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Schischkin, Michail

Schischkin, Michail

Titel: Schischkin, Michail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venushaar
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zugehört. Immer ist in dieser Wohnung irgendwer auf dem Klo.
     
    Habe mich
ein bisschen beruhigt. Die Noten sind wieder geklebt.
     
    Wie Klawa
vor ein paar Wochen sagte, ich sei grausam geworden - das hat mich doch verblüfft.
»Grausam zu wem?«, fragte ich. »Zu dir.«
     
    In
irgendeinem französischen Roman, kann mich nicht entsinnen, in welchem, ließ
der Doktor die Heldin gegen Angina Eiswürfel schlucken.
    Am
liebsten würde ich jetzt spazieren gehen, doch es ist Nacht, da fürchte ich
mich. Überall Mord und Totschlag, die Zeitungen sind voll davon.
    Plötzlich
der Gedanke: Was ist es eigentlich, was ich da auf der Bühne treibe? Es ist
Liebe! Ich liebe die, die gekommen sind, und versuche ihre Liebe zu gewinnen.
Ich mache Liebe mit dem ganzen Saal, Hunderten Männern und Frauen. Ich kann
sie für einen Abend glücklich machen. Und gehe anschließend nach Hause und lege
mich ins eiskalte Bett.
    Diese
nächtliche Einsamkeit, durchdrungen von Sehnsucht und Angst, ist so grauenvoll.
    Habe Pontapon
eingenommen. Obwohl ich weiß, dass ich davon Kopfweh kriege!
     
    Phonasthenie!
    War
endlich bei Poljakow. Nichts Gutes.
    Funktionelle
Stimmerkrankung. Entsteht aufgrund einer nervösen Störung. Zieht in schweren
Fällen Aphonie nach sich. Das bedeutet: Ich könnte ganz und gar verstummen.
    Nachdem
der Alte mir einen ausreichenden Schrecken eingejagt hatte, pinselte er meinen
Hals mit Kalomel aus und beruhigte mich: Wird schon werden. »Ich mach Ihnen ein
Nachtigallenkehlchen!« Das sagt er allen, keine Frage. Aber man möchte es so
gerne glauben!
     
    Absolute
Ruhe. Absolutes Redeverbot für einige Tage. Brompräparate, Vitamine.
    Aber ob
Poljakow, diese Leuchte, sich wirklich so hundertprozentig auskennt? Am Ende
gehört er zu den Ärzten, die die Kranken glauben machen, mit Medikamenten
würden sie in einer Woche gesund und ohne in sieben Tagen?
    Wie dem
auch sei - Reden ist strengstens verboten. Muss mich mit Zetteln verständlich
machen.
    Ich bin
stumm!
    An einem
Glas kalten Wasser kann es nicht gelegen haben, sagte Poljakow noch. Alles käme
von zu viel Aufregung. Da siehst Du mal, Serjosha, es liegt daran, dass Du
nicht da bist.
    Schauderhaftes
Wetter. Wind und Regen.
    Und wieder
habe ich eine Menge Tränen zusammengeheult. Gut, dass Du mich jetzt nicht sehen
kannst.
     
    Welcher
Tag ist heute? Ich habe jedes Zeitgefühl verloren.
    Sehnsucht,
Kälte - davon immer wieder zu schreiben ist blöd. Obendrein habe ich mir den
Strumpf an irgendetwas zerrissen.
    Mein
Zustand ist äußerst angestrengt. Alles in mir zum Zerreißen gespannt. Es genügt
ein gelinder Anstoß, ein Schreck, und ich gerate gänzlich aus der Fassung. Bin
außerstande, irgendetwas zu tun. Mithilfe von Brom und Codein kriege ich mich
wieder ein.
     
    Spätabends.
Wanja ist eben gegangen. Wir haben uns gestritten, das gab es noch nie.
Eigentlich war es ja ein Krankenbesuch, mir den Rücken zu stärken. Er holte ein
Flasche hervor. Dass er schon betrunken war, hatte ich nicht gleich
mitbekommen. Aber dann sagte mir mein Herr Akkompagnist auf einmal sehr
unschöne Dinge - die ja vielleicht zutreffen. Aus heiterem Himmel erklärte er:
Solange ich auf der Bühne stehe und singe, sei ich göttlich, nur wehe, ich
sitze am Tisch, da sei ich profan und rede dummes Zeug. Ich musste ihn zuletzt
vor die Tür setzen. Wenn er getrunken hat, wird er gemein. Aber etwas wird
schon dran sein. Alles um mich her ist unerträglich, und ich bin es auch.
    Von wem
ist der Ausspruch, dass sich Schauspieler und Publikum außerhalb des Theaters
besser nicht begegnen sollten? Weise gesprochen! Wenn der Vorhang gefallen ist,
verschwinde man am besten augenblicklich, löse sich in Luft auf, wie vom
Zauberstab berührt.
    Seltsam:
Bei allem Erfolg, den ich habe - Blumen, Verehrer etc. pp. -, scheint es mir
immer noch so, als wäre das ein Versehen, eine Verwechslung.
     
    Natürlich bin
ich ein profanes Wesen - wieso auch nicht? Bedürftig all dessen, was eine Frau
auf Erden nun einmal zum Leben braucht, und zwar sofort: Schuhe, Mantel,
Winterkleider zum Wechseln, Hut, Parfüm und eine Wohnung für mich allein. Aber
das sind alles Kinkerlitzchen. Was ich, als Frau auf Erden, wirklich brauche,
bist Du! Jetzt, unverzüglich und Tag für Tag! Du bist meine Rettung! Ich kann
ohne Dich nicht leben. Ich sterbe hier. Warum bist Du nicht bei mir, sondern
bei ihr? Sie bringt Dich doch um. Du hast versprochen, sie zu verlassen und zu
mir zu kommen! Du sagtest, unsere Liebe sei für

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