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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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eben gekommen«, sagte er sichtlich aufgeregt und schritt zu dem Vier-Schirme-Komplex an der einen Seite des Oval Office. Er stieß den Schieber auf, der einen Video-Kassettenspieler verdeckte, und legte die Kassette ein. »Simultanübersetzung aus dem offiziellen russischen Kanal über Satellit global ausgestrahlt.«
    Knowles legte den Bericht weg, in dem er gelesen hatte, und faltete die Hände. Sein Magen wollte einen gepreßten Rülpser von sich geben, doch er hielt ihn zurück. Der Bildschirm erhellte sich flimmernd und zeigte einen kurzen Vorspann, eine Collage der Macht Sowjetrußlands: der Rote Platz während einer Mai-Parade mit dem mächtigen Körper einer KV 2 »Lew« im Hintergrund; die russische Haupt-Raumstation mit Nordamerika darunter; dazu eine niedrig über Moskau fliegende Formation modernster Düsenbomber; Bauern auf dem Feld; Riesenmähdrescher bei der Weizenernte; ein lächelndes Baby auf dem Arm einer Mutter; nochmals der Rote Platz mit massiven Waffen und zum Schluß ein riesiges Banner mit den Köpfen von Marx, Lenin und Jaroslaw Kalinin.
    Ausblenden … Kalinin persönlich, in schlichter Uniform, doch mit dem Orden »Roter Stern« auf der Brust.
    »Genossen in aller Welt …«
    Myron Murrays Stimme übertönte den Dolmetscher: »Propagandablabla natürlich, Sowjetmacht und marxistischer Idealismus.«
    »Unsere tapferen Geheimagenten und die schleichenden schmierigen westlichen Spione …«
    »Sir?«
    »… Wieder hat die sowjetische Wissenschaft die richtige Antwort auf eine Bedrohung von außen gefunden. Fast über Nacht haben unsere Genossen Wissenschaftler in unwahrscheinlicher Arbeit und unter unglaublichem Druck das unfehlbare Mittel entdeckt, um jene Bedrohung aus dem Weltraum zu vernichten, den Meteor, den die Amerikaner Schiwa nennen …«
    »Sehr hübsch, wie sie uns die Sache …«
    »Schscht, Myron!«
    »… ein Wunder der sowjetischen Wissenschaft, des sowjetischen Willens. Wir stellen diesen atomaren Flugkörper von vierhundert Megatonnen gern zur Verfügung, um die Menschheit zu retten. Das Zentralkomitee …«
    »Was jetzt kommt, ist bloß noch Blabla«, unterbrach Myron, den Finger am Schaltknopf, den Blick auf seinen Chef gerichtet. Knowles winkte, und Myron schaltete die Kassette ab.
    »So, da haben sie also doch eine«, sagte Knowles leise.
    »Sie sagen, sie hätten sie extra gebaut, aber …«
    »Die CIA-Leute dachten, sie hätten bei dieser letzten Krise, vor fünf, sechs Jahren, so eine Weltuntergangsbombe gebaut, aber verifizieren konnten sie es nie.« Knowles kaute an einem Mundwinkel und betrachtete die feinen Runzeln auf seinem linken Handrücken. »Sie haben uns – oder China – nie mit ihr zu drohen brauchen, aber sie hatten sie, wie das As im Ärmel.« Er seufzte. »Gehen Sie zum Außen- und zum Verteidigungsministerium und informieren Sie sich, wie die Bombe nach Cape Canaveral transportiert werden kann. Trommeln Sie sämtliche Spezialisten zusammen, die ganze Bande. Man wird sie alle brauchen, um ein Schiff für das Untier zu bauen.«
    »Jawohl, Sir.« Murray eilte hinaus, und Knowles nahm den Bericht wieder zur Hand, in dem er gelesen hatte. Doch er stellte fest, daß er nur die Wörter sah und nicht las.
    Eine 400-Megatonnen-Bombe.
    Zwanzigmal größer als die normalen 20-Megatonnen-Geschosse. Sie konnte die Ostküste völlig auslöschen, Strahlung über die ganze Erde verbreiten, alles kaputtmachen, die …
    Mit energischem Kopfschütteln brach er diese Gedankenkette ab. Wieder krampfte sich sein Magen zusammen, doch er zwang sich zur Ruhe. Er war der Präsident. Alle blickten auf ihn. Er sollte führen. Schuldbewußt kaute er an seiner Lippe. Er war auch nur ein Mensch, ein einzelner, kein Gott, kein Supermann. Mehr konnten sie nicht von ihm verlangen.
    Nein, mehr nicht.
     
     
     
    9. August: Kollision minus 9 Monate, 17 Tage
     
    Keuchend, mit flammenden Augen und festgeballten Fäusten stieß Lisa Bander hervor: »Carl, es muß doch noch andere Möglichkeiten geben!«
    Mit dem Ausdruck übertriebenen Mitgefühls wandte er ihr sein gutgeschnittenes Gesicht zu. »Oh, warum denn? Wenn die Sowjetbombe richtig plaziert wird, lenkt sie Schiwa ab. Wir haben doch immer akzeptiert, daß sich ein gewisses Quantum von Meteorschäden nicht vermeiden läßt. Die Anzahl der kleineren Asteroiden ist einfach zu groß, als daß wir sie alle ausschalten könnten. Schiwa ist das Prioritätsziel. Wenn er getroffen wird, ist die Hauptgefahr vorbei.«
    »Aber wenn es nicht

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