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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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auf der Regierung lastende Bürde.
    Er unterzeichnete Verfügungen, paraphierte Entwürfe, diktierte ein politisches Statement über die kanadische Situation, wies das Verteidigungsministerium an, die Verantwortung über die Pipelines von Alaska nach Mexiko zu übernehmen, unterzeichnete das Gesetz über Katastrophenhilfe und ernannte einen neuen Gesandten für China – der alte hatte Selbstmord begangen.
    Doch er dachte an Barbara Carr so erregt, wie ein Junge an seine erste Verabredung. Gradezu unanständig für einen Mann meines Alters und meiner Position, dachte er, entwürdigend! Doch seine Erregung wuchs, er konnte es nicht ändern. Sex war nicht einmal das Ausschlaggebende, wenn der auch dazugehörte. Barbara war für ihn eine Zuflucht, nicht eine schlampige Sexaffäre. Ihm fiel ein, was man sich über Kennedy erzählte: Der hatte tatsächlich zwei seiner Kabinettsmitglieder, Bundy und McNamara, in seinem Schlafzimmer empfangen, war nackt aus dem Bett gehüpft, ungeniert durchs Zimmer gegangen und hatte sich den Bademantel übergezogen – und in dem Bett lag eine Frau, die nicht seine Frau war. Sex im Weißen Haus war nichts Neues, wohl aber für John Caleb Knowles.
    Vielleicht kann ich ihr hinterher was vorspielen. Die Bourrée für Laute von Bach? Den »Salty Dog Rag«?
    »Foggy Mountain Chimes« – das wäre vielleicht grade das richtige.

17. Mai: Kollision minus 8 Tage, 21 Stunden
     
    Im Kommando-Modul von Omega I zog Nino Solari eine Checkliste aus der Hülle und begann die Prozedur, die für die Herstellung des optischen Kontakts mit Schiwa erforderlich war. An sich war es noch zu früh, aber es gab sonst nicht viel zu tun, und Lisa war schweigsam und verschlossen, wohl in ihre eigenen Gedanken versunken.
    Das optische Bord-Teleskop war ziemlich klein, würde jedoch hoffentlich ausreichen. Stirnrunzelnd ging Solari die Liste durch. Bei der Apparition – beim ersten Sichtbarwerden – sollte er Schiwas Durchmesser und Albedo messen. Mit anderen Worten: Größe, Reflektionsstärke und Lichtabsorbierung feststellen. Dazu würde er ein mit flüssigem Helium gekühltes, mit einem 1,6-mm-Filter versehenes Bolometer benutzen. Durch Vergleichen Schiwas mit einem Standard-Stern – in diesem Falle Alpha Ori – konnten die Wissenschaftler unten auf der Erde den thermalen Flux im infraroten Teil des elektromagnetischen Spektrums beider Himmelskörper bestimmen. Sie würden eine Relation erhalten, aus der sich das Oberflächen-Albedo des Asteroiden ergeben würde, und zwar indem sie durch Messung feststellten, wieviel er von der ursprünglich auf ihn fallenden Sonnenstrahlung reflektierte, beziehungsweise wieder abstrahlte. Durch photometrische Kontrollexperimente auf den anderen Wellenlängen würde sich die Spektralreflexion ergeben. Dann würde man genau wissen, wieviel Eisen Schiwa enthielt. Wußte man das, so ließ sich Schiwas Masse auf zwei Dezimalstellen errechnen.
    Seufzend legte Solari die Liste in den Schoß. Er war immer dankbar gewesen, daß er als Raumfährenpilot nicht soviel wissenschaftlichen Kram hatte lernen müssen wie seine Vorgänger. Er war im fahrplanmäßigen Verkehr ausgebildet worden: von der Erde zur Raumstation, von der Raumstation zur Mondbasis – und wieder zurück. Einfach, Routine, wenig Gefahr. Zwischendurch konnte er sich immer mal wieder entspannen, sich an den Sternen, an der Unendlichkeit des Weltalls erbauen. Diesen Job hatte er gut gelernt. Er war in der Tat ein sehr guter Pilot geworden. Aber kein so guter Wissenschaftler. Er zögerte, Lisa zu sagen, wie wenig er davon verstand. Sie hatte genug im Kopf, und schließlich ging das Arbeiten mit dem optischen System nicht über seine Fähigkeiten hinaus. Er mußte bloß ein bißchen üben – für alle Fälle.
    Er warf einen verstohlenen Blick auf Lisa. Sie war soeben von dem ziemlich komplizierten und unangenehmen Prozeß der Defäkation zurückgekommen. Die Astronauten taten immer so, als gäbe es das nicht, was Solari ziemlich orientalisch fand. Die Japaner, fiel ihm ein, hatten so eine Redensart über die Nacktheit: man sieht sie oft, aber man sieht sie nicht an. So war es mit den biologischen Funktionen an Bord auch. Dergleichen bei Schwerkraft null oder bei der verminderten Schwerkraft eines rotierenden Schiffes zu erledigen, hatte eine gewisse Komik, aber die Astronauten selbst fanden nach einiger Zeit nichts Humoristisches mehr dabei. Er nahm die Checkliste wieder zur Hand.
    Zusätze besagten, daß das

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