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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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wenn du mich dazu bringst, dumme Fragen zu stellen.«
    »Das ist gar keine dumme Frage. Ich kritzele manchmal so für mich hin, wenn ich nachdenke. Es gibt eine Menge psychologischer Studien über das Kritzeln. Zum Beispiel Aspekte des unterbewußten zufallsbedingten künstlerischen Ausdrucks. Mußt du mal lesen. Deine Kritzeleien zum Beispiel …«
    »Ich kritzele nicht.«
    »Doch. Sie sind sehr klein und präzise. Beim Telefonieren machst du das. Ich habe Nick Dietrich ein paar gegeben. Er meint, sie sind großartig. Er kann deine Seele lesen wie eine Blaupause, sagt er.«
    »Wer ist Nick Dietrich? Einer von deinen Spielkumpanen?«
    »Dagegen kannst du gar nichts sagen. Ich kriege viertausend pro Jahr für das ›Trojanisches Pferd‹-Spiel, das Quince und ich an Videosport verkauft haben. Oder ich habe sie wenigstens bis jetzt bekommen«, schloß er leise und undeutlich.
    »Wer ist Dietrich und …«
    »Oh, das ist der Autor dieser Studie. Aspekte des unterbewußten …«
    »Ja, ja.«
    »Bloß auf Grund deiner Kritzeleien liest er in dir wie in einem Buch. Hat mir erzählt, wie zwanghaft sauber und ordentlich du bist …«
    »Ich bin gar nicht zwanghaft.«
    »… und daß du sowohl mit deinem Unterleib als auch mit deinen höheren logischen Zentren denkst, gewissermaßen in einem synthetischen Komitee, und …«
    »Dein Dick ist ein Nullschädel mit Nano-Geist!«
    »Wie in einem Buch. Paperback natürlich. Erscheinungsdaten unsicher. Gefahr des alsbaldigen Einstampfens.«
    »Grrh!« schnaubte sie verächtlich. In diesem Moment erschienen jedoch Druckbuchstaben auf ihrem Computer, und sie fuhr auf. »Es geht los.«
    »Omega I?«
    »Und Omega II. Hast du die Info?«
    Wade zog eine Kassette aus der Tasche und reichte sie ihr. Sie führte sie in einen Schlitz und überflog den Inhalt auf einem Sekundärschirm; dann ließ sie sie zum Anfang rücklaufen und stoppte. Nervös trommelte sie auf ihren Schreibtischaufsatz, während die Informationen in Houston eingefüttert wurden. Sie nahm einen Stift und umrandete das Wort Boston auf dem NASA-Briefpapierbogen mit Kreisen und Vierecken.
    »Kann ich das haben?« fragte Wade todernst.
    »Was? Oh.« Sie blickte auf das Gekritzel und zerknüllte hastig das Papier. »Ich werde das nie wieder tun können«, sagte sie vorwurfsvoll. »Dauernd würde ich Visionen haben – lauter Kopfschrumpfer, die sich über meinen Papierkorb beugen und giftig leise in sich hineinlachen.«
    Wade grinste. »Willst du mal meine sehen? Nick sagt, ich bin ein Klosett-van-Gogh.«
    »Van Gogh war irrsinnig.«
    »Er ist irrsinnig geworden, weil er nicht anerkannt wurde. Na, willst du?«
    »Nein. Ich könnte vielleicht mehr daraus erfahren, als mir lieb ist.«
    »Keine Lust, mein zufallsbedingtes Unterbewußtsein zu ergründen?«
    »Bestimmt ziemlich zufallsbedingt.«
    Wade wollte etwas erwidern, doch da blinkte der Schirm auf. Caroline schob das Kassettenprogramm ein, und die Information kochte zwei volle Sekunden lang zu einem elektronischen Eintopf zusammen. Dann wurde der Schirm leer, und eine neue Reihe Zahlen begann sich aufzubauen.
    »Omega läuft gut«, sagte Catherine. »Vielleicht … vielleicht klappt alles …«
    »Vielleicht«, räumte Wade ein. Er nahm seinen Klemmdeckel wieder auf und fing an, von Pfeilen durchbohrte Kreise zu zeichnen.
     
     
     
    14. Mai: Kollision minus 11 Tage, 7 Stunden
     
    Captain Saperstein lag im Schatten eines ausgebrannten Tanks. Der Qualm verflog in einer Bö subtropischen Windes, und er konnte über den leichenbesäten Geländestreifen bis zu den Trümmern der Basis 39 sehen. Sie hatten eine Ecke weggesprengt; die riesige Konstruktion stand noch, aber etwas schief. Darunter lagen verkohlte schwarze Haufen: Leiber, die im Tode miteinander verschmolzen waren. Der schlanke junge Offizier wandte sich heftig ab und stöhnte dabei schmerzlich auf, denn der Verband an seinem Arm war blutdurchtränkt, die Schulter steif und lahm. Jede Bewegung ließ die Blutung stärker werden.
    Nicht weit von Saperstein lag ein blutjunger Soldat, die Füße in der Sonne. Seine letzten Worte hatten gelautet: »Warum denn ich?« Eine gute Frage, dachte Saperstein. Warum überhaupt einer von uns? Was für ein Blödsinn, diese ungeheure Vergeudung von Menschen, Material und Zeit! War die Menschheit wirklich so verrückt, daß sie meinte, in der Sabotage läge ihre einzige Hoffnung? Er sah in die Runde, auf die Trümmer, auf die Toten – doch, vielleicht ist es tatsächlich so, dachte

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