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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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Dink zurück und fiel dann selbst hin, als eine zweite zitternde Welle den Fußboden aufriß. Die Lichter erloschen.
    Am Westende des San-Fernando-Tales schlug ein vorausgeeilter Brocken des Schiwa-Schwarmes ein. Er wog annähernd vierzig Tonnen, ließ ein gutes Stück von Tarzana in Dampf aufgehen und löste ein größeres Erdbeben aus.
    Das Jet Propulsion Labor war vorübergehend funktionsunfähig. Chuck Bradshaw stolperte in den stauberfüllten Tag hinaus, hörte Sirenen und Schreie und setzte sich auf die Kante eines Blumenkastens. Zu seiner Überraschung sah er Tränen in den Staub des Patio fallen.
    Es war schon sehr lange her, daß er geweint hatte. Es war sogar wie etwas ganz Neuartiges. Was hast du heute gemacht, Daddy? Ich habe geweint. Wie aufregend! Also hast du doch menschliche Züge?
    Doch, die habe ich, dachte er, sehr menschliche sogar. Jedesmal, wenn das Menschengeschlecht stirbt, weine ich.
     
    »Mr. Präsident?«
    »Ja? Ach, Myron – kommen Sie herein. Möchten Sie was trinken? Sehr guter Chablis.«
    »Nein, danke, Sir.« Myron blickte zu Barbara Carr hin. Mit abgewandtem Gesicht lag sie in dem breiten Bett und schien zu schlafen.
    »Störe ich?«
    »Aber nein, Myron, Sie doch nicht. Wie steht’s?« Harmlosfreundlich blickte John Caleb Knowles seinen Assistenten an. »Läuft alles richtig?«
    »Ja, Mr. Präsident, soweit man es erwarten kann.« Er hielt inne. Wie sollte er die Leiche aus dem Zimmer bekommen? Das Tablettenröhrchen lag noch auf dem Fußboden. Eins dieser rotgelbgestreiften tödlichen Dinger lag dicht am Bett, neben einem hochhackigen Schuh. Stumm verfluchte Myron diese Frau, weil sie aufgegeben hatte, in den Tod geflohen war und sich dort versteckt hielt. Ohne Warnung auch noch, so daß er keine Zeit gehabt hatte, etwas zu unternehmen. Auch andere Frauen hatten Selbstmord begangen, doch keine in so unmittelbarer Nähe eines Präsidenten und in so persönlicher Beziehung zu ihm.
    »Sir, ich dachte, Sie könnten vielleicht für ein paar Minuten in den Notstandsraum hinunterkommen. General McGahan ist dort, und Minister Warren, General Hornfield …«
    »Nein, nein. Schon gut, Myron, ich bleibe hier.« Er zupfte ein paar Noten auf dem Banjo und legte es dann auf die Bettdecke. »Ich glaube, ich spiele Barbara ein bißchen vor.« Liebevoll sah er sie an. »›Jug Band Music‹ oder ›Jesus Joy of Man’s Desiring‹, Liebes?«
    Unwillkürlich sah Myron ebenfalls Barbara Carr an, als ob sie antworten würde. »Na gut«, sagte der Präsident, »dann also ›Turkey in the Straw‹.«
    Die Töne füllten den Raum, und Myron Murray war vergessen. Caleb Knowles sah beim Spielen richtig engelhaft aus. Murray ging rückwärts hinaus und schloß die Tür hinter sich.
    »Nun?« fragte Grace Price nervös.
    Murray zuckte die Achseln. »Tun Sie ihm was in die Milch und holen Sie sie heraus, wenn er schläft.«
    »Was sollen wir ihm sagen?« fragte der Hauptmann.
    Murray sah ihn an. Wie jung er war. Und wie machten es diese Offiziere, daß ihre Uniform immer so proper war? »Sagen Sie dem Präsidenten, sie wäre spazierengefahren oder einkaufen, ein Geschenk für ihn besorgen, irgend etwas Angenehmes, verstehen Sie?«
    »Jawohl, Sir.«
    Indigniert schniefte die Sekretärin des Präsidenten durch die Nase. »Wissen Sie, es gehört sich einfach nicht«, sagte sie, »daß sie da drin ist, tot oder lebendig. Gott ist mein Zeuge, ich habe mir die größte Mühe gegeben, mit ihr auszukommen, ich habe ihr sogar geholfen, weil ich wußte, wie sie ihm half, sich … nun, sich zu entspannen. Und doch ist es ungehörig, daß sich der Präsident der Vereinigten Staaten benimmt wie ein …«
    »Mrs. Price!« Murray schnitt ihren Redefluß so schroff ab, daß sie nach Luft schnappte. Eindringlich beugte er sich vor; diesmal sah man ihm tatsächlich an, wie erregt er war, und sie bekam richtig Angst vor ihm. »Mrs. Price, John Caleb Knowles ist ein kranker Mann. Er hat unter einem Druck gelebt, von dem Sie sich keine Vorstellung machen können. Sie werden ihn gefälligst mit Respekt behandeln, Mrs. Price!«
    Grace Price blinzelte erschrocken, fand dann aber zu ihrer würdevollen Haltung zurück. Der Chefassistent hatte recht! Selbst Nixon hatte man einen gewissen Respekt zugestanden. Hochmütig blickte sie auf Murray hinunter. Präsidial-Assi-stenten, wie mächtig sie auch immer sein mochten, kamen und gingen. Sie war seit der Carter-Administration hier, hatte verschiedene Posten innegehabt und ihre Arbeit

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