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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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Schwarm zerstreut, der von der Erde aus gesehen ein silbriger dünner Nebel war. Die von Bolschoi herausgeworfenen Fragmente flogen etwas abseits.
    Der Schwarm würde die Erde noch vor Schiwa erreichen, und jetzt konnte ihn nichts mehr aufhalten. Glücklicherweise waren einige der größten Trümmer durch die Explosion so weit weggeschleudert worden, daß sie die Erde verfehlen würden. Viele der kleineren Stücke und der gesamte Staub würden in der Atmosphäre verglühen.
    Doch der Schwarm würde immer noch große Schäden anrichten; das war unvermeidlich.
    Auf seinem jetzigen Kurs würde Schiwa selbst in Kürze die Luftdecke der Erde aufreißen und sich für immer in den Planeten eingraben.
    Dunkel, schwarzgebrannt von seinen Reisen nahe der Sonne, kam der Asteroid der Erde näher und näher.
     
    Übelkeit und Schwächezustände kamen und vergingen. Für den toten Russen hatte Carl keinen Blick mehr übrig. Er war ein Meuterer auf dem wichtigsten Flug in der Geschichte der Raumfahrt gewesen. Was Carl getan hatte, war nur recht. Zu einem vorschriftsmäßigen Verfahren hatte die Zeit gefehlt. Zeit hatte man überhaupt nicht. Sie reichte vielleicht knapp, um Schiwa aufzuhalten.
    Fieberhaft überprüfte Jagens die Radioanlage. Nur die Frequenz zu den Geschossen war noch intakt. Dann sah Carl den Geigerzähler.
    Der Zeiger stand im roten Feld.
    In der Zeit schwebend starrte er auf die Scheibe. Er war exponiert gewesen. Als das Schiff ins Taumeln geriet, mußte es aus dem Strahlenschatten Schiwas gekommen sein, in die Emission der zerstrahlten Bombenmaterie. Dann hatte Menschow das Schiff vor den Asteroiden gebracht, um es vor dem Schwarm zu schützen, der von achtern aufkam; doch damit hatte er es weiterer Strahlung ausgesetzt.
    Wahrscheinlich bedeutete das den Tod.
    Während einer langen Sekunde fühlte Carl Jagens nichts. Nur eine leichte Verwunderung. Dann tat sich, wie bei einem Dammbruch, ein schmaler Riß auf. Dann tröpfelte etwas durch. Dann kam in mächtigem Strom die Freude.
    Er war frei.
    Eine seltsame Reaktion auf sein Todesurteil! Ein stiller, unterbewußter Teil seines Ich, der Teil, der immer kalt, immer fürchterlich logisch und unemotionell gewesen war, war über diese Entwicklung hochbefriedigt.
    Großer Mann, du wolltest ein Held sein. Hier ist deine Chance. Ganz gleich, was du tust, du überlebst es doch nicht, also hast du nichts zu verlieren.
    Nur deinen Ruf. Nur deine Legende.
    Legende.
    Alle kommenden Menschengenerationen würden von ihm sprechen, wenn er es schaffte. Wenn nicht, war es auch egal. So oder so würde er tot sein.
    Es gibt verschiedene Arten zu sterben. Aber nicht für Carl Jagens. Für ihn gab es nur eine Art: nach Durchführung der Mission.
    Er brauchte sich nicht einmal um das Sterben an Strahlenverseuchung Sorgen zu machen, was ein langsamer und besonders scheußlicher Tod ist. Er würde tun, was zu tun war und dann einfach die Luftschleuse öffnen. Nein, erst würde er die Kapsel in eine Art Orbit bringen – ein Mausoleum im Weltraum. Oder sie auf Kurs in die Sonne setzen. Das war alles nicht so wichtig.
    Wichtig war nur, daß Schiwa gestoppt wurde. Schaffte er das nicht, war er umsonst gestorben. Er würde vergessen werden. Und vergessen sein hieß, nie existiert zu haben.
    Erst einmal Bilanz machen, dachte er. Positiva:
    Alpha I war einigermaßen intakt. Das Schiff war radioaktiv, aber intakt.
    Zweiundzwanzig Geschosse und die Mittel, sie zu leiten und zu kontrollieren.
    Und was ist mit den anderen Astronauten dieser Mission? Keiner antwortet, also sind sie entweder tot oder aktionsunfähig. Er mußte es allein tun.
    Die in Alpha II mußten tot oder strahlungsexponiert sein, außer sie waren im Schutze Schiwas geblieben. Es spielte auch keine Rolle. Es war sowieso immer nur auf ihn angekommen.
    Rasch errechnete er für eins der Geschosse den Kurs durch den Schwarm. Dann schwenkte er auf die vom Detonationsgebiet abgewandte Seite. Der größte Teil des Schwarmes lag voraus, doch im Radar zeigte sich, daß der Schwanz des Schwarms immer noch aufkam. Er mußte sich beeilen.
    Das Geschoß strich hinein und detonierte heftig an der Felsenwand Schiwas. Es tat ihm nichts; das war auch nicht der Sinn des Schusses gewesen. Dieses Geschoß war nur ein Anführer, ein Test, ein Pfadfinder durch die Trümmer.
    Er begann, die restlichen einundzwanzig Geschosse zu programmieren. Sie sollten Schiwa gleichzeitig treffen. Einundzwanzigmal zwanzig Megatonnen. Dabei mußte schließlich etwas

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