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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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weltweit über Radio verbreitet wurde. Was sie sich zu sagen hatten, mußten sie sich zwischen den Zeilen sagen. »Für so ein paar Milchwagenfahrer sind wir ja ganz schön weit draußen, nicht?«
    »Hö«, sprach Nino Solari dazwischen, »wir kriegen es schon hin.«
    »Lisa, ich…«
    »Also – Schluß mit den Privatgesprächen!« Das war Carl Jagens. »Ihr kennt die Vorschriften. Alles über NASA-Kanal. Jede Information von euch kann für die Bodenstation wichtig sein. Alles andere ist unnütziges Gequatsche. Verstanden?«
    »Hören Sie mal, Carl«, protestierte Diego, »seit wann sind Sie hier Hausmutter? Sind wir hier im Gefängnis nach Einschluß – oder was? Ist doch nichts dabei, wenn ich mit Lisa spreche.«
    »Colonel Calderon«, entgegnete Jagens eisig, »achten Sie gefälligst auf die vorschriftsmäßigen Kommunikationsformen!«
    Eine kurze Pause trat ein, und Lisa öffnete schon den Mund, um etwas zu sagen, doch Diego sprach zuerst. »Alpha II schaltet um auf S-Band, Frequenz 1.«
    Lisa streckte die Hand aus und schaltete auf die »Abwärts-Linie« um, die Sprechfunkverbindung mit der Erde in dem Telemetriekomplex, der die Raumfahrzeugparameter an die Erdsatelliten durchgab, von wo aus sie weiter an die betreffenden Basen gingen. Die entsprechende »Aufwärts-Linie« entlastete die Bordelektronik, diagnostizierte eventuelle Systemfehler und speicherte die aus anderen Quellen stammenden sogenannten »Aufwärts-Daten« über Schiwa.
    »Omega I, bitte kommen. Alpha II an Omega I, bitte kommen.«
    »Colonel Calderon, Sie verstoßen gegen die Vorschrift«, fuhr Jagens dazwischen.
    »Warum zum Teufel soll eigentlich Funkstille sein, Carl? Damit der Feind nicht weiß, wo wir stecken? Wir fliegen doch hier keinen Buschkrieg, Jagens. Schiwa hat keine Ohren.«
    »Schluß jetzt, Klappe zu!« Das war die Stimme Chuck Bradshaws, die Stimme mit der scharfen Schneide, die Laßt-den-Unsinn-Stimme, die keiner gern hörte.
    »Ich habe angefangen, Chuck«, sagte Lisa, »ich…«
    »Im Ernst, Leute«, unterbrach Chuck, »Sprechverkehr auf Minimum, ja?«
    »Genau«, bestätigte Jagens selbstgefällig.
    »Carl…«, setzte Chuck an, hielt jedoch inne. »Captain Jagens, Sie haben das Kommando.«
    Eine versteckte Warnung lag in Chucks Worten, aber sie vermittelten eine plötzliche Erkenntnis: was konnte Chuck tun, wenn Carl oder sonst jemand nicht gehorchte oder vom festgesetzten Operationsplan abwich? Erfüllten Alpha und Omega ihren Auftrag nicht, dann wären sie tot, und die NASA und der größte Teil der Menschheit wahrscheinlich auch. Schafften sie es, so war alles andere egal; was zählte, war der Erfolg, ganz gleich wie er zustande gekommen war. Dann waren sie die größten Helden und Heldinnen der Menschheitsgeschichte. Buchstäblich die Retter der Welt. Bei so hohen Einsätzen hatten Tadel und Rügen kaum einen Sinn. Bradshaw konnte nur damit rechnen, daß sich jeder diesem Interesse unterordnete. Aber er konnte niemanden zwingen zu gehorchen.
    Da reichte keine Drohung aus.
    »Ab sofort wieder normaler Funkbetrieb«, befahl Carl Jagens. »Alpha II hat Erlaubnis, mit Omega I Verbindung aufzunehmen.«
    »Alpha I, hier spricht Alpha II. Antrag auf Sprecherlaubnis.«
    Trübsinnig starrte Lisa auf die Konsole. Jagens bestätigte den Spruch. Sie fühlte sich noch einsamer und zwang ihre Gesichtszüge zu völliger Ausdrucklosigkeit, ein Schutzschild gegen die Preisgabe ihrer Gefühle. Immer noch hielt man die weiblichen Astronauten für gefühlsbezogener; noch nach sovielen Jahren war dieses Rollenmuster noch immer in Kraft. Lisa hatte sehr bald gelernt, ihre Zunge und ihre Miene im Zaum zu halten.
    Nur mit halbem Ohr hörte sie auf den Strom von Funksprüchen zwischen der Erde und den beiden Teams. Worte und Sätze schwirrten vorüber. Phasische Ausrichtung der Radar-Antennen. Überprüfung des Reaktionskontrollsystems, das die Stabilisierung beim Eintritt in den Schiwa-Schwarm gewährleistete. Der Sucherstrahl für die Richtungsantennen auf Omega III war zwanzig Prozent zu tief. Die sich überschneidenden Flugbahnen wurden auseinandersortiert. Minimaximal-Analyse des Eintrittswinkels. Letzte Informationen aus dem Thales Center.
    Diego, dachte sie, was wolltest du mir sagen? Was wollte ich dir sagen? Ein Streicheln über Weltraumweiten. Trist. Gedenken. Liebe. Aber vielleicht hat Carl recht gehabt. Sich an den Plan halten. An nichts anderes denken. Nur an den Job.
    »Houston, hier ist Omega I. Erbitte Information über

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