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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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Ende.«
    »Können Sie uns einen besseren Statusreport geben, Lisa? Wir glauben, daß … Moment mal … Lisa! Hier kommt Info! Du hast es geschafft, Baby, du hast es geschafft!«
    Eine Welle von Nichts durchflutete Lisa.
    Hohles, leeres Nichts.
    Alles das … diese Anstrengungen … diese Toten … und nun …
    »Gratuliere, Lisa!« Sie vernahm Rufe, Schreie, fernab und wie gefiltert. »Das OAO, Boston, Palomar – alle sagen: Schiwa wird nicht nur an der Erde vorbeigehen, sondern wird mit höchster Wahrscheinlichkeit in eine Erdumlaufbahn einmünden.« Wieder hörte sie Freudenrufe, jemand brüllte etwas Unverständliches ins Mikrophon. »Und zwar soweit außerhalb des Mondorbits, daß er dort keinen ernsthaften Schaden anrichten kann. Ein paar Mondbeben, aber damit werden wir schon fertig. Wenn wir den Schiwa-Schwarm überstanden haben, können wir mit allem fertig werden.«
    Lisa fühlte sich ganz klein und kalt und müde.
    Und einsam.
    Sie schlang die Arme um sich. Ihr Hirn war wie ein Ball aus gefrorenen Splittern. Und tief drinnen war noch ein Ball, ein ganz harter, der immerzu schrie.
    Diego …
    »Lisa, er rotiert. Und die Langzeitprojektionen weisen aus, daß der Orbit stabil ist. Wir haben einen neuen Mond! … Lisa?«
    Sie wandte nicht einmal den Kopf, um aus dem Bullauge zu sehen. Wenn schon – soll er doch rotieren.
    »Er rotiert um die Längsachse«, fuhr die aufgeregte Stimme fort, »das heißt, wir können ihn nutzen. Lisa? Ist Ihnen was?« Die Stimme knatterte weiter, doch sie konnte sich nicht darauf konzentrieren. »Wenn wir das Innere aushöhlen, haben wir einen rotierenden Zylinder. Eine Raumstation, Lisa, so groß wie wir wollen! Die Zentrifugalkraft wird so sein wie leichte Gravitation. Da haben wir mehr nutzungsfähige Materie zur Verfügung, als eine ganze Flotte in fünfzig Jahren hinaufschaffen könnte!«
    Undeutlich hörte Lisa etwas, das wie Lachen klang. Lachen war so etwas Seltsames, Fernes, Bizarres. Es war so lange her, daß sie gelacht hatte. Wenn sie überhaupt jemals gelacht hatte. »Oben können wir ein Loch bohren, damit die Sonne reinscheinen kann; wir können ihn ganz und gar mit Solarzellen bepflastern, Gemüse anbauen, eigene Luft machen, sogar Eisen können wir uns holen, einfach per Gravitationsfähre!«
    Stumpf, ganz weit weg, nickte Lisa. Es klickte: eine andere Frequenz. »Lisa, ich habe den Präsidenten am Apparat.« Pause. »Lisa? Omega I, bitte melden!«
    »Knowles, meinen Sie?« Lisa war nicht in Stimmung für schöne Reden. Sie erinnerte sich an all den Schwachsinn, den Nixon damals nach der Mondlandung von sich gegeben hatte – es wäre der größte Tag seit der Erschaffung der Welt und so weiter. Aber damals hatte es auch keine Toten gegeben. Wieviel noch größeren Unsinn würden die Politiker über Schiwa verzapfen? Welche noch größere Mengen an Hysterie würden die Medien ausschütten? Lisa stöhnte vor plötzlicher Müdigkeit und Niedergeschlagenheit.
    »Nein, Reed, Jorman Reed. Knowles ist … äh … zurückgetreten. Achtung … wir stellen ihn durch …«
    Sekunden vergingen. Stumpf und ohne einen Gedanken saß Lisa da und starrte auf ein verpflastertes Leck, bei dem das Pflaster nicht gleich richtig geklebt hatte und etwas ausgebeult war. Ihr Adrenalinspiegel mußte merklich gesunken sein, eine leichte Übelkeit trieb ihr das Blut aus den Wangen.
    »Colonel Bander? Hallo?«
    Sie antwortete nicht. Etwas schwächer vernahm sie Chuck Bradshaws Stimme: »Es dauert ein par Sekunden, Sir, bis Ihre Stimme dort oben ist, und umgekehrt auch; außerdem braucht der Computer noch etwas Zeit für die Entzerrung.«
    »Aha. Also, Colonel Bander, vielleicht sind Sie sich nicht ganz klar darüber, was Sie vollbracht haben. Sie haben brillant improvisiert. Ich habe diese ganze Schiwa-Frage gründlich durchdacht. Ich glaube, Sie haben mehr getan, als Sie selbst wissen.«
    Etwas wie Interesse rührte sich in ihr. Doch hauptsächlich, um die bleiche Gleichgültigkeit abzuschütteln, deren Beute sie geworden war, fragte sie: »Wie bitte? Wie meinen Sie das, Mr. Präsident?«
    »Schiwa ist ein riesiger Berg aus Eisen und, wie ich höre, auch anderen wertvollen Elementen. Die haben wir jetzt alle in greifbarer Nähe, in einem Orbit, wo wir leicht an sie herankommen. In der Nähe der orbitalen Produktionsstätten. Neue Rohstoffe und in phantastischen Mengen. Im Zuge ihres Abbaus kann Schiwa ausgehöhlt und bewohnbar gemacht werden. Raumkolonien, Lisa, und zwar richtige, die

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