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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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Funken sprühten vom Lukdeckel auf. Carl reagierte: Er wandte sich um. Diego kam es wie Zeitlupe vor. Hinter der Sichtscheibe des Helms konnte er Carls Gesicht nicht erkennen.
    »Du Narr!« kam Carls Stimme über Helmradio. »Töte mich doch, du wahnsinniger Esel!«
    Diegos Finger spannten sich um den Abzug. Gewiß wollte er ihn töten. Der Raumanzug würde auf diese Distanz wenig oder gar keinen Schutz bieten. Das Abstoßungsvermögen seiner Oberfläche war nicht besonders stark; er war keine schimmernde Wehr. Ein kleiner Druck mit dem Zeigefinger, und der rubinrote Strahl würde den Anzug und Carl glatt durchbohren, die Luft würde herauszischen, das Blut zu winzigen Kristallen gefrieren und mit dem Schwarm ziehen.
    »Töte mich, oder ich töte dich!« schrie Carl. Dann lachte er. »Aber du traust dich ja nicht, wie? Hast ja keinen Mumm, du blöder Scheißer!« Verächtlich wandte Jagens sich um und kletterte ins Schiff. Die Luke schloß sich hinter ihm. Das Schiff setzte sich in Bewegung, schwang herum und entfernte sich.
    Auf einmal war Diegos Kopf wieder klar. Er ließ den Laser fallen und arbeitete sich mit höchster Eile zur Raketenschaltung hinüber. Er zog sich auf den Sitz und zündete alle seine Antriebsraketen ungeachtet des Schwarms, in dem er mitten drin war.
    Ponk! Ping! Ping-pink-ding-pinng!
    Der flammende Treibstrahl von Alpha I stach durch den Raum, genau auf die Stelle zu, wo Diego gewesen war.
    Bannng!
    Das Schiff erzitterte unter einem Treffer, Diego fuhr herum: die Luke hatte ein Loch. Verdammt! Die Luke war hin und das Schiff schon wieder undicht! Immer noch prallten kleinere Steine gegen die Außenwand – das Schiff war jetzt mitten im Schwarm. Er schaltete die acht Geschosse wieder von Alpha I ab, so daß Jagens sie nicht mehr dirigieren konnte. Erst dann wendete er Alpha II und ging wieder auf Parallelkurs mit dem Schwarm.
    Innerlich widerstrebend machte er Olga Nissen und Ikko Issindo von ihren Sitzen los und half ihnen hinaus. Für sie war der Weltraum letzten Endes ein passenderer Ruheplatz als ein Kirchhof auf der Erde – falls sie jemals zurückkehren sollten.
    Oder falls es überhaupt noch etwas gab, wohin man zurückkehren konnte.
    Dann erwog Diego die Möglichkeiten, sich mit Lisa Bander in Verbindung zu setzen.
     
    CARL GEISTESGESTÖRT, las Lisa. ER VERFÜGT NOCH ÜBER EIN GE-SCHOSS GEFÄHRLICH BRAUCHEN VERBINDUNG ERDE COMPUTER GENAUE ZIELANGABE AUF SCHIWA FÜR VOLLTREFFER MIT ALLEM. Lisa runzelte die Stirn. Das würde schwierig sein. WERDE VERSUCHEN JAGENS ZU NEUTRALISIEREN.
    »Nein!« Lisa faßte nach dem Schalter ihres eigenen Lasergeräts, um Diego zu morsen; doch seine Schlußworte: ALLES LIEBE UND VIEL GLÜCK sagten ihr, daß es vergeblich sein würde.
    Nein, zum Teufel, laß ihn, murmelte sie verbittert. Dann holte sie tief Atem und setzte einen Funkspruch zur Erde ab. Vielleicht kamen sie mit einem Spezialverfahren durch – auf Band genommen und mehrfach wiederholt. Sie schaltete auf Erdempfang.
     
    Das Erdbeben schleuderte Chuck Bradshaw quer durch den Raum. Geräte schaukelten, Menschen schrien. »Ganz egal«, brüllte Chuck zu Dink Lowell hinüber, »halten Sie auf alle Fälle die Verbindung zu Omega!«
    »Versuche ich ja!« schrie Dink zurück und fiel dann selbst hin, als eine zweite zitternde Welle den Fußboden aufriß. Die Lichter erloschen.
    Am Westende des San-Fernando-Tales schlug ein vorausgeeilter Brocken des Schiwa-Schwarmes ein. Er wog annähernd vierzig Tonnen, ließ ein gutes Stück von Tarzana in Dampf aufgehen und löste ein größeres Erdbeben aus.
    Das Jet Propulsion Labor war vorübergehend funktionsunfähig. Chuck Bradshaw stolperte in den stauberfüllten Tag hinaus, hörte Sirenen und Schreie und setzte sich auf die Kante eines Blumenkastens. Zu seiner Überraschung sah er Tränen in den Staub des Patio fallen.
    Es war schon sehr lange her, daß er geweint hatte. Es war sogar wie etwas ganz Neuartiges. Was hast du heute gemacht, Daddy? Ich habe geweint. Wie aufregend! Also hast du doch menschliche Züge?
    Doch, die habe ich, dachte er, sehr menschliche sogar. Jedesmal, wenn das Menschengeschlecht stirbt, weine ich.
     
    »Mr. Präsident?«
    »Ja? Ach, Myron – kommen Sie herein. Möchten Sie was trinken? Sehr guter Chablis.«
    »Nein, danke, Sir.« Myron blickte zu Barbara Carr hin. Mit abgewandtem Gesicht lag sie in dem breiten Bett und schien zu schlafen.
    »Störe ich?«
    »Aber nein, Myron, Sie doch nicht. Wie steht’s?« Harmlosfreundlich

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