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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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angeben. Carl wußte, daß es nicht gut für die Karriere war, wenn man ins Gerede kam; dafür gab es Beispiele.
    Nicht daß Astronauten oder Astronautinnen Heilige gewesen wären. Sie waren schließlich Kinder ihrer Zeit und lebten in ihr. Aber es hatte keinen Sinn, unnötige Risiken einzugehen. Daher hielt Carl Jagens sein Sex-Leben sorgfältig aus dem Bereich der Kameras heraus, und auch aus den kumpelhaften Gesprächen im Umkleideraum, wobei man ja immer mehr ausquatschte, als man selbst merkte.
    Wenn Carl bekommen hatte, was er wollte – manchmal war es nur eine kurzfristige, in einen vollen Terminkalender hineinquetschte Rücksprache oder vielleicht die Ablichtung eines vertraulichen Berichts –, dann hielt er es nicht für sinnvoll, eine Fiktion aufrechtzuerhalten, die ihren Zweck erfüllt hatte (es sei denn, es bestände die Möglichkeit, sie später noch zu nutzen) und ließ die Sache dann eben einschlafen. Vielleicht nahm man noch einen oder zwei Drinks miteinander oder ging mal zusammen auf eine Party, um den Abschied etwas zu versüßen. Es war nicht so, daß er die Frauen beiseite warf wie ausgesogene Orangenschalen – er wußte recht gut, daß ein negatives Image gefährlich war. Aber das war auch alles. Ebenso hatte er niemals homosexuelle Beziehungen gehabt – und Gelegenheit dazu war häufig gegeben –, weil das öffentliche oder sogar private Bekanntwerden solcher Geschichten selbst in den »aufgeklärten« heutigen Zeiten immer noch schädlich sein konnte. Er war sehr vorsichtig in allem, was er tat. Er zahlte immer, wenn auch nicht immer den vollen Preis.
    Auch Grace Price hatte etwas davon gehabt: Der Held des Tages hatte ihr persönliche Beachtung erwiesen. Oder vielleicht sollte man sagen: der zukünftige Held, dachte er. Ohne Leistung und Gegenleistung ging es nun einmal im Leben nicht.
    Carl beugte sich aus dem Wagenfenster. Er konnte Grace nicht mehr sehen, aber auf alle Fälle winkte er. Geschäftsunkosten, dachte er dabei und lehnte sich befriedigt zurück.
     
    Im Oval Office schaltete Myron Murray die Cassette aus und sah Steve Banning an, der die Augenbrauen hochzog und eine Grimasse schnitt.
    »Dieser Hund«, sagte John Caleb Knowles gleichmütig, »er hat mich überfahren. Jetzt habe ich ihn auf dem Hals.«
    »Einen Helden kann man nicht vor den Kopf stoßen«, meinte Steve Banning, »oder man müßte eine Menge dazu sagen.«
    »Außerdem, Mr. Präsident, hat er vielleicht sogar recht«, gab Myron zu bedenken.
    »Ja, vielleicht«, nickte Knowles, »ich hoffe zu Gott, daß er recht hat. Oder daß überhaupt jemand recht hat.«
     
    Houston: Lisa Bander setzte sich im Bett auf, schlang die Arme um die Knie und sah verdutzt, ohne auf den Bandapparat zu achten, den Bildschirm an.
    »Dieser verdammte Schleicher«, sagte sie laut, »jetzt ist es sein Plan.« Müde schüttelte sie den Kopf. Für derartige Nahkämpfe hatte sie keinen Sinn.
    Sie schob den Recorder beiseite, legte sich wieder lang und knipste das Licht aus.
    Aber wer würde nun die Teams kommandieren? Oder ihnen auch nur angehören?
     
    »Hoppla! Pardon!« Diego lächelte Amani Kamarage entschuldigend an und drückte sich hinaus. Er konnte nicht sehen, wen der große schwarze Tasmanier umarmt hielt, und wollte es auch gar nicht.
    »Oh, he – Moment, Colonel!« Es war der kleine Walt Solomon, der aus Kamarages Armen hinauslugte. Der kleine Computerfachmann duckte sich unter dem muskulösen Arm und kam ohne jede Spur von Befangenheit auf den Astronauten zu. »Was können wir für Sie tun, Colonel?« Es klang völlig geschäftsmäßig.
    Diego zuckte innerlich die Achseln. Homosexualität war keine heimliche Schande mehr wie noch vor zwanzig Jahren, doch hatte er bisher noch kein so ungeniertes Zurschaustellen gleichgeschlechtlicher Beziehungen während der Dienstzeit erlebt, wenigstens nicht bei der NASA. Aber das ging ihn nichts an. Solomon und Kamarage waren Spitzenkräfte. Er reichte ihm zwei Bänder. »Können Sie das nach Boston blitzen, Walt?«
    »Na klar. In einer Stunde sind sie dort.« Er nahm die Bänder entgegen, überprüfte die Etiketten und sagte dann mit gewollter Beiläufigkeit: »Hören Sie, Colonel, heute abend ist eine Party in Unterkunft C 3. Haben Sie Lust hinzukommen? Nur ’n paar von den Jungens.«
    »Danke, nein, Walt.« Mit einem leichten Lächeln nahm er seiner Ablehnung den gelinden Stachel. »Ich muß pauken, wissen Sie. Für mich gibt’s mehr zu lernen, als Punkte auf einem Computerchip

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