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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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aber Carl tut so, als ob er derjenige ist, der die Leute aussucht. Du kennst ja Carl.«
    »Sag mal, du Bringer froher Botschaft – hast du schon gegessen?«
    »Nein, zu Mittag noch nicht, bloß so ein Automaten-Sandwich. Weltraumstationen und Energiescheiben von zehn Kilometern Durchmesser können wir bauen, aber keinen Münzautomaten, der anständige Sandwiches macht, keine solchen lappigen, matschigen Dinger.«
    »Du erwartest Wunder, mein Liebling. Nächstens willst du noch eine funktionierende Bürokratie, kalorienfreie Zwischenmahlzeiten und eine Kur gegen die allgemeine Langeweile.«
    »Weißt du, was mir beim Astronautsein am meisten stinkt?« Diego schwang die Füße vom Bett und setzte sich auf.
    »Nein, mein brummiger Landsmann.«
    »Die Verpflegung im Raum. Als ich damals in Vandenberg, da hinten in Kalifornien, zusah, wie sie das Zeug zum erstenmal nach oben schossen, da wußte ich, daß man das Futter aus der Tube quetschen und bei Null-Gravitation schlucken muß. Aber ich dachte, bis ich ein kühner junger Weltraumpilot bin, würden sie dieses Problem gelöst haben. Was für eine Enttäuschung. Bloß Gefrierhuhn à la King. Großartig. Wirklich großartig. Und damit trauen wir uns, den unbekannten Wesen aus dem Weltraum die Stirn zu bieten!«
    Er nahm Lisa bei der Hand, und sie stand ebenfalls auf. »Du Xenophobe«, sagte sie vergnügt, »was weniger als zwei und mehr als vier Beine hat, das paßt dir nicht.«
    »Ganz recht – besonders wenn es auch noch intelligent ist.«
    »Auf Schiwa gibt’s keine Intelligenzen«, sagte sie beim Hinausgehen. »Ein altes Raumschiff aus irgendeiner fernen Galaxie, so ein kosmisches Wrack, kann Schiwa nicht sein, dazu hat er zuviel Dichte.«
    »Hm ja«, knurrte er, »nur weiß kein Mensch, welche Vorstellungen die Extragalaktiker von der Dichte eines ordentlichen Raumschiffes haben.«
    »Vielen Dank«, erwiderte sie, »also noch etwas, worüber man sich den Kopf zerbrechen kann.«
     
    Die Aufstellung der Alpha- und Omega-Besatzungen nahm globale Ausmaße an. Jeder hatte seine Ideen darüber, wer unbedingt dabei sein mußte oder auf keinen Fall dabei sein durfte. Herausgeber von Nachrichtenmagazinen, Fernsehkommentatoren, Filmstars, Politiker, Schriftsteller, sogar die Männer in den Todeszellen des Zuchthauses von St. Quentin hatten ihre Listen. Auf manchen standen sogar Astronauten. Kirchliche Gruppen wollten ihre Glaubensbrüder dabei haben, Politiker die Raumfahrer ihres Staates; das Militär und die verschiedensten ethnischen Gruppen gaben lautstarke »Anregungen«.
    Die NASA-Astronauten selbst wurden durch interne Abstimmung gewählt. Aber das war nichts Neues. Mannschaftswertungen hatte es seit Beginn des Weltraum-Wettrennens gegeben, seit Merkur, Gemini und Apollo. Doch die Astronauten und mehr noch die Hierarchie der National Aeronautical and Space Administration selbst, standen sämtlich unter ungeheurem Druck. Diego und Lisa wußten ganz genau, wie das System funktionierte.
    Ständig wurde das Spiel »Wer soll in die Mannschaft?« gespielt: in den Medien, in der Intimität der Umkleideräume der NASA. Politik und Günstlingswirtschaft spielten eine große Rolle. Diego erklärte Lisa, es wäre gar nicht soviel anders, als wenn man sich um einen Job in der Wirtschaft bewerbe: dort wie hier käme es bei der endgültigen Auswahl auf persönliche Beziehungen an und darauf, daß man zur richtigen Zeit am richtigen Ort wäre – mit dem richtigen Image und den richtigen Erfahrungen –, und auf eine ganze Anzahl nichttechnischer Faktoren wie alte Kameraden aus der Militärzeit, der erste Eindruck, Geschlecht, Freunde innerhalb und außerhalb der NASA oder von der Regierung ausgeübter Druck.
    Versuchsballons mit verschiedenen Astronauten wurden gestartet. Carl Jagens’ Überredungskunst, seine mächtigen Freunde, sein Image in der Öffentlichkeit machten ihn zum Favoriten auf allen Listen. Die NASA-Bosse kannten ihn, Gouverneure und Senatoren kannten ihn, Ölmillionäre und welke Damen und Herren des ältesten und höchsten Adels kannten ihn. Sie alle wollten gerne sagen können: »Mein Freund Carl Jagens hat die Welt errettet«, oder: »Genau zwei Tage, bevor er zur Schiwa-Mission startete, war Carl Jagens noch bei uns.« Andere Astronauten und Nichtastronauten wurden hier und da, in dem einen oder anderen Phantasie-Team genannt und wieder verworfen, er aber war fast immer dabei.
    An der Westküste flammte blitzartig eine Bewegung auf, die einen bestimmten

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