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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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und wedelte mit der Hand. »So und so. Mein Kopf sagt: das ist sehr wichtig, et cetera, aber mein Herz …« Er seufzte und lächelte verzerrt. »Man trifft eben Entscheidungen anderer Art, das ist der Unterschied. Aber im großen und ganzen ist es zum Kotzen. Man frustriert sich so durch. Früher hatte man Tage voller Langeweile und ein paar Momente tiefsten Erschreckens – heute habe ich Tage voller Langeweile und ein paar Momente tiefster Apathie.«
    »Was meinst du mit Entscheidungen anderer Art? Kannst du mir das erklären?«
    »Nicht so präzise Entscheidungen. Man hat mehr mit Menschen als mit Maschinen und den Naturgesetzen zu tun. Menschen sind nie präzise, und man weiß nie genau, wie sie reagieren.«
    »Armer Dink.«
    »Das blüht dir auch einmal, Schönheit, da bin ich mir ganz sicher, außer …«
    Sie zog die Brauen hoch. »Außer?«
    »Außer wir verpatzen Schiwa. Dann ist alles aus.« Er rückte auf seinem Stuhl und machte ein etwas fröhlicheres Gesicht. »Sag mal, hast du von den beiden Glaubensrichtungen gehört? Dafür und dagegen?«
    »Für und gegen was?«
    »Schiwa.«
    »Wie kann man für Schiwa sein?«
    Er grinste. »Ganz einfach. Wenn man einen Jieper auf Macht und Ruhm hat, startet man eine Religion. Pro oder kontra. Pro hat allerdings zur Zeit die weit stärkere Organisation, das muß man zugeben.« Sie sah ihn erstaunt und ungläubig an, und er fuhr fort: »Da ist so ein Vogel, der nennt sich Bruder Gabriel. Der glaubt, Schiwa ist das gute alte Armageddon.« Er lächelte, weil sie so ein Gesicht dazu machte. »Na ja, vielleicht hat er sogar recht. Bibel-Prophetie ist ja heute sehr modern. Man muß ein bißchen nachhelfen, damit es paßt, aber es läuft. Dieser Bruder Gabriel, der ist schon einer. So ein richtiger Höllenfeuer-Pech-und-Schwefel-Typ. Ich dachte, dergleichen wäre schon lange nicht mehr in, aber es gibt eben nichts Neues unter der Sonne.«
    »Schiwa ist bestimmt nicht neu. Das ist Ur-Materie. Existiert schon länger als die Erde.«
    Dink nahm einen großen Schluck Kaffee und wedelte ihre Worte beiseite. »Hm, jaja – aber dieser Gabriel-Knilch hat eine Gefolgschaft, als ob er den Sex erfunden hätte. Er sagt: Nichts was wir tun können – falls wir überhaupt etwas tun sollten – kann oder wird Schiwa stoppen, wird die Zerstörung der Erde verhindern. Das Ende ist nahe, und so weiter.« Lisa verzog das Gesicht und nippte an ihrem Kaffee. »Ja, sie sagen sogar, schon der Versuch stünde im Widerspruch zum Willen Gottes.«
    »Ach – na ja, solche Anti-Technologen gibt’s natürlich immer.«
    »Nein, er geht viel weiter, er ist für Schiwa. Schiwa wird die Erde reinigen – und dergleichen. Er macht eine Menge Aufsehen. Er startet einen Protestmarsch, von Chicago nach Cape Canaveral.«
    »Um zu verhindern …«
    »Hm, ja. Notfalls werden sie natürlich das Militär alarmieren, aber ich glaube nicht, daß es dazu kommen wird. Bruder Gabriel benutzt kein technisches Hilfsmittel. Er macht einen richtigen Marsch.« Dink grinste und lachte glucksend. »Nur ein technisches Hilfsmittel benutzt er mit großem Erfolg: das Fernsehen.«
    Lisa wurde nachdenklich und nickte. Dink sah sie von der Seite an. »Soll ich dir noch von der anderen Richtung erzählen?«
    »Was für andere? Noch mehr bärtige Propheten?«
    »Nein, die Hedonisten. Sie glauben auch an den Weltuntergang, jawohl, aber sie verfallen nicht in religiösen Wahn, sondern flippen aus und machen in Orgasmus.«
    »Du willst mich verulken.«
    »Nee. Überall schmeißen die Leute ihre Arbeit hin. Legen einfach das Werkzeug aus der Hand oder stehen vom Schreibtisch auf, oder sonst was. In Los Angeles war ein großes Hedonisten-Meeting, das zu einer Massenorgie ausartete … und eine Anzahl Polizisten machten mit! Zehn-, zwanzigtausend waren im Griffith Park am Karnickeln – die reinen Saturnalien.«
    »Mein Gott – warum das?«
    Dink zuckte die Achseln. »Sie denken, wir können Schiwa doch nicht aufhalten, also was soll’s …« Er verzog das Gesicht. »Ich kann das zur Not verstehen. In den Nachrichten heißt es, die Mordrate geht hoch, und die Selbstmorde haben sich verdreifacht.«
    »Manche Menschen kämpfen, und manche geben auf.«
    »Und manche passen sich an«, ergänzte Dink. »He – da ist ja Zorro.«
    Er stand halb vom Stuhl auf und winkte. Diego sah sie, hob grüßend die Hand und ging zur Kaffeemaschine.
    »Tja«, sagte er, setzte sich neben Lisa, beugte sich zu ihr und gab ihr einen raschen Kuß. »Tja

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