die Ohren
fahre, überrollt mich eine Welle der Zärtlichkeit - zu Dir!
     
    Weißt Du
noch, unser erstes Mal? Im Hinters-Licht-Führen bist Du ja doch ziemlich
ungeschickt! Ludst mich zur Geburtstagsfeier irgendeines Freundes ein, und es
gab weder den Freund noch den Geburtstag! Himmlischer Betrugsversuch! Ich kam
aus der

Weitere Kostenlose Bücher